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JACK BRUCE

´Lebende Legenden´, gibt es diese heute noch? Dem kann ich nur zustimmen, denn bei Jack Bruce trifft dies vollkommen zu. Diesen Status hat er sich in den 60er Jahren erworben, als er in bahnbrechender Weise, die Band CREAM gegründet hat. Das Genie in Sachen Musik, veröffentlichte am 08. Juli sein langerwartetes Soloalbum ´Shadows In The Air´ und ich hatte das Glück, ihm mit leicht zittrigen Knien, die nachfolgenden Fragen zu stellen.

Das Album ´Shadows In The Air´ besticht durch ein erstklassiges Songwriting, bei welchem die Einflüsse aus der Latino-Musik ein wenig die Oberhand haben. Bevorzugst du diese besonders?

– Mein Interesse für diese Art von Musik wurde schon vor ca. 17 Jahren geweckt, als ich auf dem Album ´Desire Develops An Edge´ das erste Mal mit Kip Hamrahan zusammen arbeitete. Er fungierte dieses Mal auch als Co-Producer. Ich kann auf meinen Soloalben, diesen Stil ein wenig mehr fördern, weil ich freier in meiner Songauswahl bin. Ich habe in der vergangenen Zeit sehr viel in dieser Richtung dazu gelernt, in Bezug auf diese Richtung von Musik. Einiges habe ich auch von meinem Drummer Milton Cardona gelernt, der auch schon auf dem damaligen Album vertreten war. Für mich stand fest, dass ich diese Art von Musik zum Rock bringen wollte und dies ist mir mit diesem Album auch geglückt.

Auf dem Album sind mit ´White Room´ und ´Sunshine Of Your Love´ auch ältere Songs vertreten. Warum hast du diese mit auf das Album genommen?

– Ich möchte, dass sich die Zuhörer bei meinen Songs immer wie zu Hause fühlen. Deswegen habe ich diese Songs mit auf das Album genommen, um den Hörern dieses Gefühl zu vermitteln. Ich persönlich sehe ein Album immer, wie den Bau eines Hauses und in diesem muss man sich ja auch richtig zu Hause und wohl fühlen.

Ich habe gelesen, dass es dein Plan ist, eine Trilogie von Latin-beeinflusster Musik zu machen.

– Ja und das soll so ablaufen, dass ich mit einer Band aus festen Musikern arbeiten möchte. Trotz allem will ich diverse Gastmusiker mit hinzu holen. Ebenso wird es auf dem nächsten Album nur noch drei ältere Songs geben. Auf dem darauffolgenden dritten Album wird es nur noch neue Songs geben, die wir dann in Kuba aufnehmen werden. Das soll aber auch wieder mit derselben Band geschehen, obwohl ich zu dieser Platte auch noch diverse Musiker aus Kuba hinzu ziehen will.

Also mit dem originalen Background versehen. Kann ich mir sehr gut vorstellen, dass dieses dritte Album der Trilogie, ein wahres Meisterwerk wird. Jetzt aber erst einmal genug vom neuen Album, denn wenn man die Möglichkeit hat, eine solche Koryphäe dieses Genres persönlich einige Fragen stellen zu können, liegt es auf der Hand, auch ein wenig in Nostalgie zu schwelgen. Wenn du heute das Musikbusiness mit früher vergleichst, hat sich da viel geändert?

– Die Musik, welches ja das Hauptthema ist, hat sich zwar weiter entwickelt, aber auch in der heutigen Zeit lebt der Rock noch. Das Musikbusiness ist in der heutigen Zeit immer noch ein Problem, denn als ich damals mit meinen Songs zu den Plattenfirmen kam, wurden sie auch nicht anerkannt. Ich glaube nicht daran, dass sich so viel geändert hat, denn man hatte es in der Vergangenheit auch sehr schwer gehabt, akzeptiert zu werden. Der einzige Nachteil heute ist der, dass die Musikindustrie viel größer geworden ist und eine viel größere Vielfalt auf dem Markt vertreten ist.

War es denn damals einfacher für junge Bands, einen Plattenvertrag zu bekommen?

– Das würde ich nicht sagen, aber als THE BEATLES damals ihren Vertrag bei der Decca unterschrieben hatten und mit ihrer Musik erfolgreich waren, wurden die jungen Leute regelrecht von der Straße weg gesignt. Genau diese jungen Bands haben heute immer noch die gleiche Probleme, denn es ist ein ´shitty business´.

Ebenso wie die Probleme im ´normalen Leben´.

