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THERAPY?

THERAPY? 1995

Eines ist mit Gewissheit klar, dass das Jahr 1994 eindeutig dem irischen Trio THERAPY? gehörte. Mit dieser überaus großen Klasse, wie sie konsequent ihre Gigs im letzten Jahr hier in Deutschland bestritten, kann man dieser Band nur das Prädikat wertvoll geben. Auch zum Abschluss des Jahres war man noch einmal in deutschen Landen auf Tour und was soll ich euch sagen, der Dortmunder Musikzirkus war so voll, dass selbst keine Maus mehr hineingepasst hätte. Aber vor ihrem wirklich faszinierenden Gig wechselte ich noch einige Worte mit Michael McKeegan. Ich hatte ja schon einiges über seine Schweigsamkeit gelesen, aber eines muss ich an dieser Stelle schreiben, dass ich mit Michael einen sehr aufmerksamen und redegewandten Gesprächspartner hatte.

 

Das neue Album ´Troublegum´ ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger ´Nurse´ ein wenig anders ausgefallen. Auf ´Troublegum´ dominieren viel stärker als auf seinem Vorgänger die Gitarren. Warum eigentlich!

– Das Album ´Nurse´, welches sehr viele Percussions aufzuweisen hatte wurde mit Hilfe eines Drumcomputers aufgenommen. Das Album spiegelt eigentlich nicht das Potential wieder, zudem THERAPY? in der Lage ist. Denn obwohl wir ja nur zu dritt in der Band sind, kommen wir doch, vom Sound her, sehr stark rüber. Das Songwriting von ´Troublegum´ wurde auch im Gegensatz zu ´Nurse´, welches als Grundlage die Drumbeats besitzt, auf die Akustik-Gitarre fixiert. Wir können dieses Material auch viel besser live präsentieren.

Die Songs auf ´Troublegum´ sind auch wesentlich kürzer ausgefallen.

– Das ist auch eine Sache des Livespielens. Man kann solche Songs sehr viel spontaner spielen als längere Songs. Ich glaube auch, dass sich extrem lange Songs bei uns, ganz im Gegensatz z.B. zu DREAM THEATER, die wirklich brillante Musiker sind, gar nicht so gut klingen würden.

Die Songs kommen auch viel powervoller rüber als auf dem Album.

– Das kann daran liegen, dass wir die Songs vor den Recordings noch nie live vorgetragen haben. Aber dadurch, dass wir ja jetzt wirklich unermüdlich in diesem Jahr getourt haben, hat sich diese besagte Power eingeschlichen, welche die Songs aber wieder in eine ganz andere Dimension setzt.

Davon, dass THERAPY? die wirklich unmöglichsten Songs covern (was aber jetzt nicht abwertend gemeint ist) konnte ich mich schon während des Soundchecks überzeugen. Auf ´Troublegum´ befindet sich eine Cover-Version vom JOY DIVISION-Klassiker ´Isolation´. Warum fiel die Wahl denn gerade auf diesen Song?

– Das ist richtig, wir lieben es Coverversionen beim Soundcheck zu spielen, denn wir haben sehr viel Freude daran. ´Isolation´ war eigentlich als B-Seite für eine Singleauskopplung gedacht. Wir mögen dieses Lied sehr, aber wenn man sich das Original von JOY DIVISION anhört, merkt man, dass es total anders ausgefallen ist.

Ihr habt ja auch eine Menge EP´s veröffentlicht. Warum eigentlich?

– Richtig, wir haben zwischen ´Nurse´ und ´Troublegum´ 3 EP´s veröffentlicht. Wir experimentieren sehr gerne mit unserem Sound und da wir immer sehr viel an Material haben ist es für uns besser zwischen den Releases EP´s an unsere Fans weiterzugeben. Wir recorden diese EP´s auch meistens immer an einem Wochenende, mit ganz wenig Aufwand.

Die Texte von ´Troublegum´ sind sehr unpolitisch. Das Stück ´Hellbelly´ handelt von einem TV-Prediger und  ´Die Laughing´ ist ein Song nach einer wahren Begebenheit.

– Ja und zwar handelt der Song von einem Mann, der wegen seiner Depressionen zum Psychiater geht. Er verschrieb ihm auch Valium, aber diese Depressionen wurden immer schlimmer, dass sich dieser Mann fast das Leben genommen hat. Der Arzt wollte ihm aber keine höhere Dosis geben, sondern gab ihm den Rat in den Zirkus zu gehen, der zur Zeit gerade in der Stadt gastierte. Er solle sich doch unbedingt den Clown ansehen, man müsse wirklich Tränen über diesen Clown lachen. Da sagte dieser Mann nur: ´Ich bin dieser Clown.´ Es ist eine sehr traurige Geschichte, die sich aber wirklich zugetragen hat.

Wollt Ihr denn mit Euren Texten irgendetwas ausdrücken?

– Ausdrücken ist eigentlich nicht das richtige Wort, weil wir in unseren Texten fast ausschließlich nur persönliche Dinge verarbeiten , die sich fast alle in der Vergangenheit zugetragen haben. Es fällt uns einfach leichter darüber zu singen.

THERAPY? ist ein sehr ungewöhnlicher Name für eine Band. Wie kamt Ihr denn gerade auf diesen Namen.

– Das war eine Sache, die ganz schnell über die Bühne ging. Wir schrieben ca. 20 Namen auf ein Blatt, wo auch Therapy mit vertreten war. Zum Schluss blieb auch nur dieser Name übrig, weil er einfach sehr gut zu merken ist. Eine ganz spezielle Bedeutung hat er eigentlich nicht, nur das man sich ihn sehr gut merken kann.

Ihr wart ja jetzt in den letzten 9 Monaten fast nur auf Tour gewesen. Was liegt denn jetzt im neuen Jahr für Euch an?

– Wir wollen, wenn alles gut geht, im Januar wieder ins Studio gehen, um unser neues Album zu recorden. Wir haben mittlerweile auch schon wieder fast 20 Songs neu geschrieben, dass es uns nicht schwer fällt ein neues Album zu recorden. Mit Sicherheit werden 10-12 Songs denn auf der neuen Scheibe vertreten sein. Ich denke mir, dass das Album denn vielleicht Mitte des Jahres veröffentlicht wird.

Michael gab mir auch noch die Information mit auf den Weg, dass Andy fast das ganze Songwriting übernimmt. Trotz allem bin ich natürlich sehr gespannt auf das neue Material von THERAPY?, welches mit Sicherheit noch druckvoller daherkommt. Warten wir´s ab.

http://www.therapyquestionmark.co.uk

Story: Gisela

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