GOTTHARD

Es zeichnete sich schon auf der letzten Veröffentlichung von GOTTHARD an, dass es in Zukunft wieder rockiger zugehen würde. Dies ist auch der Fall, denn „Lipservice“ strotzt vor Energie und strahlt Rock pur aus. Trotzdem besitzt es die Feinheiten der vorangegangenen Alben und somit war es gut, dass GOTTHARD den Weg über die etwas ruhigere Musik genommen haben. Über dieses Thema und über anderes konnte ich mich mit Marc Lynn unterhalten.
An der neuen Scheibe werden die Meckerer wohl nichts mehr auszusetzen haben.
– Ich weiß es nicht, aber vielleicht gibt es wieder neue Meckerer, denen es jetzt wieder zu hart geworden ist. Das ist uns aber im Grunde auch vollkommen egal, denn wir machen Musik, die uns gefällt.
Ich bin aber der Überzeugung, dass ihr gerade diesen Weg gehen musstet, weil ihr sonst diese Geschlossenheit, innerhalb des Albums, nie erreicht hättet.
– Da ist sicher etwas Wahres dran, aber durch die Änderung der Richtung haben wir wesentlich mehr Alben verkauft. Wir versuchen jetzt natürlich diese Fans nicht zu vergraulen und sie mitzunehmen. Die einzigen die reklamiert haben waren die Rockleute. Die Leute aus der Pop-Rockecke haben sich nie beschwert und wenn sie auf unser Rockkonzert kamen waren diese Fans auch vollkommen aus dem Häuschen und feierten richtig mit. Somit muss ich mich fragen, ob die Rock-Fans nicht ein wenig engstirnig denken.
Das ist doch eigentlich bekannt, dass gewisse Rockfans dieses Scheuklappendenken erfunden haben.
– Viele Rockfans sehen uns in einer Ecke und da wollen sie uns haben und auch nicht wieder herauslassen.
Aber ihr seid doch Künstler und könnt machen was ihr wollt.
– Bingo und genau das machen wir auch, ob es denen passt oder nicht. Du kannst ja auch nicht am Anfang bestimmen wir gehen in diese oder jene Richtung. Bei uns passiert es einfach und es wird eben wie es wird.
Ihr seid ja auch eine Band die sehr spontan an das Songwriting herangeht und die Stücke kommen ja alle aus dem Bauch heraus.
– Das ist richtig und auch sehr wichtig für uns.
Ihr habt ja dieses Album auch fast alleine produziert, aber ihr hattet viel Hilfe von Roland Prent, der ja auch für Bands wie Rammstein, Guano Apes und Manowar verantwortlich ist.
– Richtig, Roland hat als Co-Produzent gearbeitet. Die Hauptarbeit wurde von Leo gemacht, aber die beiden haben sehr gut harmoniert, indem sie sehr eng zusammen gearbeitet haben.
Obwohl Roland Prent doch eine ganz andere Schiene fährt.
– Das ist nicht ganz richtig, denn er produziert von Megadeth bis zu Kelly Family eigentlich alles. Wenn man im Internet unter Google Roland Prent eingibt, bekommst du Listen von Bands ohne Ende.
Das war mir wieder nicht bekannt. Hätte wohl doch besser recherchieren sollen. Trotzdem gehe ich davon aus, dass er durch seine ganzen Arbeiten sehr viele Tipps geben konnte.
– In Bezug auf den Sound hat er uns sehr weiter geholfen. Wir wollten ja ein wenig zurück im Sound, sozusagen weniger ist mehr. E hat uns in der Beziehung den Input gegeben, wenn wir wieder etwas mehr drauf packen wollten, uns dies wieder auszureden.
Diese überproduzierten Alben haben ja auch in der heutigen Zeit keinen Bestand mehr.
– Das war auch unser Ziel, denn die letzten Alben waren zu sehr überladen. Es waren einfach sieben Gitarren und 15 Keyboards zu viel. Deswegen sind wir dieses Mal auch wieder zur Hammond-Orgel zurückgekehrt, welches ja eigentlich der Ur-Einfluss von uns ist. Diese waren ja auf den ersten Alben vertreten und sie hören sich einfach besser an. Als Fazit kann man sagen, die Songs sind nicht mehr zugedeckt mit Sounds und einer Menge Instrumenten, sondern wir sind zurückgegangen zu den Basics.
