EVEREVE
Die Band EVEREVE bewies schon mit ihrem ersten Album ´Seasons´, dass sie eine eigenwillige und mit einem überaus großen Potential versehene Band sind. Das stellen sie mit ihrem neuesten Output ´E-Mania´ wieder unter Beweis. Seit ihrem Debut und den darauffolgenden Alben hat sich eine enorme Steigerung im Songwriting vollzogen. Bassist Stefan Müller gab mir ein wenig Einblick in das neue Material und in die Weiterentwicklung der Band.
Wenn man das Debut ´Seasons´ mit dem aktuellen Album ´E-Mania´ vergleicht, spürt man sofort eine gewaltige Steigerung in Bezug auf das Songwriting und vor allem auf den Sound. Worauf führt ihr diese Steigerung zurück?
– Das ist eigentlich relativ schwierig zu erklären. Zu diesem Punkt kann ich vielleicht nur die Erklärung geben, dass wir 1997, genau wie heute im hier und jetzt gelebt haben. In der Zwischenzeit ist aber sehr viel passiert, was sich auf die Band und auch auf das ganze Umfeld bezieht. Bei uns drückt ein Album immer aus, was wir zu der Zeit, als wir die Songs geschrieben haben, emotional verspürten. Dieses merkt man den Texten, genau wie den Songs an. Das war auch schon 1997 so gewesen, denn wir sind Menschen, die das Umfeld relativ stark wahrnehmen. Das Songwriting ist bei uns eine reine Gefühls- und Bauch-Sache, denn gute Musik kommt doch regelrecht von Herzen. Wir befinden uns aber immer noch auf dem gleichen Pfad wie frühere. Als wir uns entschlossen haben, Musik zu machen.
Diese Emotionen merkt man dem Album regelrecht an, denn auf ´E-Mania´ sind neben Gothic-Metal auch die ruhigeren, teils depressiven Parts vertreten. Deshalb kann ich im Grunde mit dem Titel ´E-Mania´ nicht viel anfangen. Welche Bedeutung hat dieser Album-Titel eigentlich?
– Das ist eine vielschichtige Angelegenheit. In erster Linie war die Arbeit im Studio dieses Mal sehr intensiv gewesen. Jeder von uns ist teilweise über seine Grenzen gegangen. Deswegen sehen wir den Titel, im übergeordneten Sinn sehr passend. Zweitens sehen wir ´E-Mania´ als ein übergeordnetes Konzept, welches z.B. das Artwork des Booklets, die Wortspielerei in den Texten, die Pseudonyme, die verschiedenen Sounds und die Zahl 51 beinhaltet. Dieses alles hat sehr viel mit Kunst zu tun, denn wir beschreiben auf diesem Album die Realität als ein Kunstprodukt.
Du sprachst gerade von einem Konzept. Ist ´E-Mania´ denn ein Konzeptalbum von der textlichen Seite her?
– Das kann man so nicht sagen. Es gibt zwar einige Themen und auch Schlagwörter, die öfter auftauchen, aber im Grunde wird auf diesem Album beschrieben, dass man sich seine Schwächen als Mensch vor Augen führt und sich seinen Ängsten im Leben stellt und sich mit diesen auch auseinandersetzen soll.
EVEREVE haben als reine Gothik-Band ihre Karriere gestartet. Bei ´E-Mania´ wurde dieser Sound ziemlich stark mit Metal gemischt. Seht ihr euch jetzt selber mehr als Gothik- oder als Metal-Band?
(Stefan lacht) – Das wissen wir selber nicht so genau. Wir sind zwar sehr lebensfrohe Menschen, aber tief in einem steckt doch auch eine dunkle Seite. Deswegen sind wir auch manches Mal ziemlich zynisch. Im Grunde verkörpert das neue Album das Denken in Kategorien, denn jeder will einem in eine bestimmte Schublade stecken. Wir sehen uns eher als eine Band die solche Grenzen überschreitet. Das Album kann demzufolge Leute ansprechen, die in den jeweiligen Sparten zuzuordnen sind. Somit kann es Leuten gefallen, die mitten in der Gothik-Szene stecken, aber auch solche, die gerne einmal eine verzerrte Gitarre hören. Es gibt bei uns keine Überlegungen dabei, wem ein solches Album gefallen könnte, denn das Material kommt aus dem Bauch bzw. von Herzen.
