News Ticker

CELTIC FROST

Vor kurzem wurde der Back-Katalog von CELTIC FROST, einer der innovativsten, bizarrsten und wegweisendsten Bands des Metal-Genres, veröffentlicht. Die Schweizer schrieben in nur acht Jahren die Metal-Geschichte, von der  andere nur träumen können. Wenn man sich heute Alben wie ´Vanity/Nemesis´, ´Morbid Tales´, ´Into The Pandemonium´ oder ´To Mega Therion´ anhört, weiß jeder was gemeint ist. Sie ebneten großen Acts, die nach ihnen folgten, den Weg. Zusammen mit Tom ´Warrior´ Fischer versuchte ich ein wenig die Vergangenheit zu bewältigen.

 

Zu aller erst musste ich Tom gestehen, dass ich zur damaligen Zeit nicht allzu viel mit der harten Schiene von CELTIC FROST anfangen konnte. Ich stand zu dieser Zeit mehr auf melodischen Metal, deswegen fehlt mir demzufolge auch ein wenig das Hintergrundwissen.

– Dann werden wir sicher gut zusammen kommen, denn ich hatte es damals auch nicht, da ich viel zu beschäftigt war. Zur damaligen Zeit wussten wir auch nicht so recht, wo alles hinführen sollte. Wir wollten einfach nur unsere musikalischen Gelüste befriedigen.

Mit `diesen´ musikalischen Gelüsten wurden sie zum Vorbild von manch großen Bands.

– Das war total super als Curt Cobain damals uns erwähnte. Wenn aber irgendwelche skandinavische Bands das sagen, ist das nicht mehr so toll. Das hat alles seine zwei Seiten.

Die Schweiz ja nicht gerade das Heavy Metal-Land. Wie kam es denn dazu, das es trotzdem alles geklappt hat?

– Für uns war von Anfang an klar, dass wir in der Schweiz nicht berühmt werden wollten, sondern direkt Größeres planen wollten. Wir verschickten die Demos nur ins Ausland – die anderen Bands kamen alle dorther. Wir haben in den 10 Jahren, seit es CELTIC FROST gibt, ganze dreimal in der Schweiz gespielt. Das sagt ja wohl alles. Man kannte uns zwar, aber man beachtete uns nicht. Ich bin heute auch sehr stolz auf DJ Bobo.

Er ist ja auch für die Masse und vor allem für die Kids zuständig.

– Richtig, er ist ein Produkt. Es hat zwar eine Berechtigung auf dem Markt, aber mit Musik und Kreativität hat dies nichts mehr zu tun.

CELTIC FROST haben in ihrer aktiven Phase einige Line-Up-Wechsel verkraften müssen. War dies mit ein Grund für die Wandlungsfähigkeit, die euch auszeichnete?

– Eigentlich nicht, denn in der ersten Hälfte von CELTIC FROST hat man mir das Songwriting überlassen, obwohl ich es nie wollte. Zur damaligen Zeit stand ich auch ziemlich unter Druck. Als wir dann in der zweiten Hälfte ein Line-Up hatten, wo wirklich jeder ins Songwriting mit einbezogen wurde, hat sich das sehr positiv auf die Songs ausgewirkt. Das ist sehr gut nachzuvollziehen bei dem Album ´Vanity/Nemesis´. Ich bin selbstkritisch genug Wenn man alleine ein Album schreibt, wird es auf die Dauer langweilig. Ich habe genug gute Ideen, aber ich kann mich auch ziemlich verzetteln.

Die innovative Entwicklung kann man anhand der CD´s wirklich gut nachvollziehen. Mein Musikgeschmack hat sich mit der Zeit auch ein wenig in die härtere Ecke verschoben.

– Ich war damals auch nicht gerade offen für diese Richtung, denn Thrashmetal habe ich sehr wenig gehört. In den 80iger Jahre habe ich fast nur Funk gehört. Zu Hause muss man nicht auch noch Thrashmetal hören. Das ging den anderen genauso. So war Read St. Mark ein Jazzdrummer, Martin war total im New Wave verwurzelt.

