DONOTS
Anlässlich der neuen CD „Got The Noise“ traf ich, zusammen mit meinem Bruder Jörg, für das nachfolgende Interview Jan-Dirk (Bass) und Guido (Gitarre) von den Donots im Kölner Chelsea Hotel.
Ihr habt wieder mit dem Produzenten Fabio Trentini zusammengearbeitet. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
Jan-Dirk: Es ist ja bereits die dritte Platte mit ihm und wir verstehen uns musikalisch sehr gut. Ich weiß noch dass er im ersten Gespräch gesagt hat, das er uns live sehen müsste, bevor er überhaupt irgendetwas mit uns machen würde, was bei uns schon einmal sehr sympathisch rüber kam. Er kam dann auch zum Konzert, hatte eine Mappe mitgebracht in der er sich einige Notizen zur Platte gemacht hatte. Bei jedem Punkt den er angesprochen hatte, meinten wir „Stimmt, meinen wir auch“, so dass wir uns nach einer halben Stunden schon nur noch über Musik Unterhalten haben. Das passte alles sehr gut.
Guido: Zumal er noch Platten dabei hatte z. B. 3 Colours Red, The Cure, wo drauf wir dann alle meinten „Alles klar, das ist genau der richtige Mann!“.
Was hat er vorher gemacht, weil es hieß „Eighties“, „Italo-Pop“?
Guido: Nein, Nein Italo-Pop ist nur so, weil er Italo-Pop hasst.
Jan-Dirk: Er kommt schon eher aus dem klassischen poppigen Bereich, hat aber keine Band damit produziert. Er hat nur so härteres Zeug gemacht, Guano Apes, Underwater Circus und sehr viel eben mit uns. Weil wir diese Platte etwas rauer, weniger glatt und etwas rumpeliger machen wollten, haben wir noch dem Jem dazugeholt. Er hat bisher Produktionen wie z. B. Angelika Express oder Miles gemacht, mehr diese Schrammelschiene. Das war dann schon mehr eine Art Experiment, weil Fabio sehr der Perfektionist ist.
Haben die beiden dann auch zusammen gearbeitet?
Jan-Dirk: Genau, Jem war praktisch der Engineer und Fabio der Produzent. Aber Jem hatte einiges mitzureden, was ja auch unsere Absicht war. Das hat alles sehr gut funktioniert. Sie haben sich auch sehr gut verstanden. Dann haben wir auch sehr viel live aufgenommen bei der Platte. Wir haben uns ein großes Studio gesucht mit einem großen Live-Raum, indem wir alle zusammen einspielen konnten. Es war schon eine andere Arbeitsweise für uns, weil wir immer zusammen aufgenommen haben, nicht so wie sonst jeder seine eigene Spur und dann alles nachher zusammen gemischt.
Guido: Wir haben halt alles im Studio so aufgebaut, das wir uns alle angucken konnten, alles klar und los geht’s.
Ich finde man hört es ein bisschen, da ist viel Spielfreude drin.
Jan-Dirk: Wir wollen das auch auf jeden Fall beibehalten. Wir haben das zum ersten Mal bei der Metal-EP gemacht. Da haben wir die erste Hälfe bei Guido Lukas aufgenommen, und wir kamen ins Studio und wollten wie immer aufnehmen. Dann meinte Guido, dass er nur live aufnimmt. Wir waren schon etwas erschrocken, aber dann hat alles super funktioniert. Das kam uns dann sehr frisch rüber, so dass wir das vielleicht für die nächsten Produktionen beibehalten wollen, es macht halt sehr viel Spaß. So langsam können wir es ja auch.
Auf den neuen Platte habt Ihr einen Song mit dem „A“ Sänger Jason Perry gemacht. Wie ist da der Kontakt zustande gekommen?
Guido: Mit „A“ haben wir schon auf mehreren Festivals zusammen gespielt. Wir mögen alle „A“ ganz gerne, weil der Sänger so eine einzigartige Stimme hat. Als wir überlegt haben, ob wir Gastsänger mit auf das Album nehmen, haben wir ihn angefragt und er hat direkt „Ja“ gesagt.
Jan-Dirk: Das passt auch ganz gut, weil wir noch „3 Colours Red“ mit auf dem Album haben. Die wohnen ja alle in London und dann konnten sie auch alle zusammen rüber Fliegen.
Sind sie extra gekommen oder habt Ihr Sachen rüber geschickt?
