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EXTRABREIT

EXTRABREIT 1997

Seit 20 Jahren treiben EXTRABREIT schon ihr ´Unwesen´ im deutschen Musikbusiness. Jetzt soll damit Schluss sein? Ich kann es mir gar nicht vorstellen, denn wenn sie wirklich aufhören hinterlassen sie eine Riesenlücke, die man nur schwerlich wieder schließen kann. Um dieses und natürlich auch noch anderes in Erfahrung zu bringen, machten Gabi und ich uns auf den Weg nach Köln um mit Kai Hawaii und Stefan Kleinkrieg ein zwangloses Interview zu machen. Leider war es ziemlich laut und ich hatte so meine Probleme beim Abhören der Kassette. Trotz allem habe ich noch interessante Passagen herausgehört.

 

Mit ´Amen´ veröffentlichen EXTRABREIT ihre definitiv letzte Platte. Ich kann es gar nicht so recht glauben.

Kai: Das ist wirklich unsere letzte Platte. Das Ganze hat sich alles aus dem Gefühl heraus entwickelt. Wir hatten das eigentlich gar nicht so richtig vor, denn wir haben ganz normal für die neue Scheibe gearbeitet. Wir haben schon gemerkt, dass sich die Platte doch stark von der letzten Platte unterscheidet. Unser letztes Album ´Jeden Tag, jede Nacht´ war doch sehr plakativ und knallig gewesen, wogegen ´Amen´ doch von der Stimmung her sehr introvertiert ausgefallen ist. Dadurch das auch viele Songs etwas mit Abschied, Neubeginn und Umbruch zu tun haben, passte dies natürlich ziemlich gut zusammen. Ich glaube auch, dass dies eine Entscheidung ist, die im Laufe der letzten Jahre immer mehr Form angenommen hat und nun ist es soweit. Wir wollen auch nicht unsere eigene Oldieband sein, sondern nach 20 Jahren und zehn Alben drehen wir noch eine Runde und dann ist Schluss, denn es gibt auch noch ein Leben nach EXTRABREIT.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen und ich kaufe es der Band auch ab, denn es gibt ja doch genug Bands, die sich aufgelöst haben, um dann nach 2 Jahren wieder mit einer großen Reunion auf der Matte standen.

Kai: Ich finde das man einfach konsequent sein muss, denn sonst würde man seine Glaubwürdigkeit verlieren. Wir haben  jetzt das Gefühl das genug ist und wir sind uns total einig darüber, dass es keine Reunion mehr geben wird. Der letzte Akkord fällt jedenfalls am 19. September in Hagen, wo es auch damals vor 20 Jahren begann.

Ich wollte eigentlich nicht zu sehr auf das neue Album eingehen, aber trotzdem drängt sich bei mir eine Frage bezüglich des Booklets auf. In der Mitte befindet sich ein Bild, das aussieht als würdet ihr das letzte Abendmahl einnehmen. Auf dem Frontcover sieht man denn einen Affen, der gerade ´Amen´ sagt. Irgendwie irritierte mich der Affe total.

Stefan: Der Affe, ein Berggorilla, zählt ja verstärkt zu einer aussterbenden Tierrasse, ebenso wie Extrabreit. Wir haben denn auch noch ein wenig herumexperimentiert und heraus kam dann, dass dem Gorilla das Wort Amen aus dem Mund kommt und das kann man jetzt natürlich auch sehr gut auf uns projizieren. Das sieht auch sehr gut auf den Plakaten aus. Wir finden jedenfalls, dass das Cover sehr gut zu unserem Abschied passt. Es ist also der letzte Urschrei – Einmal noch.

Gehen wir doch einmal ein wenig in die Geschichte von EXTRABREIT. Welches war denn euer bestes Erlebnis in den 20 Jahren?

Stefan: Es gab eigentlich sehr viele gute Erlebnisse in unserer Karriere. Eines der Einschneidensten war wohl der Augenblick als wir unsere erste Single in den Händen hielten. Das war im Jahre 1980 und wurde genau auf Kais Geburtstag veröffentlicht. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Wir saßen damals bei Kai in der Küche, als unser Manager kam und uns die Single übergab. Mit total zittrigen Händen nahmen wir sie entgegen. Ein großes Problem war aber, dass Kai keinen Plattenspieler im Haushalt hatte. Um sie uns aber anzuhören mussten wir dann zu einem Nachbar in die Wohnung gegangen und haben wirklich pausenlos die Platte angehört. Wir haben die Nachbarn wirklich bis zum Erbrechen mit unserer Single genervt. Zur vorgerückten Stunde und einigen Bierchen weiter haben wir nur noch auf den Plattenspielerarm geachtet, wie er sich rauf und runter bewegte. Das war schon ein sehr bewegendes Erlebnis.

Kai: Die Duetts, die wir zusammen mit Hildegard Knef und Harald Juhnke zusammen gesungen haben, waren auch sehr große Highlights für uns. Ebenso bewegend war 1990 unser Revival. Wir hatten eigentlich nicht erwartet dass sich die Leute überhaupt noch für uns interessierten. Dem war aber nicht so und als wir dann in Hannover vor ca. 4000 Zuschauern unseren ersten Gig nach 2 1/2 Jahren gespielt hatten, gingen wir überglücklich von der Bühne.

Stefan: Vor dem Auftritt waren wir so nervös und das Adrenalin kam uns fast aus den Poren heraus. Wir schauten auch immer wieder, wie lauernde Tiere durch den Vorhang ins Publikum.

Eure Nervosität habt ihr aber auch nach 20 Jahren nicht verloren

Stefan: Nein, die ist immer noch da und manchmal ist sie wirklich quälend. Wir versuchen uns dann auch immer wieder zu beruhigen, denn wenn wir uns nicht ganz so bescheuert anstellen kann bei einem Gig wirklich nichts schief gehen.

Jetzt im Mai startet EXTRABREIT die ultimative letzte Tour durch deutsche Lande. Stehen denn auch noch Open-Airs an?

Stefan: Wir werden alles mitnehmen, was wir bekommen können und wo man uns haben will. Es werden auch sehr intensive Shows werden. In der gesamten Zeit von EXTRABREIT hat sich ein Repertoire von gut 150 Songs angesammelt und da fällt die Auswahl dann schon schwer.

Habt ihr denn schon Pläne für die Zeit nach EXTRABREIT?

Kai: Nein, wir haben uns noch keine Gedanken über die Zeit nach EXTRABREIT gemacht. Ideen sind genug vorhanden, aber ich denke, dass ich zum Beispiel erst einmal etwas Abstand von allem gewinnen muss. Ich war jetzt 20 Jahre, genau die Hälfte von meinem Leben, bei EXTRABREIT und jetzt muss ich erst mal den Kopf für andere Sachen frei bekommen.

Warten wir geduldig auf die neuen Aktivitäten der EXTRABREIT-Musiker. Am 19. September findet jedenfalls in der Hagener Berlet-Halle die definitiv letzte Show der Kultband statt. Das wird mit Sicherheit eine Mordsparty werden. Ich hoffe auch ihr werdet sie euch nicht entgehen lassen.

http://www.die-breiten.de

Story: Gisela 

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