Bruce lacht – Oh je, die Technik hat sich ja so stark entwickelt. Heute habe ich ein Handy und jeder kann mich überall erreichen. Dies bezieht sich auch auf die neuen Aufnahmetechniken, denn damals gab es noch keine Computer, die einem die Aufnahmen manches Mal erleichtert hätten. Durch diese Techniken geht die Arbeit heute viel schneller von der Hand.

Es ist eben alles schneller geworden.

– Dem kann ich nicht so zustimmen, denn als wir damals mit CREAM im Studio waren, haben wir innerhalb von 5 Tagen ein komplettes Album aufgenommen. Man dachte damals noch nicht so viel darüber nach, sondern spielte die Songs einfach live ein. Heute benötigen manche Bands 5 Monate für ein Album, aber es klingt im Nachhinein einfach nur steril. In Bezug auf das Leben, muss ich dir natürlich recht geben, aber dies kommt wieder durch die ganze Technologie, die uns täglich umgibt. Diese birgt aber zusätzlich noch sehr viele Probleme für viele Menschen. Aber das ist eben der Lauf der Zeit.

Thema CREAM. Als sich die Band damals auflöste, war ich noch ziemlich jung, so das ich den Grund der zum Split führte nicht verfolgte. Wie kam es denn dazu?

– Der erste Grund aus meiner Sicht war der, dass wir durch unsere großen Erfolge in großen Hallen spielten und auch Politiker wie z.B. die Kennedys kennenlernten. Der Starrummel wurde so groß um diese Band, dass ich mir eines Tages fragte, was ich lieber sein würde, ein Star oder ein Musiker. Der Musiker in mir siegte und ich stieg aus. Zudem kam auch noch etwas viel schwerwiegenderes, denn die Band wiederholte sich in ihrer Musik und die Songs wurden aus meiner Sicht langweiliger. Die Faszination ging verloren.

Bruce du bist aufgewachsen in einer Familie, wo der Vater großer Fan von Jazz war und deine Mutter schottische Folksongs sang. Du selbst verbindest mit Rock, Blues und jetzt der Latin-Music verschiedene Stile zu einem wunderbaren Mix. Welche Richtung bevorzugst du persönlich?

– Für mich ist es egal, denn ich bin offen für fast alle innerhalb der Musik. Dadurch, dass ich mit den unterschiedlichsten Musikern arbeite, wiederholt sich bei mir kein Sound. Ich versuche meinen eigenen Stil zu kreieren. Wenn Leute zu mir vielleicht sagen, dass ich Jazz spielen würde, bekämen sie die Antwort: ´Ich spiele keinen Jazz, ich spiele Jack.´ Wenn ich mit den verschiedensten Musikern zusammen arbeite, bin ich immer ich selbst.

Dem werde ich nichts hinzusetzen, denn diese Antwort erklärt alles. Mir brannte nun schon eine ganze Weile ein Frage unter den Fingernägeln, nämlich die, ob Bruce, wenn er heute noch einmal entscheiden könnte, denselben Weg, noch einmal gehen würde?

– Ja, ich würde es wieder genauso machen, denn ich bin mit dieser Entscheidung immer glücklich gewesen. Ich bin heute froh darüber, was ich geschafft habe und mittlerweile mich zu einem bodenständigen Songwriter entwickelt zu haben.

Was war denn deine beste und schlechteste Erfahrung, die dir in deiner gesamten Karriere widerfahren ist?

– Die beste Erfahrung die mir widerfahren ist, war definitiv die Zeit mit CREAM, denn wir starteten unsere Karriere mit einer Musik, dem Blues, den es zu dieser Zeit ja im Grunde schon gab. Hinzu kam auch noch die Tatsache, dass ich mir mit der Entscheidung zu einer Musikerkarriere einen großen Traum erfüllte. Es war ein phantastisches Gefühl, wenn man mit einem Pop-Song, wie es ´White Room´ nun mal war, einen so großen Hit landet. Um auf die schlechten Erfahrungen zu kommen, kann ich nur sagen, dass ich durch die positiven Sachen die negativen total vergesse, denn mit guten Erfahrungen, verschwinden die schlechten. Das ist für einen Musiker sehr wichtig, denn man sollte immer nach vorne schauen, sonst bleibt man irgendwann einmal auf der Strecke.

Mit solchen Liedern, wie sie uns Jack Bruce präsentiert, wird er wohl nie auf der Strecke bleiben, denn sie sind wirklich alle legendär, wie er selbst auch. Ich persönlich hoffe jetzt darauf, dass er im Herbst, wie er mir mitteilte, auf Europa-Tour kommt, denn live habe ich ihn noch nie gesehen.

Story: Gisela

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