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HELLOWEEN

HELLOWEEN 1996

Nach ihrem erfolgreichen Album ´Masters Of The Ring´, wo Andi Deris das erste Mal hinter dem Mikro stand, haben HELLOWEEN jetzt endlich wieder etwas Neues auf die Menschheit losgelassen. ´The Time Of The Oath´, so der Name des neuen Longplayers geht wieder stark in die Vergangenheit von HELLOWEEN zurück. Speedige Passagen lösen sich sehr gekonnt mit melodiösen ab. Ein tolles Teil. Aber jetzt zu den beiden Herren von HELLOWEEN, nämlich Bassist Markus Großkopf und Gitarrenhero Michael Weikath, die ich mit meinen Fragen überschüttete.

 

Mich hat die neue Platte sehr überrascht, denn ich hatte eigentlich ein Album erwartet, daß mehr an ´Masters Of The Ring´ angelehnt ist. Diese Vielseitigkeit und Komplexität hat mich doch ein wenig verblüfft. Wodurch kam diese eigentlich zustande?

Markus: Das kam zum größten Teil daher, dass wir für unser Album ´Masters Of The Ring´ nicht so sehr viel Zeit zur Verfügung hatten. Die Songs standen zum größten Teil fast alle schon fest. Andi hat nur einen kleinen Part mit zum letzten Album beigetragen. Dieses Mal hatte jeder genug Zeit sich seine Gedanken zu machen und deswegen sind auch zwei Stücke von Uli Kusch (Drums) mit dabei.

Somit war denn wohl auch die Songauswahl viel größer gewesen.

Markus: Ja, wir hatten ca. 25 Lieder zur Auswahl und konnten aus diesen Songs in Ruhe unser neues Album zusammenstellen. Diese Zeit fehlte einfach beim letzten Album.

Verwunderlich war ja auch für mich, dass Uli Kusch zwei Songs mit dazu beigetragen hat.

Michael: Im Grunde war Uli bei HOLY MOSES auch sehr stark am Songwriting beteiligt, sodass es eine logische Schlussfolgerung war, ihn auch in unser Songwriting mit einzubeziehen.

Danach entstand erst einmal eine Diskussion wegen des Songwritngs von Uli bei HOLY MOSES, denn Markus war der Meinung dass er nicht daran beteiligt war. Wie dem auch sei, nachdem Beide meinten, dass sie sich vielleicht täuschten konnten wir denn schließlich weitermachen. Zum textlichen Inhalt gibt es zu sagen, dass sich die Aussagen von Nostradamus wie ein roter Faden durch die Stücke ziehen. Kamen diese Ideen alleine von Andi?

Markus: Ja, denn er liest solche Bücher und machte sich auch seine Gedanken dazu. Er findet dieses sehr interessant. Überhaupt brachte ihn der Song ´The Time Of The Oath´ von Roland, wo es noch keinen Text zu gab. Andi meinte, dass zu diesem Stück ein solcher tiefer Text sehr gut passen würde und so kam er auf die Idee, die ganzen Texte so aufzubauen.

´The Time Of The Oath´ ist für mich ein Album, welches man regelrecht entdecken muss, denn auch nach mehrmaligem Hören entdeckt man immer wieder neue Feinheiten und ist immer wieder überrascht.

Markus: Das liegt wohl daran, dass wir versuchen immer alles mit drauf zu packen. Bei uns darf einfach keine Spur frei bleiben. Selbst wenn es nur ein Husten oder eine Cappucinomaschine ist, die zusätzlich noch mit aufgenommen wird (Gelächter von Beiden. Ob das wirklich ernstgemeint war, wissen auch nur Markus und Michael).

Michael: Wenn man dann vielleicht noch eine wirklich gute Idee hat, kann man sich ja noch eine 24-Spur-Maschine anmieten.

Spaß beiseite.

Michael: Wieso, das ist kein Spaß, das ist unser Ernst. So läuft das wirklich bei uns.

