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IN EXTREMO

Mit ihrem neuen Album erklommen IN EXTREMO auf Anhieb Platz 3 der Charts. Tolle Leistung. Verdient haben sie es auch, denn das neue Album ist das Rockigste und Mittelalterlichste Werk, was die Band je veröffentlicht hat. Auf dem Amphi-Festival in Gelsenkirchen, wo In Extremo  als Headliner fungierten, konnte ich mich ein wenig mit Sänger Michael unterhalten und einiges Interessantes und auch Lustiges in Erfahrung bringen.

Wie schon erwähnt ist „Mein rasend Herz“ das Rockigste und Mittelalterlichste Album geworden. War es euch wichtig, wieder alles auf den Punkt zu bringen?

– Es hat sich im Laufe des Songwritings alles so ergeben. Zudem ist es auch eine Entwicklungsphase von In Extremo. Wir hatten früher schon Instrumentale Stücke drauf, aber das waren meistens Stücke, die man nicht so kennt.

Die mittelalterlichen Instrumente kommen auch wesentlich variantenreicher rüber. Habt ihr verstärkt an deren Einsatz gearbeitet?

– Das ist richtig, aber verstärkt daran gearbeitet haben wir nicht. Es hat sich einfach so ergeben. Mittlerweile haben wir uns in Bezug auf den Einsatz dieser Instrumente ebenfalls weiterentwickelt und können sie heute eben besser einsetzen. Du kannst dir jedes Album von uns anhören und es hört sich immer anders an. Es wäre ja auch langweilig, immer dasselbe zu machen. Ich möchte heute nicht mehr ein Album machen wie „Weckt die Toten“, aus dem Grund, weil wir es schon gemacht haben.

Ist schon klar, dass man sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und das ist auch gut so. Zudem seid ihr mit 7 Musikern in der Band, wo jeder einen eigenen Musik-Geschmack hat. Aber damit hattet ihr ja noch nie Probleme.

– Nein, da kommt wie immer alles in einem Topf und dann wird umgerührt.

Kommen wir ein wenig zu den Songs. Auf „Horizont“ habt ihr das erste Mal mit einer Frauenstimme gearbeitet. Diese steuerte Marta Jandova von Die Happy zu.

– Die Leute von der Plattenfirma wollten das wir, ich bezeichne es jetzt salopp, mit einem kreischenden Mädchen zusammenarbeiten. Das lag uns aber nicht, denn wir wollten eine Rockröhre haben. Da bleibt ja nur eine übrig die dafür in Frage kam, nämlich Marta. Dann habe ich sie angerufen und sie hat auch sofort zugesagt. Wir kennen uns ja auch schon lange, denn die ersten Shows damals haben wir ja auch zusammen bestritten.

Einer meiner Lieblingssong ist „Macht und Dummheit“, der durch groovende Gitarrenparts brilliert.

– Dieser Songs hat wirklich was und er wird meistens verkannt. Es ist auch das erste Mal, dass wir ein politisches Statement abgegeben haben. Wir sind eine unpolitische Band und Politik interessiert mich und der Band überhaupt nicht. Ich bin ein potentieller Nichtwähler und habe in meinem ganzen Leben noch nicht einmal gewählt und werde es auch in Zukunft nicht machen. Leute meinen dann zu mir ich würde meine Stimme verschenken, aber das ist mir so was von egal. Bei diesem Song passte es und am Ende kann jeder das in dem Text hineininterpretieren, was er für richtig hält. Und wer diesen Song nicht versteht, der tut mir leid.

Es kam ja auch eine Vielzahl an Instrumenten zum Einsatz.

– Das stimmt wirklich. Mit so vielen Instrumenten haben wir noch nie gearbeitet.

Bei „Poc Vecem“ hat The Inchtabokatables-Sänger Robert im Duett mit dir gesungen. Zudem hat er auch noch das Intro auf der Geige gespielt, obwohl ihr doch Geigen überhaupt nicht mögt.

– Geigen sind eigentlich bei uns verboten. Ich finde Geigen scheußlich. Robert spielt aber eine Geige, die eine ganz andere Stimmung verbreitet. Sie ähnelt eher der Zister, die wir ja auch selber spielen. Der Song ist ein Traditional mit einem Text von Pierre Vidal aus dem 12. Jahrhundert. Die Sprache ist Oxydahnisch, eine Totensprache, die in der Provence damals als Direktsprache verwendet wurde. Sie existiert heute mehr. Wir haben denn mit Professoren zusammen gesessen und selbst die konnten nicht mit Sicherheit sagen, ob die genaue Übersetzung korrekt ist. Das war schon sehr interessant gewesen.

Ziemlich interessant ist auch „Liam“, der teils in gälischer Sprache, zusammen mit Ray Garvey von Reamonn gesungen wird. Ray kann gälisch?

– Ja, denn er hat in der Schule Gälisch als Unterrichtsfach gehabt. Ich wollte diesen Text erst auf Deutsch singen und fragte Ray dann, ob er mitsingt. Er meinte nur, dass er kein Deutsch singen würde. Da ist mir fast der Kuli aus der Hand gefallen. Dann hat er alles in Gälisch übersetzt und danach seine Mutter angerufen. Wir haben dann am Telefon zusammen mit seiner Mutter die richtige Aussprache geübt. Wir haben so gelacht. Du musst dir vorstellen über Telefon verbunden mit „Studio Irland“.

Ich finde Reamonn auch ziemlich toll.

