WETO

Wer versteckt sich hinter WETO? Diese Frage ist sehr schnell beantwortet. WETO besteht zu 4/5 aus Schandmaulmusiker und das letzte Fünftel steuert Regicide zu. Wie ist der Sound von WETO? Auch diese Frage kann man schnell beantworten, denn er hat mit Schandmaul nichts zu tun, sondern bewegt sich zwischen erdigem Rock, verfeinert mit krachenden Gitarren und einer düsteren Stimmung, die zum größten Teil von den Texten kommt. Angefangen hat es bei WETO mit Punkrock, der sich aber sehr schnell damals in erdigen Rock umwandelte. Um mehr von WETO zu erfahren unterhielt ich mich mit Sänger Thomas Lindner.
Die Geschichte von WETO beginnt ja schon im Jahre 1993. Warum habt ihr die Band nach einer langen Zeit wieder aus der Versenkung hervorgeholt?
– Aus zweierlei Gründen. Erstens aus Zeitgründen, denn neben Schandmaul blieb einfach keine Zeit mehr für WETO. Wir mussten ja auch noch eine ganze Zeit unseren Lebensunterhalt mit Jobs finanzieren. Jetzt wo wir uns sozusagen zum Profilager zählen können haben wir wieder die Zeit um uns der Band wieder mehr widmen zu können. Zweitens ist es ein langgehegter Traum von uns, denn wir hatten schon sehr viel an Songmaterial damals geschrieben. Die Songs sind also nicht alle neu geschrieben worden.
Also sind neben neuen Songs auch noch ältere vertreten?
– Ja ich glaube das älteste Stück ist von 1996. Es bietet dem Zuhörer also einen Streifzug durch die Schaffensphase von WETO.
Ihr habt das Album „Das Zweite Ich“ benannt. Ist dies bezogen Schandmaul/Weto oder auf die Auslegung der Texte, die ja doch sehr bedrohlich und vor allem nachdenklich ausgefallen sind?
– Genau das ist damit gemeint, denn die Leute sollen für sich herausfinden, ob es eins von den Beiden ist. Der Titel, der ja auch auf dem Album vertreten ist, handelt von einem Schizophrenen. Jeder kann für sich ganz alleine aussuchen, wo er mehr den Schwerpunkt Schandmaul/Weto oder eben die Kehrseite der Medaille. Das kann jeder für sich frei interpretieren.
Und ihr könnt mal richtig rocken.
– Das war uns auch sehr wichtig, denn wir wollten schon unseren Gefühlen freien Lauf lassen.
Das Songwriting verläuft bei euch ja auch etwas anders als bei vielen anderen Bands, denn du hast eigentlich die Texte schon alle geschrieben und dann geht es erst ans Komponieren der Songs. Macht ihr das, damit die Songs mehr Ausdruck bekommen?
– Wichtig ist bei uns, dass wir eine Geschichte zu erzählen haben. Dazu muss die Message erst mal vorhanden sein um dann darum das Klangkostüm zu erstellen. Eine Message muss ja transportiert werden und wenn ich zuerst die Musik habe, inspiriert mich das nicht so sehr. Es fällt mir so einfach leichter, denn die Musik muss ja zum Text passen. Das ist mir persönlich zu zufallsabhängig.
Du hattest ja die Geschichten schon im Kopf, die ja richtig unter die Haut gehen. Trotz allem sind sie sehr zweideutig angelegt.
– Das ist die bewusste Irreführung, obwohl bei einigen Stücken die Message klar ist und einem brutal vor Augen gehalten wird. Bei den versteckten Sachen ist es aber sehr wichtig mal über alles nachzudenken. So geschehen beim Song „Flucht“, denn wenn man diesen nicht hinterfragt, denkt man es ist eine Liebesgeschichte, aber bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass es sich um Heroin handelt.
Es sind ja auch alles Themen, mit denen du ja schon konfrontiert worden bist.
– Ja und das alles im näheren Umfeld. Es sind Themen, entweder war man selber zugegen, oder man war einfach nur geschockt, als man von diesen Sachen erfuhr. Es gibt viele Sachen, die man in Zeitungen liest, die einem ohnmächtig machen. Uns geht es im Grunde darum, dass wir den salzigen Finger in die Wunde drücken. Dies geschieht, dass man eben weiß, dass noch Gefühle vorhanden sind. Es ist klar, dass die Leute Party machen wollen, aber man sollte niemals diese Rückseite der Medaille aus den Augen verlieren.
Ihr habt ja auch durch die Präsenz von Schandmaul auch die Möglichkeit, dass man euch zuhört.
– Das ist richtig, aber es geht nicht darum Vorschriften zu machen, sondern jeder sollte aufmerksam gemacht werden. Man sollte denken, ach da war doch mal was. Es ist doch so, dass man an den Zeitungskästen vorbeiläuft und eine Horrornachricht nach der anderen liest. Aber irgendwann mal ist man abgestumpft. Aber nichtsdestotrotz ist es noch genauso furchtbar wie vorher.
Die Horrormeldungen sind ja wirklich Tag für Tag in den Medien vertreten, wie jetzt vor einigen Tagen der Mann, der in einem Bremer Bus die Leute mit Benzin übergossen hat und sie anscheinend anzünden wollte. Bei der Flucht hat er noch eine Pistole verloren.
– Passiert ist aber nichts?
Gott sei Dank nichts, außer dass einige Fahrgäste Verätzungen hatten.
– Es wird immer bedrohlicher bei uns, aber man ist doch einfach nur machtlos. Aber solche Sachen sollte man doch mehr beachten und vielleicht auch mal darüber nachdenken.
Ihr seid ja jetzt auf Tour. Wie sind denn die Reaktionen der Leute?
– Wir haben gestern irgendwo im nirgendwo in der Nähe von Saarbrücken gespielt und es waren nicht so viele Leute dort. Man muss ja jetzt auch sagen, dass wir Newcomer sind, die im Raum München aus der Vergangenheit viele Fans hatte. Das muss sich jetzt erst mal rumsprechen. Es war gestern auch das erste Mal für uns, dass wir nach langer zeit mal wieder ein Konzert gespielt haben. Man kann im Proberaum kein Konzert proben. Die Leute gestern haben die Songs gestern Abend angenommen, denn es ist ja auch ein ganz anderes erleben, sie reagieren eben vollkommen anders als bei Schandmaul. Bei Schandmaul tanzt und klatscht man und gestern war es so, dass in der ersten Reihe die Kopfschüttler standen und im Hintergrund solche, die vollkommen versunken waren.
Es sind ja auch ganz andere Dimensionen, denn mit WETO spielt ihr in kleinen Clubs.
– Das ist aber richtig toll mal wieder die Anfänge zu erleben. Man muss WETO eben aufbauen und das wollen wir auch machen.
Und Birgit und Anna haben somit im Moment mehr Zeit für sich selbst.
– Beide stehen im Moment vor größeren Prüfungen und haben somit viel Zeit zum üben.
Was liegt denn nach der Tour machen? Ist dann wieder Schandmaul angesagt?
– Wir werden im März noch eine Tour mit WETO machen und danach geht es denn wieder zurück zu Schandmaul.
Wenn ihr seht, dass WETO in eurer Nähe spielt, geht hin und schaut sie euch an. Es lohnt sich wirklich, denn ein solch emotionales Konzert habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
Story: Gisela
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