Gut, dann lassen wir das mal so im Raum stehen. Jetzt aber zurück zu anderen Sachen. Das neue Album wird ja auch in Amerika veröffentlicht. Was versprecht ihr euch denn vom amerikanischen Markt?

Markus: Das kann man im Moment noch nicht so genau sagen. Weiki war zusammen mit Andi in Amerika, zwecks Promotion, gewesen. ´The Time Of The Oaths´ und ´Masters Of The Ring´ sind ja die ersten Platten von HELLOWEEN, die seit den ´Keeper…`-Platten wieder in Amerika veröffentlicht wurden.

Michael: Die Reaktionen waren auch durchweg gut gewesen und sie sind auch alle sehr interessiert, dass die Platten wieder in Amerika auf den Markt kommen. Die Sendung ´Headbangers Ball´ gibt es bei MTV in Amerika nun auch schon fast zwei Jahre nicht mehr. Somit haben wir uns vielleicht ausgemalt, dass wir jetzt vielleicht mehr Chancen haben, weil die Bands, die im Trend liegen, jetzt in Amerika nicht mehr so gepusht werden.

Wie lagen denn die Verkaufszahlen von der ´Masters Of The Ring´ in Amerika?

Michael: Wir haben in Amerika innerhalb von 5 Monaten, etwa 90.000 Einheiten an den Mann bzw. Frau gebracht.

Das ist ja doch eine ganz gewaltige Summe, wenn man bedenkt, dass Amerika doch sehr trendy ist. HELLOWEEN haben ja auch auf der letzten Tour zur ´Masters Of The Ring´-Platte sehr gute Shows, in vor allem vollen Hallen absolviert, obwohl sie nicht, wie manche Trendband, gepusht wurde.

Michael: Da gibt es auch ein Beispiel für die HENRY ROLLINS BAND, wo ich Ende letzten Jahres die Verkaufszahlen erfahren habe und die lagen hier in Deutschland gerade mal 40.000 Einheiten. Er lief wirklich rauf und runter auf MTV und im Endeffekt hat ihm das auch nichts genutzt. Wir haben hier in Deutschland etwa 160.000 Stück abgesetzt und daran kann man doch sehen, wo der Hase lang läuft. Ich weiß auch gar nicht, wer sich so etwas ausdenkt, dass man als Band mit solchen Verkaufszahlen, fast nirgendwo auftaucht. Das ist mir unverständlich.

Es ist ja auch heute so, dass die Majorlabels fast ausschließlich die Trends unter Vertrag haben und auf den ´kleineren´ Labels gibt es denn Bands des traditionellen Genres.

Michael: Die großen Labels machen sich auch auf Dauer systematisch kaputt, denn sie bauen eine Band für kurze Zeit auf, schöpfen gut ab und wissen dann nicht mehr was sie machen sollen, weil sie sich ihren eigenen Markt zerstört haben.

Wie seht Ihr denn die Zukunft des traditionellen Metal für die nächste Zeit?

Michael: Ich finde, dass eigentlich alle ein bisschen die Schnauze von dem ewigen Trendgehüpfe voll haben und man beobachtet auch, dass die Kids einfach mehr wissen wollen, als diese Musik, die du einfach sooft kopieren kannst, bis zu einem gewissen Punkt. Das ist nun mal nicht die interessanteste, umwerfendste, strukturierteste und ausgeprägteste Musik die man sich denken kann, sondern in Wirklichkeit eine der blödesten Abarten des Rocks. Es wirkt primitiv und simpel. Diese Trendbands, bis auf Ausnahmen, können sich auch nicht mehr weiterentwickeln, weil schon im Vorfeld klar war, dass manche Bands einfach nicht das Potential dazu haben. Deswegen sind die Kids auch sehr unzufrieden und deswegen hoffe ich auch, dass es in der nächsten Zeit wieder mehr in die traditionelle Schiene geht.

Dem kann ich nur beipflichten, denn welche Band, aus der Trendecke, weiß mit solch einer Vielfältigkeit aufzuwarten, wie es gerade HELLOWEEN auf ihrem neuesten Album praktiziert haben.

http://www.helloween.org

Story: Gisela

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