Deswegen besitzt das Album auch wesentlich mehr Natürlichkeit.
– Richtig und zudem wird es härter und dynamischer und zu guter Letzt lässt es den einzelnen Instrumente wesentlich mehr Platz.
Jetzt aber zu eurem ersten Video „Lift U Up“. Das Video ist wirklich gelungen und der Song groovt ja ohne Ende.
– Zu diesem Song gibt es auch wieder die unterschiedlichsten Meinungen. Wir wollten in diesem Song die Sounds der letzten Jahrzehnte vereinen. So gibt es zum Beispiel Anleihen aus der Gary Glitter-Zeit, den 80iger Rock-Sound und die Loops als moderne Stilistik.
Dieser Song ist doch eine richtige Hit-Single die auch in Radios gespielt werden sollte.
– Ich könnte dir einige Seiten von Radios mit ihren Reviews schicken, warum sie es ablehnen diesen Song zu spielen. Die meisten sagen, es passt nicht ins Format, oder besser gesagt, der Song ist zu hart.
Zu Hart!
– Genau, aber es gibt auch vereinzelt Radiostationen, die sagen einfach toll der Song.
Jetzt aber zu einer anderen Sache. Bei der letzten Veröffentlichung „Human Zoo“ hattet ihr ja wieder die Fühler nach Amerika ausgestreckt. Ist aus diesem Kontakt irgendetwas geworden?
– Das ist es, denn mittlerweile ist das Album in 42 Länder über Nuclear Blast veröffentlicht worden. In ca. einem Monat kommt Südamerika dazu und Ende August wird Nordamerika der Grund für die spätere Veröffentlichung in Amerika ist der, dass wir ein wenig Zeit haben wollen, um dann frei zu sein um dort auch vielleicht eine Tour einplanen zu können.
Der Plan hattet ihr ja schon damals, denn euer damaliger Produzent Michael Thanner hatte ja schon die Fühler ausgestreckt.
– Das ist richtig, aber bei Michael Thanner war es mehr „American Talking“. Zusätzlich waren wir auch nicht so sehr einverstanden mit der Produktion.
Ihr habt ja auch zum letzten Album das erste Mal in Russland gespielt. Sind dieses Mal wieder neue Länder geplant, wo ihr bis jetzt noch nie live gespielt habt?
– Unbedingt und dadurch, dass wir jetzt in 42 Länder das Album veröffentlicht haben, stehen die Chancen ganz gut. Wir haben noch nie in so vielen Ländern ein Album veröffentlicht, denn bei der BMG waren es höchstens 20 Länder gewesen.
Eigentlich nur in Europa.
– Noch nicht einmal in ganz Europa. Das war schon richtig traurig.
Wobei ich vermute, dass die osteuropäischen Staaten auch sehr interessiert sind.
– Sehr sogar und jetzt nach dir habe ich ein Interview mit einem russischen Journalisten. Uns ist es auch sehr wichtig, dass wir auch im Ausland mehr ins Gespräch und damit auch weiter kommen. Das war ja in der Vergangenheit so, dass wir keinen Schritt weitergekommen sind.
Nach 13 Jahren wird es ja auch langsam Zeit. Aber daran arbeitet ihr ja im Moment schon, denn die Open Airs sind ja auch sehr zahlreich. Wann gibt es denn eine Tour?
– Die Planung ist für November. Wir müssen jetzt erst mal abwarten, wie es in den anderen Ländern läuft und dann können wir die Europa-Tour komplett planen.
Dann haben wir ja wenigstens etwas, worüber wir uns freuen können, denn Gotthard-Konzerte sind Events, wo die Party im Vordergrund steht. Mehr Infos könnt ihr auf der Homepage von Gotthard in Erfahrung bringen. Hier die Adresse:
Story: Gisela
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