DIO

DIO 1993

So sollte doch wirklich der Tag aussehen, wenn man seinen Geburtstag feiert. Für mich jedenfalls war dies ein Tag voller netten Überraschungen und Begegnungen. Ein interessantes Gespräch führte ich an diesem Abend in der Düsseldorfer Philipshalle mit Ronnie James Dio kurz vor seinem Auftritt und das, was er mir zu erzählen hatte, könnt ihr auch jetzt sofort nachlesen.

 

Warum ist Dein neues Album härter ausgefallen als Deine letzten Veröffentlichungen?

– Ja, es ist viel härter ausgefallen. Meine Rückkehr zu BLACK SABBATH zur Aufnahme des ‚Dehuminizier‘- Albums erlaubte mir heavier und härter zu werden. Der Sound wird sehr stark durch die Gitarristen beeinflusst. Nimm z.B. Tracy G., er spielt ziemlich ‚Dark and Heavy‘ und liegt somit auf der Linie mit Tony Iommy. Er ist das totale Gegenteil von Vivian Campbell (jetzt DEF LEPPARD), der sehr bluesig spielt. Rowan Robertson war damals noch sehr jung, als er zu uns stieß. Aber auch er ist ein bluesorientieter Gitarrist. Durch Tracy G. war ich auch jetzt, nach meiner Rückkehr zu DIO, imstande die Band DIO in eine andere Dimension zu bringen.

Tracy brachte also wieder neue Einflüsse mit in die Band?

– Ja und genau diese Einflüsse erlaubten es mir heavier zu werden.

Textlich hat sich auch einiges in Deinen Songs geändert.

– Ja genau, keine magischen und mystischen Texte mehr, sondern nur noch von Dingen, die ich in der Welt gesehen habe. Die Jugend hat doch keine hoffnungsvolle Zukunft mehr. Der Rassismus in der Welt wird immer größer. Dann gibt es zu viele Götter in der Welt und auf diese werden dann auch noch die eigenen Armeen aufgebaut, wie z.B. in Jugoslawien oder im Iran. Genau das versuche ich in den Texten zu verarbeiten. Es sind also alles realistische Texte, denn es ist einfach nicht mehr zeitgemäß über Engel zu singen, die vom Himmel herab schweben. Dafür werden wir von den Regierungen zu sehr belogen, indem sie Versprechungen machen, die sie nicht einhalten können. Die Jugend hat keine Hoffnung mehr, denn sie haben keinen Job, kein Geld und dann ist da noch dieser Virus AIDS. Ich bin verärgert darüber was in der Welt passiert, aber ich habe die Möglichkeit das in Texte zu verarbeiten, was ich in der Welt gesehen habe.

Ich hatte die Gelegenheit Euch beim Soundcheck zuzuschauen und es sah so aus, als hättet Ihr einen neuen Song einstudiert. Stimmt das?

– Nein, wir versuchen unseren Set immer noch besser verbessern. Wir haben jetzt sechs Shows, drei in Griechenland und drei in Spanien hinter uns, aber wir sind immer noch nicht zufrieden. Wir wollen den Fans einfach das Beste bieten.

Du bist jetzt schon eine sehr lange Zeit ‚On Stage‘.

– Ja, sehr lange. Ich habe mit 5 Jahren angefangen Trompete zu spielen und das ist jetzt fast 40 Jahre her. Meine Rocklaufbahn habe ich in den frühen 70er Jahren mit ELF, RAINBOW, BLACK SABBATH begonnen. Das ist jetzt auch schon wieder über 20 Jahre her.

Und was war das beste und schlechteste Erlebnis in dieser ganzen Zeit?

– Das Beste war, dass ich in der ganzen Zeit Musik machen konnte und auch die vollste Unterstützung meiner Familie für diese Sache bekommen habe. Schlechte Erlebnisse waren für mich immer die Zeitpunkte, wenn eine Band auseinanderbrach, wie z.B. ELF, RAINBOW usw. Man kann also sagen, für mich sind gute Erlebnisse, wenn ich mit einer Band gut zusammenarbeite und schlechte, wenn mein Traum von der Band zerstört wird.

Ich habe gehört, Du schreibst ein Buch?

– Ja, das ist richtig. Es soll ein Buch von meinem Leben werden. Aber nicht so, dass es ein Kapitel von Ritchie Blackmore oder Tony Iommy gibt. Es waren alles gute Zeiten die ich erlebt habe. Ich möchte den Fans ein Rückblick auf 25 Jahre meines Rock’n Roll-Lebens geben. Angefangen als ich noch jung und neu in diesem Geschäft war bis hin zu heute. Das heißt aber nicht, dass ich mich heute zu alt fühle. Ja und nach dem Buch gibt es einen Film. Der ‚Film zum Buch‘.

Dann kann ich Dir nur noch alles Gute für Deine weiteren Aktivitäten wünschen und das Du uns noch lange Freude bereitest mit Deiner Musik.

Nach diesem Interview konnte ich denn auch noch ein tolles Konzert sehen.

Pünktlich um 20.00 Uhr betrat FREAK OF NATURE, die neue Band von Mike Tramp , die für mich als die Newcomerband des Jahres 1993 gilt, die Bühne. Auch dieses Mal wussten sie wieder voll zu überzeugen. Mit ihrer ungezwungenen und sehr powervollen Art schafften sie es an diesem Abend wieder einige Leute von sich zu überzeugen. Das Songmaterial passt toll zu Mikes Wahnsinnsstimme. Auch was seine Musiker angeht, hat Mike einen mehr als guten Griff gemacht. Es sind alles sehr gute Einzelmusiker. Man kann sich nur freuen, sie im nächsten Jahr wieder ‚Live On Stage‘ bei uns in den Hallen oder vielleicht sogar auf Open-Airs sehen zu können. Nach einem viel zu kurzen Set, der über 45 Minuten ging hinterließen sie ein sehr zufriedenes Publikum.

Gegen 21.15 erreichte die Stimmung der ca. 1500 Zuschauer in der Philipshalle ihren Höhepunkt, denn das Licht wurde ausgelöscht und die Show von Ronnie James Dio konnte beginnen. Eines muss ich schon vorwegnehmen, ich habe ihn schon des Öfteren live gesehen, aber was er dieses Mal seinen Fans bot, war nur genial. Es war ein Konzert mit sehr vielen Highlights. So bekamen die Fans eine tolle Lightshow geboten. Aber auch die Leistungen von Tracy G. (guitar), Jeff Pilson (bass) und  Vinny Appice (drums) waren nicht von schlechten Eltern. Das Beste aber an der ganzen Show waren die genialen Vocals von Ronnie, die bei mir, wie auch sicher bei vielen anderen auch, ein Gänsehautfeeling bewirkten.

Nach 105 Minuten hinterließ auch Ronnie James Dio ein mehr als zufriedenes Publikum und man kann nur hoffen, dass Ronnie demnächst mal wieder in unseren Breitengraden auftritt.

Story: Gisela Schmitz