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AXXIS

AXXIS 1995

Einige Zeit ist ja nun schon wieder ins Land gegangen. Aber nun steht AXXIS mit ihrem Nachfolgealbum zu ´The Big Thrill´ in Wartestellung auf einen der oberen Plätze. Nach dem Motto, was lange währt wird endlich gut, hatte ich auch die Möglichkeit, mit Sänger Bernhard Weiß, dem langerwarteten Album und auch anderen Dingen, endlich mal wieder auf den Grund zu gehen. Hier nun die etwas gekürzte Fassung des Interviews, welches ich mit ihm führte (wie man sicher weiß, hat Bernhard immer sehr viel zu erzählen).

 

Etwas länger mussten wir ja wieder auf das neue Album warten. Warum eigentlich?

– Es war mal wieder dasselbe Problem wie immer, wir konnten uns einfach nicht entscheiden, welche Songs wir auf dem Album haben wollten. Wir schreiben einfach immer zu viele Songs für ein Album. Wir probieren einfach zu viel aus, denn wir wollen es immer noch besser machen.

Ihr habt ja auch wieder ein umfangreiches Songmaterial zur Verfügung gehabt. Es waren ja über 30 Songs.

– Es waren eigentlich 50 Songs gewesen, aber wir haben im Vorfeld schon von selbst 20 Songs rausgeworfen. Ich finde auch, da der Anschaffungspreis für eine CD sehr hoch ist, sollte man wirklich versuchen, den Fans etwas ganz besonderes und wertvolles zu geben und nicht so ganz einfach mal, auf die Schnelle, ein paar Songs aufnehmen. Das wäre Betrug an die Fans. Bei uns wird das Songmaterial auch sehr vielseitig, weil wir Phasen haben, wo wir nur Balladen schreiben und in anderen Phasen eben die schnelleren Stücke zu Papier gebracht werden. Dadurch stehen immer die unterschiedlichsten Songs.

Ihr schreibt ja auch über Sachen, die Ihr seht und die Ihr dann in Euch aufnehmt.

– Genau, wenn wir irgendwo etwas sehen, was uns nicht so gefällt, dann beschäftigen wir uns sehr damit und das Ganze wird denn zu einem Song gemacht. Deshalb auch dieses Songwriting in Phasen. Auf unserem jetzigen Album sind die Songs auch wieder sehr vielseitig ausgefallen und man kann sie nicht einfach in eine Schublade stecken. Für mich ist der Oberbegriff für diese Musik einfach nur Rockmusik. Im Grunde reicht unser Sound vom Rock über Hardrock bis hin zum Metal. Aber das gibt es alles auf einer CD. Wir suchen auch heute noch immer unseren eigenen Stil, weil wir einfach viel zu viele Geschmäcker haben.

Ihr habt ja auch auf Eurem neuen Album sehr viel experimentiert.

– Ja und das ganz extrem. Wir haben dieses Mal versucht vom regelrechten Metal-Gitarren-Klischee abzukommen und das Instrument Gitarre richtig auszuschöpfen. Ich glaube, das ist uns auch sehr gut gelungen. Bei den Recordings ist auch noch sehr viel entstanden. Unser Produzent Keith Olsen hat uns regelrecht gefordert und das hat uns sehr gut getan. Das Ergebnis war zwar AXXIS, aber es war einfach ganz anders und das ist das Coole an der Sache gewesen..

Die Keyboards wurden auch sehr effektvoll eingesetzt.

– Es sind auf diesem Album mehr die traditionellen Hammonds vertreten, die auch sehr gut zur Gitarre passten. Trotz allem ist ´Masters Of Survival´ eine sehr gitarrenorientierte Platte geworden. Man hört dieses Album einmal und sagt – Das ist AXXIS.

Man muss sie aber mehrmals hören.

– Genau, das ist aber auf der einen Seite ein Nachteil, denn es wirft sich die Frage auf, ob wir in der heutigen Zeit mit so einem Album bestehen können. Der Fan muss sich dieses Album wirklich einige Male anhören und sie regelrecht entdecken.