Guido: Nein, sie sind gekommen. Wir haben die Jungs dann erst mal in Hamburg am Kiez ausgeführt.
Jan-Dirk: … oder die Jungs uns … das war schon echt hart. Der nächste Tag war eigentlich nicht zum Aufnehmen zu gebrauchen, aber es hat doch irgendwie geklappt. 3 Colours Red wollten sowieso vorbeikommen und uns besuchen, denn seit der letzten Tour sind wir sehr gut befreundet mit ihnen. Wir waren jetzt schon ein paar male in London und haben sie privat besucht. Sie haben auch letztens bei unserem 10 jähriges Jubiläums Konzert in Ibbenbüren mitgespielt.
Wie sieht jetzt der weitere Ablauf bei euch dieses Jahr aus?
Guido: Wir spielen jetzt einige Festivals und im September kommt die Tour in Europa und danach Japan.
Das ist ja dann eure dritte Japan-Tour?
Guido: Ja, die Leute gehen dort richtig ab. Und Japan ist schon etwas besonderes, eine ganz andere Welt. Sie sind dort sehr enthusiastisch. Es ist schon komisch wenn man so weit von zu hause weg ist und die japanischen Kids singen deine Lieder mit.
Spielt Ihr Clubs da?
Jan-Dirk: Ja, genauso groß bis größer wie hier. Wir haben da auch komischerweise mehr Platten verkauft als hier in Deutschland.
Sind alle eure Platte in Japan herausgekommen?
Guido: Nein, erst „amplify the good times“. Zuvor waren wir aber schon durch Importe in irgendwelchen Charts vertreten. Dann kam die „Pocketrock“, die war aber nicht so erfolgreich in Japan.
Wo spielt Ihr da?
Jan-Dirk: Tokio, Osaka, Nagoya, man kann da nicht so viel spielen. Nur in den großen Städten, denn in den dörflichen Gegenden ist auch nicht so viel. Das touren das macht total Spaß. Die Leute kümmern sich um alles da. Du hast für alles und jeden einen Ansprechpartner und du hast super viel Zeit dir noch alles anzugucken.
Guido: Die haben eine super Mentalität. Wenn Du Dir dagegen die Leute manchmal in Deutschland anguckst, dann tragen die ihre Nase ganz schön hoch.
Jan-Dirk: Man kommt da am Flughafen an, und da stehen wirklich schon die ersten Leute und wollen Autogramme haben. Das passiert in Deutschland nirgendwo. Oder Du willst da was kaufen, die Leute erkennen Dich und schenken Dir das dann.
Wie sieht’s bei euch mit Amerika aus?
Jan-Dirk: Wir waren einmal in New York und haben dort gespielt. Da haben wir übrigens zum ersten mal erfahren, dass wir in Japan bekannter sind. Wir waren da auf der CMJ, das ist so eine Musik-Messe vergleichbar mit der PopKomm. Im Hotel beim Einchecken kam ein Japaner, der unsere Gitarren gesehen hatte, und fragte, ob wir auch hier spielen würden, wo und wann, wo wir denn herkommen und wie wir heißen – DONOTS – Was Ihr seit die Donots, das ist ja unglaublich, in Japan seit Ihr voll bekannt. Und wir haben aber zuerst gedacht, dass das nur japanische Höflichkeit ist. Kurz danach haben wir dann da auch veröffentlich, waren auch das erste Mal da und das stimmte dann wirklich. In New York selber war das so eine Art Showcase für einige Labels. Das war dann aber eine einmalige Sache. Die Amerikaner reden halt sehr viel, aber es passiert nicht viel. Es gibt von Fat Mike von NoFX ein eigenes Label „Fat Wrech Chords“ und er hat einen Sampler „Rock against Bush“ herausgebracht. Da kommt bald ein zweiter heraus, mit FooFighters, No Doubt, Green Day und da haben wir es als einzige europäische Band neben „The (International) Noise Conspiracy“ mit drauf geschafft, und das ist super. Eigentlich war das Ding schon dicht. Wir haben einen Song dafür aufgenommen, als wir gehört haben das der Sampler herauskommt und haben versucht ihm diesen zukommen zulassen. Er sagte aber „Nein“, da der Sampler ist schon voll und er eigentlich nur amerikanische Bands wollte. Dann ist Ingo mal hingefahren als die hier getourt sind und hat sich mit Fat Mike unterhalten. Er sagte ihm dann vorweg, dass er ihn nicht enttäuschen will, denn der Sampler ist fast schon komplett und er wolle auch eigentlich keine europäische Band mehr mit drauf haben wollen. Er sagte „ Wenn mir der Song jetzt unglaublich gefällt, können wir vielleicht noch mal drüber reden. Er macht ihn so an und sagt „ … oh, wir müssen noch mal drüber reden!“ Dann kam zwei Wochen später die Nachricht, ihr habt es geschafft, ihr seid mit auf dem Sampler. Das ist für uns eine super Ehre mit auf dem Sampler zu sein. Es ist wichtig für uns weil der Sampler weltweit veröffentlicht wird und in erster Linie wegen der Sache an sich, wegen dem Statement, denn es wird Zeit das der Typ (Mr. Bush) endlich von den Reglern wegkommt.