Das dieses Material von Herzen kommt, merkt man den Songs auch total an. Vor allem haben EVEREVE mit ihrem Sänger eine mehr als gute Wahl getroffen, denn er passt sich den Songs mit seiner Stimme, wie ein Chamäleon an. War dies auch wichtig für euch, jetzt einen solchen Sänger zu besitzen, der dieses perfekt beherrscht?
– Das schon und da wir die ganze Zeit schon über Emotionen sprechen kann ich dies nur so erklären, dass ich eine Stimme im gewissen Maße als ein zusätzliches Instrument sehr. Es ist ein Instrument, was dem Menschen am nächsten ist. Deswegen ist ein entsprechender Umgang damit sehr gut, weil die Menschen dadurch diese Emotionen viel besser begreifen und spüren.
Der Sänger ist auch ein ziemlich wichtiger Part innerhalb einer Band.
– Das ist vollkommen richtig. Es ist zwar katastrophal, dass wir nun schon mit dem dritten Sänger arbeiten, aber wir haben uns immer gesagt, dass es vielleicht eine Bestimmung des Schicksals war, denn wir haben zu keiner Zeit daran gedacht aufzuhören. Wenn sich jetzt jemand die Arbeit macht und unser Material verfolgt, wird einem auffallen, dass es gewisse Parts gibt, die alles miteinander wieder verbindet.
Ihr habt ja jetzt auch eine neue Plattenfirma. War der Vertrag mit Nuclear Blast abgelaufen?
– Die Arbeit für ´Seasons´ war wirklich toll, aber für unser zweites Album gab es fast überhaupt keine Unterstützung von Seiten des Labels. Deswegen haben wir auch versucht früher aus dem Vertrag herauszukommen. Zuerst war das nicht so sicher, aber nach dem Songwriting und als wir das Material abgeliefert hatten, kam ein Brief von Nuclear Blast in dem stand, dass man nicht wisse, ob man dieses Album veröffentlichen würde. Das war ein wahnsinniger Druck bis zur Entscheidung, dass wir aus dem Vertrag entlassen wurden. Wir wissen nun aber auch, dass wir einen riesigen Druck aushalten können. Durch den neuen Vertag sind wir in unserem Selbstbewusstsein gestärkt worden, weil sich auch andere Firmen für unser Material interessierten.
Mit einer eigenwilligen Coverversion warten EVEREVE auf. ´Fade To Grey´ wurde so gekonnt in Szene gesetzt, dass dadurch ein fast vollständig neuer Song entstanden ist. Woher habt ihr diese Idee genommen, den Song so eigenwillig zu gestalten?
– ´Fade To Grey´ ist im Grunde ein Song, den wir alle immer schon ganz gut fanden. Für mich persönlich klingt er aber ein wenig zu steril oder besser gesagt war es eher ein Schwuchtel-Pop-Song. Wir haben dem Stück denn einen gewaltigen Tritt in den Hintern verpasst und ihn somit für die heutige Zeit hörbar gemacht. Das Gewand, welches der Song jetzt besitzt, passt viel besser zu unserem Naturell. Das Komische daran ist die Tatsache, dass selbst eingefleischte EVEREVE-Hasser genau diesen Song sehr beeindruckend fanden.
Kommen wir noch einmal zum doch sehr abwechslungsreichen Material. Seht ihr jetzt darin auch die Möglichkeit, dadurch das man eine breitere Masse anspricht, weiter nach oben zu kommen?
– Das Material ist jetzt nicht kalkuliert so geschrieben worden, dass wir eine breitere Masse ansprechen, denn es ist einfach so passiert, wie wir uns gefühlt haben. Für uns bleibt jetzt nur eines übrig, wir müssen abwarten, was die nun folgende Zeit für uns bringt. Wir würden uns zwar über Erfolg freuen, aber den kann man nicht im Voraus planen. Ein bisschen Glück gehört auch dazu.
Und genau das Glück wünschen wir der Band, denn mit ´E-Mania´ ist ihnen ein großer Wurf gelungen, denn ich persönlich auch gerne einmal live erleben möchte.
Story: Gisela
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