War das auch einer der Gründe gewesen den Produzenten zu wechseln und zwar von Joey Balin zu Keith Olsen?

– Wir hatten, bei der ersten und der zweiten Platte die Erfahrung gemacht, zweimal mit demselben Produzenten zu arbeiten. Das war aber nicht so gut gewesen, der Produzent kannte unsere Schwächen und wir kannten seine. Bei dieser Arbeitsweise fehlte einfach das gewisse Kribbeln. Die Sache mit Keith Olsen ist auch ganz zufällig entstanden, denn Keith Olsen hat ja auch einen gewissen Namen. Es war so gewesen, das wir wie gewohnt unsere Demos an Produzenten verschickt. Unser Management machte uns dann den Vorschlag auch an die High Society der Produzenten, wie Bruce Fairbain oder Keith Olsen ein Demo zu verschicken. Wir sagten nur – Ha ha, wer will denn schon eine deutsche Band arbeiten? Ja und dann wäre ja auch noch mit großer Wahrscheinlichkeit die Kostenfrage gekommen, denn welche Plattenfirma übernimmt denn schon diese immensen Kosten. Das unglaubliche passierte aber denn, dass Keith Olsen bei mir anrief und tierisch Bock auf die Band hatte. Er fand das Material von uns sehr gut. Es hatte ihm Spaß gemacht unser Demo anzuhören. Er machte uns auch den Vorschlag, weil er die Band unbedingt produzieren wollte, dass wir im  Tonstudio in seinem die Platte recorden konnten, was die Produktion natürlich um ein Wesentliches billiger machte. Trotz allem war er die ganze Zeit anwesend und hat uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden und eines ist heute mit großer Sicherheit klar – Wir haben in dieser Zeit sehr viel gelernt.

In Euren Texten habt Ihr ja viel von dem verarbeitet, was Ihr so an schlechten Sachen in der letzten Zeit gesehen habt. Ihr habt dieses ja früher auch schon gemacht, aber ich finde dieses Mal ist es wesentlich verstärkter.

– Richtig, du hast es auf den Punkt gebracht, Ich hätte es nicht besser sagen können, denn wir haben früher die Philosophie vertreten, dass wir Texte machen wollten, die aus dem üblichen ´Sex, Drugs and Rock´n Roll´-Klischee herausgingen. Das hat uns vielleicht nicht jeder abgenommen. Wir haben immer sehr viel Interpretationsspielraum gelassen, dass jeder für sich seine eigenen Sachen herauslesen konnte. Bei dieser Platte haben wir uns eigentlich gedacht, dass wir die Texte egoistischer verfassen. Wir wollten auch einfach mal unsere Meinung und wie wir das alles so sehen, den Leuten klarmachen. Das soll aber jetzt nicht heißen, dass wir die Weisheit mit Löffeln gegessen haben, denn im Grunde sind wir die Jungs aus dem Ruhrpott. Keith Olsen fand das auch sehr interessant, was eine deutsche Band so denkt. Nimm nur zum Beispiel das Wort Angst. Es wird uns doch von jedem Angst eingejagt. Von der Versicherung, über das größere Auto wegen der Sicherheit bis hin zum Essen, denn es ist ja heute sowieso fast alles ungesund. Genau diese Leute, die diese Angst schüren, machen im leben die dicke Kohle. Genau davon handelt der Song ´Fan The Flame´, der so viel heißt wie Öl ins Feuer gießen. Das ist auch jetzt der Weg unseren eigenen Stil finden und ich denke, wir sind auf besten Weg dorthin. Wir wollen jetzt aber nicht amerikanisch, englisch oder vielleicht französisch klingen, nein wir sind Deutsche.

Das fand ich ganz toll, dass es noch Bands gibt, die zu ihrer Heimat stehen, denn bei vielen deutschen Bands merkt man einfach die allzu große amerikanische Beeinflussung und genau das sehe ich als ganz großen Fehler an. Man sollte doch immer daran denken, woher man kommt. In diesem Sinne können wir uns auf Mai freuen, wenn AXXIS die deutschen Bühnen wieder unsicher macht.

http://www.axxis.de

Story: Gisela

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