10 Jahre Donots – Was war euer bestes Konzert?
Jan-Dirk: Das ist sehr schwer zu sagen. Sehr lustig war als wir bei „Rock am See“ in Konstanz gespielt haben. Da haben wir uns vor 25000 Leuten beim letzten Song nackig gemacht. Das war eine Erfahrung wert. Was auch eine sehr schöne Erfahrung war, waren die Japan Konzerte.
10 Jahre Donots – Was war das wichtigste Konzert?
Guido: Vielleicht unser erstes Konzert, weil man dadurch Blut geleckt hat.
Das Bizarre Festival vielleicht?
Guido: Das wichtigste vom Erfolg in dem Sinne gesehen war mit Sicherheit das Bizarre Festival. Weil wir da auch den GUN Kontakt bekommen haben.
Jan-Dirk: Aber entgegen dem Gerücht das wir da unseren Plattenvertrag gewonnen haben, was wirklich viele Denken. Es war dort dieser Visions Contest, wo wir übrigens den Gewinn, den wir eigentlich hätten bekommen sollen und nie bekommen haben.
Was war der Gewinn?
Jan-Dirk: Ich glaube eine Plattenproduktion und eine Tour. Das lief damals noch über den Sponsor Levi’s und es hieß 2 Wochen Studio und 2 Wochen Tour, aber es stand wohl so wenig Geld zur Verfügung, das man nicht einmal einen Tag Studio und einen Tag Tour davon hätte bezahlen können. Dann hatten wir damals auch noch so einen Sponsorenärger mit denen selber und dadurch hatte sich das dann irgendwie erledigt. Aber gut war eben das uns dort Wolle (Chef von GUN) gesehen hat. Er sah aus wie ein Camper mit Schlapphut, und fragte, ob wir nicht Lust auf ein kleines, familiäres Label mit 5 Personen haben. Wenn wir Lust hätten, könnten wir uns mal darüber unterhalten. Dann haben wir das 2 oder 3 Wochen später auch gemacht. Seitdem sind wir bei GUN.
10 Jahre Donots – Wird es die nächsten 10 Jahre Donots geben?
Jan-Dirk: Hoffentlich, wir wollen auf jeden Fall weiter Musik machen und hoffen dass wir das weiterhin machen können. Ich würde auf jeden Fall die nächsten Jahre so wie z. B. die Hosen auf der Bühne stehen und immer noch 2 Stunden rocken, das wäre einfach super.
Guido: Die letzten 10 Jahre waren für uns auch so einfach mal kommen lassen und so werden wir auch die nächsten angehen. Der Antrieb sollte der Spaß sein und das wir live spielen wollen.
Ist das jetzt für euch so ein Status wo Ihr schon komplett genießen könnt, oder ist da noch sehr viel Arbeit dabei?
Jan-Dirk: Es ist ja nie wirklich Arbeit. Gut so eine Promo oder auch eine Tour kann sehr anstrengend sein, aber wenn man dann bei einer Tour abends wieder auf der Bühne steht, ist das wieder richtig gut. Und bei der Promo redet man über Musik die man macht, über das liebste was man überhaupt machen kann und will. Es war nie geplant. Wir wollten es probieren und jetzt spielen wir fast überall in Europa und in Japan, das ist so ein Glück für uns.
Guido: Das schönste in den letzten 10 Jahren war vielleicht auch, das das so Schritt für Schritt gegangen ist. Es ist zwar schön für Bands wenn es schnell nach oben geht, aber ich weiß nicht ob das bei uns auch überhaupt geklappt hätte.
Story Bernd Dahmen
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