– Ich auch, sie sind zwar ziemlich popig, aber sie machen ihre Sachen wirklich gut. Er ist nun mal auch ein Spielmann, der vier Jahre auf der Straße Musik gemacht hat. Er hat viel mehr Heavy Metal im Blut wie manch ein Metal-Fan, der sich Blut ins Gesicht schmiert und einen Nietengürtel um hat. Das ist aber das typisch deutsche Problem alles in eine Schublade zu stecken und diese dann wieder zu schließen. Das kann ich sowieso nicht mehr hören, entweder ein Song ist gut oder nicht.

Jetzt aber zu einer anderen Sache. Ihr habt ja früher fast nur auf Mittelaltermärkten gespielt. Spätestens zur zweiten CD wurden aber die Vorwürfe von eingefleischten Mittelalterfans laut, dass ihr abtrünnig wärt und einen Ausverkauf vom Mittelalter bewirkt hättet.

– Ich sehe das ganz anders, denn wir haben das Mittelalter salonfähig gemacht. Wir haben doch im Grunde mit unserer Musik die Tore für andere Bands geöffnet. Vor 10 Jahren hätte ich mich über solche Äußerungen aufgeregt. Heute mache ich das nicht mehr, denn es ist für mich verschwendete Energie.

Der Boom an Mittelalterbands ist ja wirklich enorm.

– Ich kenne mittlerweile ja auch sehr viele Studioleute und es ist heutzutage wirklich so, dass manche Bands ins Studio gehen, eine Scheibe von uns auf den Tisch legen und sagen, dass sie so klingen wollen. Ich empfinde es als Ehre, aber im Grunde ist es ein Armutszeugnis der Bands. Ich möchte aber noch mal auf die Salonfähigkeit zurückkommen. Ich denke, jeder Spielmann im Mittelalter hätte, wenn er die technischen Mittel zur Verfügung gehabt hätte, genau wie wir seinen Stil weiterentwickelt. Uns kann man eigentlich überall hinstellen, ob auf einem Metal-Konzert oder Rockfestival.

Oder in Kartoffelsäcken gekleidet vor Heinos Cafe in der Eifel.

– Ja, das haben wir wirklich gemacht.

Ich habe es gelesen und ich konnte es gar nicht glauben. Wie war die Reaktion?

– Total lustig. Auf einmal kam der Bürgermeister und Heino und haben uns begrüßt. Das hat richtig Spaß gemacht. Danach haben wir in Heinos Cafe noch Kaffee getrunken und Torte gegessen und selbst die Omas hatte ihren Spaß daran. Wie haben uns Kartoffelsäcke geschnappt, oben ein Loch rein geschnitten und übergezogen. Dazu waren wir auch noch barfuß. Die Leute haben gedacht, was machen die denn da? Das ist auch eine Sache die wir uns nicht nehmen lassen, denn das ist richtig Fun.

Und Heino fand es gut

– Auf jeden Fall und er war richtig gut drauf. Wir haben ihn dann noch gefragt, ob es der richtige Heino wäre oder das Double. Aber er war es wirklich.

Noch mal zurück zum Album. Ihr seid ja auf Anhieb auf Platz 3 in die Charts eingestiegen. War das überraschend für euch?

– Ganz ehrlich haben wir damit überhaupt nicht gerechnet. Die letzte Scheibe ist ja auch sofort auf 3 eingestiegen, aber die Konkurrenz war damals nicht so groß. Dieses Mal war wirklich alles vertreten, von Oasis über Coldplay bis zu Audioslave. Wir haben uns richtig darüber gefreut.

Obwohl ich eigentlich bei der ganzen Übermacht an Bands und dem nicht so hohen Einstieg der Single in den Charts.

– Wir sind aber keine Single-Band und das werden wir auch nie werden. Wir veröffentlichen zwar eine Single um es breitflächiger zu machen, aber wenn keine Single veröffentlicht würde, wäre uns das auch egal.

Ich möchte aber noch ganz kurz auf das Video zu „Ihr allein“ ansprechen. Das ist ja ein cooles Video. Wer hatte die Idee zu dieser Stadtbesichtigung mit den Japanern?

– Das war eine Schnapsidee. Wir haben mit dem Regisseur zusammen gesessen. Dann fiel auf einmal der Name Bus und dann meinte ein anderer: „Ich hab´s, wir machen eine Busreise mit den Japanern.“ Den Dreh mussten wir so manches Mal abbrechen, weil wir uns vor Lachen nicht mehr halten konnten. Die Karaoke-Einstellung ist uns erst während des Video-Drehs eingefallen. Viele verstehen das Video nicht. So haben wir Mails bekommen in denen stand, dass wir nie wieder solche rassistischen Videos drehen sollten. An dieser Stelle kann ich den Leuten nur sagen: „Wie bekloppt seid ihr eigentlich?“ Etwas anderes fällt mir dazu nicht ein.

Da fällt mir aber auch nichts mehr zu ein. Wie kann man denn nur so engstirnig sein. Ihnen hat es doch auch Spaß gemacht.

– Das war wirklich Joke pur. Wir werden auch auf unserer Tour, wenn wir in Berlin spielen, zusammen mit ihnen das Lied auf der Bühne performen.

Ihnen hat es auch sichtlich Freude bereitet.

– Sie hatten beim Dreh meistens Tränen in den Augen.

Diesen Spaß verbreiteten In Extremo abends ihren Fans. Sie lieferten wie gewohnt ein tolles Konzert ab und man merkte ziemlich deutlich, dass sie genau so viel Spaß hatten. Demzufolge können wir uns jetzt auf die Tour im Herbst und im Anschluss daran auf die Weihnachtstour freuen.

www.inextremo.de

Story: Gisela

2 Kommentare zu IN EXTREMO

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