DOMINE

DOMINE – Auf den Pfaden einer romantischen Vergangenheit

Gitarrist Enrico Paoli erzählte mir einiges über die epische Power Metal Band DOMINE aus Florenz, die im Januar während ihrer Tour mit RIOT, AGENT STEEL und ANVIL auch in der Zeche Carl in Essen halt machte.

Als ich auf den Namen der Band zu sprechen kam und diesen dabei in der englischen Variation aussprach, wurde ich sofort höflich von Enrico korrigiert. ´Zu allererst: Es heißt Domine.` Enrico legt dabei die Betonung des Wortes auf die erste Silbe ´Dom´, spricht das ´i´ wie unser deutsches und lässt dann das ´ne´ kurz ausklingen. ´Ich habe schon alles Mögliche gehört`, fährt er fort und gibt eine Fülle der Beispiele der verschiedenen Versionen, den Bandnamen klanglich zu verändern. ´Es wird genau so ausgesprochen, wie es geschrieben wird. Es ist ein altes lateinisches Wort und bedeutet soviel wie Meister oder Herr,` erklärte er mit einer gewissen Feierlichkeit in der Stimme.

Sind DOMINE denn religiös

– Ich persönlich habe ein wenig heilige Gesinnung in meinem Kopf, aber ich folge keiner Art von Religion. Ich glaube, dass es etwas mehr gibt als nur die materielle Welt, aber ich bete nicht zu Gott oder etwas ähnlichem. An dieser Stelle kann ich auch nur für mich sprechen, denn wie es mit den Jungs der Band aussieht kann ich dir nicht sagen.

Die ´Tale Of The Noble Steel´ des aktuellen Albums ´Dragonlord´ sind sehr bilderreich und voller dramatischer Leidenschaft. Wer hat diese phantastischen Geschichten denn geschrieben?

– Ich habe die Storys geschrieben. ´The Dragonlord´ und ´Last Of The Dragonlord´ sind Teile aus Michael Moorcock´s Büchern. Er hat sehr viele wunderbare Bücher herausgebracht (u.a. auch einen ´Elric´-Zyklus, bestehend aus 6 Romanen Anm.d.Verf.). Michael Moorcock ist eine starke Inspiration für mich. Die anderen Songs, über machtvolle Charakteren, habe ich mehr aus persönlicher Sicht geschrieben.

Enrico schreibt über zerstörerische Mächte, die negative Energie (z.B. ´Thunderstorm´) auf der einen Seite und positive Macht (z.B. im ritterlichen Song ´Defenders´) auf der anderen Seite. Womit identifizieren sich DOMINE? Mit dem Thunderstorm?

– Nun, nur zum Teil. Der Song ´Thunderstorm´ handelt von einem machtvollen Charakter, der das Land kontrollieren und seine Macht gebrauchen will. Das ist grundsätzlich etwas, das man in jedem Song von ´Dragonlord´ findet. Jeder Song handelt von Charakter, die ihre Macht gebrauchen wollen, abwechselnd in einer guten und schlechten Weise. Ich glaube auch, dass nichts in der Welt nur eine Seite hat. Auch sehe ich die Dinge nicht nur in Schwarz und Weiß, denn es gibt so viele Schattierungen. Die Art wie man damit arbeitet, macht diese Schattierungen Schwarz oder Weiß. Deshalb haben Menschen eine große Verantwortung dementsprechend damit umzugehen, vor allem in Bezug auf machtvolle Dinge. Es ist sicherlich auch etwas, was mit der Band in Verbindung gebracht werden kann. Wir hätten auch gerne ein wenig Macht und das versuchen wir dem Zuhörer, in Form unserer Songs, zu verdeutlichen.

Kannst du uns ein wenig die Rolle des ´Dragonlords´ erklären?

– Der Dragonlord ist eine Art Rollenfigur, die positive und negative Dinge macht. Sie ist nicht einseitig, wie es z.B. Conan oder Spiderman sind. Das ist ziemlicher Bullshit. Zu einfältig und wenig interessant, meiner Meinung nach. Ich mache Songs, die auch für mich selber interessant sind, die mich selber zufrieden stellen und ich stecke eine Menge Arbeit in diese Texte. Sie erzählen etwas über wirklich reale Dinge, – nur in meiner mehr romantischen und weiseren Art. Nimm z.B. die Song ´Bloodbrothers Fight´, der den Krieg zum Inhalt hat und das Stück ´The Battle For The Great Silver Sword´ welches davon handelt, dass negative Personen mit einer wirklich unermesslichen großen Macht, Geschäfte machen. Eine Zusammenführung von Blut, Feuer und Stahl ist nicht so einfach. Ich finde das unsere Songs eine Art unterschiedlicher Atmosphären beinhalten. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir mit Themen arbeiten, die zu unserer Musik passen. Wenn ich an das erste Album zurückdenke, gibt es viele Dinge, die ich heute anders machen würde. Über unser neues Album bin ich sehr glücklich.

Auf dem Albumtitel ´Dragonlord´ bezogen, kommt es mir so vor, dass du eine Beziehung zu Drachen hast. 

– Ich persönlich liebe dieses Biest. Ich liebe es wirklich und habe auch zu Hause viel Zeugs davon. T-Shirts, einen großen Drachen auf dem Computer und auch noch einen großen Drachen auf dem Fernseher. Der Drache ist ein machtvolles, edles und großartiges Symbol unserer historischen Vergangenheit und eignet sich sehr gut für die Atmosphäre, die ich in unserer Musik erschaffen will. Wir können uns in Europa glücklich schätzen, dass wir einen solch großartigen historischen Background besitzen. Man kann es regelrecht fühlen, wenn man durch die Straßen geht und von diesen Gefühlen muss man einfach schreiben. Es würde mir Schwierigkeiten bereiten über Los Angeles und das dortige Strand- und Partyleben zu schreiben. Das ist nichts für mich! Das wäre nicht ehrlich.

Würdest du diese Geschichten vom ´Edlen Stahl´ auch deinen zukünftigen Kindern erzählen?

– Das werde ich auf jeden Fall, denn es sind Teile aus meinem Leben, die mich mit Stolz erfüllen. Ich glaube, dass ich diese Geschichten auch meinen Enkeln erzählen werde. Vielleicht werde ich zu ihnen sagen: Nun lauscht mal eurem Großvater!

Hast du denn auch noch andere Hobbys außer Drachen?

– Ich lese sehr viel, vor allem Bücher und Magazine über Kinofilme. Auch sehe ich mir gerne Filme an, surfe gern durchs Internet und mag Computerspiele. Zudem höre ich natürlich gerne Musik und zwar alle Sparten des Heavy Metal.

Welche Pläne hat DOMINE für die Zukunft?

– Darüber haben wir eigentlich noch nicht drüber nachgedacht. Im Moment sind wir froh, dass wir Teil dieser Tour sein dürfen. Das wollen wir erst einmal genießen und dann sehen wir weiter.

Ich gehe aber stark davon aus, dass DOMINE ihren Weg machen werden, denn mit ihrer Live-Präsenz haben sie sich wieder einige neue Fans erspielt. Warten wir ab, wie es weiter geht mit den sympathischen Italienern.

Story: Reimund Sander