SECRET DISCOVERY

Seit mittlerweile 15 Jahren stehen SECRET DISCOVERY im Zentrum der deutschen Gothic-Rockszene. Nach einer zweijährigen Pause, legen sie sich wieder mächtig ins Zeug, den am 12. Januar veröffentlichten sie ein neues Album, welches für mich zum ersten Highlight dieses Jahres zählt. Sehr gekonnt vermischen sie alten mit neuerem Sound. Herausgekommen ist ein sehr melodisches Album, welches alle Trademarks der Bochumer Band beinhaltet. In einem Gespräch mit den beiden Hauptsongwriter Sänger Kai Hoffmann und Keyboarder Dirk Riegner, versuchte ich interessantes und neues zu erfahren. Hier das Ergebnis.

Die Band besteht nun schon seit 1989. Vor gut drei Jahren habt ihr eine Pause gemacht. Wieso eigentlich?

Dirk: Das war einfach erforderlich, obwohl wir auch in dieser zeit weiter Songs geschrieben haben. Wir hatten zur damaligen Zeit auch das Projekt ALICE 2 und dies ließ sich nicht mit dem Namen SECRET DISCOVERY vereinbaren. Die Stücke, welche wir in dieser Zeit schrieben passten nicht zu SECRET DISCOVERY. Dadurch haben wir denn diese Songs unter dem Namen ALICE 2 veröffentlicht. Da wir nicht die Zeit für beide Bands hatten. Legten wir SECRET DISCOVERY erst mal auf Eis.

Wenn ich jetzt das alte Material von SECRET DISCOVERY und ALICE 2 miteinander Vergleiche, sind die Songs auf „Pray“ eine ausgezeichnete Kombination der einzelnen Sounds.

Kai: Genau eine solche Aussage habe ich vor kurzem noch gelesen, dass die neuen Songs eine stilistisches „Best-of“ aus den alten Songs von SECRET DISCOVERY und ALICE 2 sind. Das kann ich mir nur so erklären, dass es wirklich nur am strafferen Songwriting liegt. Es gibt bei den neuen Songs keine überflüssigen Übergangspassagen in den einzelnen Songs. Ich denke auch, dass die Art der gesanglichen Interpretation auch eine Rolle mitspielt.

Genau das ist mir auch beim ersten Hören damals im Studio positiv aufgefallen, dass Kai wesentlich variantenreicher und mehr auf den Punkt die Songs intoniert. War dir dieser Variantenreichtum wichtig oder ist es rein zufällig passiert?

Kai: Das war mit persönlich schon sehr wichtig und ich habe mir im Vorfeld sehr viele Gedanken über die gesangliche Interpretation der einzelnen Songs gemacht. Ich finde es auch bei anderen Bands gut, wenn Sänger ihre Songs variantenreicher singen. Daran habe ich wirklich ziemlich lange gearbeitet. Ich habe dieses Mal bei jedem Song nachgedacht, wie man ihn am besten rüberbringt und mir war sehr wichtig, dass der Gesang interessanter klingen sollte. Im Grunde ist eine Stimme ja auch ein zusätzliches Instrument.

Das auf jeden Fall, denn eine Stimme ist ja auch sehr wichtig um Emotionen auszudrücken. Bleiben wir aber doch bei der Flexibilität. Ihr seid ja auch von Songwriting her sehr flexibel geworden. War es jetzt für euch schwieriger, nach dem Ausflug mit ALICE 2, neue Songs für SECRET DISCOVERY zu schreiben?

Dirk: Eigentlich weniger, denn wir hatten schon vor den Recordings einige Stücke geschrieben. Uns sind aber bei den Aufnahmen so viele Ideen gehabt und „New Day2 ist ein solcher Song, der ziemlich spontan im Studio entstanden ist. Im Endeffekt waren es drei Stücke die im Studio entstanden sind und die uns so gut gefallen haben, dass sie einen Platz auf dem Album bekommen mussten.

Kai: Viele Stücke entstanden aus einem Bauchgefühl heraus, denn wir haben uns von Anfang an gesagt, dass wir uns nicht festlegen wollten. Vielleicht lag das auch an der Erfahrung, welche wir mit ALICE 2 gesammelt hatten, denn wir waren doch sehr befreit nachdem wir mit dieser Band einiges anders gemacht haben.

Das liegt aber auch vielleicht ein wenig daran, dass man andere Prioritäten setzt oder der musikalische Geschmack sich ein wenig ändert. Ich verstehe manche Bands nicht, wo das erste Album so klingt, wie vielleicht das Dritte oder Vierte.

Kai: Das sind aber auch meistens Bands, die vielleicht einen Hit hatten und bei denen es nach einer gewissen Zeit abwärts geht. Ein Album entsteht doch immer in gewissen Phasen von einer Band. Ich kann so etwas gar nicht nachvollziehen, denn ich kann mir ein solches Songwriting gar nicht vorstellen. Ich selber  schriebe meistens aus dem Bauch heraus und dann spielen natürlich die äußeren Einflüsse eine sehr große Rolle.

Das ist doch auch vollkommen normal, denn die Zeiten ändern sich und dies bezieht sich ja auch auf einem selbst und bekommt zu vielen Dingen andere Einstellungen.