Der Sound war brutal, aggressiv aber trotzdem immer noch melodiös.

– Das war noch nicht einmal musikalisch bedingt, sondern es kam von unseren eigenen Persönlichkeiten. Viele Faktoren spielten eine Rolle. So arbeiteten wir unsere Pubertät oder auch alles Negative auf, was wir schon erfahren hatten. Wir verspürten den Drang, mit unserer Musik eine kleine Revolution zu machen. Ich habe zum ersten Mal bewusst Musik gehört – Anfang der 70iger Jahre. Das war gerade die Zeit als der Hardrock entstand. Damals war das eine totale Revolution und du konntest damit gut die Eltern schocken. Mit diesem Verständnis für Musik bin ich aufgewachsen. Musik muss für mich heute aufweckend sein. Sie sollte nicht so einfach dahin plätschern.

CELTIC FROST waren immer für Überraschungen gut. So gab es z.B. eine Coverversion von Dean Martins Song ´In The Chapel In The Moonlight´. Seit ihr denn auch noch in dem Sound der 50iger Jahre verwurzelt?

– Ja logisch wir waren sehr offen für Musik. Ich habe auch sehr gerne, den in den 50iger Jahre entstandenen Swing gehört. Deswegen war es nicht so schwer uns gerade auf diesen Covertitel festzulegen. Es war auch ein großes Experiment für uns.

CELTIC FROST waren nicht nur bekannt für ihre Experimente in der Musikalität, sondern sie wählten auch ihre Kleidung nach ihrer Musik aus. Seit ihr mit der Kleidung in die Musikgeschichte eingegangen? Manches Mal war sie ziemlich mystisch.

– Das war eigentlich nicht der Grund. Mit diesen Verkleidungen wollten wir unseren Gemütszustand überzogen darstellen. Wir haben uns auch nie gescheut ein Image zu besitzen. Viele andere Bands hatten Angst davor. Uns gefiel das und wir haben es alles eher als `Theater´ angesehen, indem die eine Hälfte Musik war und die andere eben Theater. Jedes Album zeigte die Band überzogen in einer anderen Form und wir fanden es toll.

Der Geist von CELTIC FROST lebt in Form von Tom Fischer in seinem neuen Projekt weiter. Mit seiner jetzigen Band APOLLYON´S SUN wird er Anfang nächsten Jahres ein Album veröffentlichen. In welcher musikalischen Richtung wird denn das Material gehen?

– Es ist eigentlich eine moderne Version von CELTIC FROST. Das Konzept ist genau wie damals – das man Experimente macht und alles ausprobiert. Nur werden in der heutigen Zeit andere Einflüsse mit verwendet. In unserem Sound wird die harte Musik verknüpft mit Samples und Loops, aber der Sound ist nicht so kalt wie bei dem Industrial-Sound. Diese Richtung habe ich nie gemocht.

Wenn du jetzt die damalige Zeit mit der heutigen musikalisch vergleichst, was hat sich musikalisch deiner Meinung nach verändert?

– Zur damaligen Zeit war es nicht einfach innovative Musik zu machen. Wenn es eine Band schafft, die verschiedensten Richtungen miteinander zu verknüpfen, dann findet sie viel eher Gehör.  Genau dafür haben wir damals gekämpft und ich finde das ist eine gute Entwicklung.

Da kann ich Tom nur beipflichten und vielleicht gibt es in der nächsten Zeit wieder etwas Neues von CELTIC FROST. Wie wir erfuhren, fanden schon Gespräche mit ehemaligen Musikern statt. Wäre ja auch schade, wenn es solche kreativen Bands nicht mehr geben würde. Nur noch ganz kurz bemerkt, die Scheibe von APPOLYON´S SUN soll im Februar erscheinen und es soll auch eine Tour dazu geben. Na, dann wartet im neuen Jahrtausend schon wieder einiges auf uns.

Story: Gisela

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.