Dirk: Ich bin auch sehr darüber überrascht, dass „Pray“ nicht kopflastig ausgefallen ist. Es gab auch im Vorfeld keine Überlegungen, welches Image wir treffen müssen, oder wie man es auf die Stilistik von SECRET DISCOVERY zurückbringt. Als wir mit den Aufnahmen fertig waren, fiel uns auf, dass „Pray“ das bisher homogenste Album geworden ist. Es ist so konsequent geworden, dass es eine richtige Momentaufnahme der Band geworden ist.

Ich glaube, wenn man sich nicht allzu viel Gedanken um den Sound macht klappt alles viel besser.

Kai: Auf jeden Fall, denn man ist wesentlich freier in der Handlungsweise.

 

Ihr seid ja nun auch schon 15 Jahre im Geschäft. Hat sich in dieser ganzen Zeit sehr viel, in Bezug auf Szene und dergleichen geändert?

Kai: Was sich sehr stark verändert hat, ist die Szene. Vor Jahren noch, war Gothik, Rock oder Metal ganz verschiedene Richtungen. Es gab nur auf der einen Seite die elektronische Musik und auf der anderen Seite die Rockmusik und dazwischen gab es eigentlich gar nichts. Das war auch ein Grund dafür, dass wir ganz zu Anfang mit unserem Sound ziemlich zwischen den Stühlen saßen. Das ist zum Glück sehr stark zusammen gewachsen und ich finde, alles ist wesentlich toleranter geworden. Das ist natürlich für uns jetzt ein Vorteil.

Obwohl ich euer Album nicht in die besagten Schubladen einsortieren möchte, denn es ist zum Teil gothiclastig, rocklastig und auch noch mit wunderbaren Pop-Elementen versehen. Wobei ich jetzt popig mehr den Ohrwurmcharakter verstehe. Deswegen finde ich es sehr gut, wenn man diese ganzen Stilistiken miteinander verbindet.

Dirk: Das ist eine Sache, die sehr spontan herausgekommen ist. Ich denke auch, dass die Leute der verschiedensten Richtungen merken, welche unterschiedlichen Stimmungen in den Songs enthalten sind. Wenn man diese Stimmungen spürt, ist es unabhängig davon, ob man die Musik mag oder nicht.

Ihr habt euch ja nach dem letzjährigen Castle Rock in Mülheim noch einmal dem Publikum gezeigt. Dieses Konzert fand ja in Bochum im November statt. Wie waren denn die Reaktionen auf dieses Konzert?

Dirk: Die waren super. Uns hat es auch sehr viel Spaß gemacht. Das haben wir auch schon in Mülheim gemerkt, denn ein Live-Auftritt ist nun mal das Größte, was man als Band machen kann. Beim Konzert in der Bochumer Zeche gingen die Leute wahnsinnig gut mit und haben sehr viel Stimmung gemacht. Uns ist es so vorgekommen, als lägen keine 5 Jahre zwischen den Konzerten von SECRET DISCOVERY.

Habt ihr denn in Bochum schon neues Material gespielt?

Kai: Wir haben einige neue Lieder gespielt und es war doch sehr überraschend für uns, wie die Leute bei diesen Songs mitgemacht haben. Das war schon toll, denn sie hatten die Stücke ja definitiv noch nicht hören können.

Dirk: Normalerweise erfährt man solche Reaktionen wenn ein Album schon veröffentlicht wurde. Das Konzert war aber ein Pre-Listening und so etwas hätten wir nie erwartet. Wir sind auch mit sehr gemischten Gefühlen auf die Bühne gegangen. Die Erwartungen hatten wir vollkommen heruntergeschraubt. Ich kenne es ja von mir, wenn ich auf ein Konzert einer Band gehe und sie spielen neues Material, was noch nicht veröffentlicht ist, wünsche ich mir doch lieber älteres Material. Das war schon ein ziemlich positiver Punkt bei dem Konzert in Bochum, womit wir persönlich nie gerechnet hätten.

Wo liegen denn eure Backgrounds in Bezug auf Bands?

Kai: Ich habe immer sehr viel U2 gehört. Dazu kommt noch die Wave-Musik der 80iger Jahre. Früher habe ich immer sehr viel Fields Of Nephilim gehört. Ebenso mag ich Musik aus der düsteren Ecke. Ich liebe melancholische Stücke.

Dirk: Für mich waren U2 auch immer super. Hinzu kommen noch Depeche Mode und Talk Talk. Nach dieser Zeit gab es erst mal gar nichts und dann kam der Manchester Rave, bis Scooter kam, womit ich gar nichts anfangen konnte. Ich glaube aber auch, dass wir beide dem Pop-Bereich sehr zugetan sind. So z.B. die Madonna-Scheiben sind ziemlich klasse oder auch Placebo.

Kai: Richtig Placebo ist ja auch eine Band, welche wieder so richtig in die Zeit passt. Wir sind auf jeden Fall immer schon offen gewesen für gute Musik.

Das ist auch sehr wichtig, denn immer nur in eine Richtung schauen ist doch auf Dauer langweilig. Ich freue mich aber schon jetzt, wenn SECRET DISCOVERY in absehbarer Zeit auf Tour gehen. Es wird ja auch langsam Zeit, denn die Winterzeit wird einem doch langsam zu lang.

https://www.facebook.com/secretdiscovery666

Story: Gisela