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CORONATUS

Kurz vor den Feiertagen bekam ich die CD von CORONATUS auf den Tisch und da mich die Band überrascht hat, habe ich die Chance auf ein Interview per Email benutzt. Ich muss mich bei Schlagzeuger Mats bedanken, nicht nur für die ausführlichen Antworten, sondern auch dafür, dass er das mal schnell über den Jahreswechsel gemacht hat!

CORONATUS war erst ein Projekt und ist meines Wissens erst seit Ende 2004 als Band aktiv. Warum habt ihr dann an dem Namen festgehalten? Und was bedeutet er für euch?

– Der Übergang von dem Projekt zur Band war eher fließend. Wir haben in der neuen Besetzung mit den beiden Mädels die ersten Konzerte unter demselben Namen gemacht, da ja auch die Songs teilweise noch dieselben wie zuvor waren. Der Name bedeutet übersetzt ja ‚der Gekrönte‘; für uns bedeutete er damals die Auseinandersetzung mit der Sinnfrage unserer Existenz, der Schöpfung bzw. einer evt. Schöpfungsmacht. Die religiös-philosophischen Texte von George G, dem ursprünglichen Sänger von CORONATUS, resultierten oft aus dem Hadern mit dieser Schöpfungsmacht. Bis heute steuert George hin und wieder solche Texte und Songs zu CORONATUS bei, wie z.B. Mein Herz auf der Porta Obscura. Dieses Thema ist nun mal sein Steckenpferd.

Ich habe irgendwo gelesen, das ihr euch damals nicht zwischen zwei Sängerinnen – Carmen und Verena – entscheiden konntet und es quasi in einem Konzert entscheiden wolltet. Stimmt das? Und wonach wolltet ihr die Entscheidung treffen?

– In der Tat konnten wir uns damals nicht entscheiden, weil beide so gut waren, aber in eine komplett unterschiedliche Richtung tendierten. Also die Carmen mit Ihrem klassischen Sopran, was dann unwillkürlich an Nightwish oder teilweise Epica erinnert, und auf der anderen Seite Verena, die eine sehr rockige Stimme hatte. Also wollten wir es einfach mal ausprobieren. Im Proberaum war das alles ja schon sehr viel versprechend. Wir Musiker waren also sowieso schon ziemlich überzeugt, dass das klappt. Nach dem Konzert war dann endgültig klar, dass diese Mischung nicht nur funktioniert, sondern einen ganz speziellen Charme aufweist, welcher uns auch von allen anderen Gothic- und Symphonic-Metall-Bands unterscheidet. Daher sind wir dabei geblieben. Hätte es nicht gefunkt, so hätten wir uns wohl irgendwie zu einer Entscheidung durchringen müssen. Aber manchmal lösen sich Dinge von selbst…

Über welchen Zeitraum habt ihr Songs für euer Debüt Lux Noctis ‚gesammelt‘? Und gibt es noch Überbleibsel, die evtl. mal als Bonus dienen könnten? Oder in überarbeiteter Form auf einer der nächsten Releases?

– Für die Lux Noctis hatten wir natürlich sehr viel Zeit. Die Songs wurden bereits im Sommer 2006 aufgenommen, d.h. das waren ca. 1,5 Jahre mit der neuen Besetzung. Aus dieser Zeit stammt die Hälfte der Titel auf der Lux Noctis. Die andere Hälfte ist noch wesentlich älter und stammt aus der Zeit mit George G., zum Teil sind diese Songs, z.B. Volles Leben bereits 1999 entstanden.

Auf der Porta Obscura haben wir z.B. diesen Song in der Originalfassung als Bonus verwendet. Eine Aufnahme aus dem Jahr 2002, noch mit George am Mikro. Dieser Song war nach vielen Überarbeitungen ja bereits von den Mädels auf der Lux Noctis zu hören.

Aus derselben Aufnahmesession 2002 stammt auch der Strahlendste Erste auf der Porta Obscura, auch hier natürlich stark überarbeitet und komplett neu aufgenommen. Ob wir die Originalfassung mit Georges‘ Gesang jemals als Bonus rausbringen werden ist unklar. George selbst ist momentan dagegen, da er die neue Fassung mit den Mädels für nicht zu toppen hält… Somit bleibt diese Version wahrscheinlich denjenigen vorbehalten die die damalige Single Von Engeln nur, welche wir damals im Eigenvertrieb hergestellt haben, ergattern konnte…

Viola hat nach Lux Noctis die Band verlassen, war es schwierig Ada zu finden? Oder habt ihr zumindest kurzfristig darüber nachgedacht, nur mit Carmen weiterzumachen?

– Nein, es war immer klar, dass wir das Konzept der 2 Sängerinnen beibehalten wollen. Allerdings hatten wir damals ebenfalls dann wieder 2 aussichtsreiche Bewerberinnen für die Rock-Stimme, eine davon Ada. Letztlich waren wir von Ada mehr überzeugt, und diese Entscheidung war ja auch goldrichtig,.

Rückblickend wie zufrieden seid ihr mit eurem Debüt? Und den Kritiken, die ihr dazubekommen habt?

– Sehr zufrieden! Sowohl was die Produktion angeht, als auch die Verkaufszahlen, welche für ein Debüt für heutige Verhältnisse echt nicht schlecht waren!

Thema Kritiken: Tja, da muss man sich schon ein dickes Fell zulegen. Wir haben sehr polarisiert, damals wie heute. Das heißt, die Kritiken waren meist ziemlich gut, oder ziemlich schlecht. Das Mittelfeld war eher dünn ausgeprägt. Bei guten Kritiken freut man sich natürlich und sieht sich auch bestätigt und anerkannt. Bei schlechten Kritiken tut es dann halt entsprechend weh. Vor allem wenn Kritiker es nicht schaffen, ihre persönliche Abneigung gegen den Musikstil als Ganzes (Female Fronted Gothic-Metal) aus dem Review rauszuhalten. Oftmals hatte das gar nichts mehr mit einer Kritik an der Lux Noctis zu tun, sondern war eine General-Abrechnung mit der gesamten FFGM-Szene. Sehr unprofessionell, sowas… Aber dafür ist es umso befriedigender zu sehen, dass die vielen Leute, die unsere Platten kaufen, darauf sch…, äh, sich von sowas nicht beeindrucken lassen…

Ihr habt auch schon vom Debüt mehrsprachig gearbeitet. Wie kam es dazu?

– Ja, auch das ist ein Relikt aus unseren Anfangstagen. Die Texte von George waren damals mal englisch, mal deutsch, je nachdem welche Sprache besser zum Song gepasst hat. Wir haben das beibehalten und auch noch Latein hinzugefügt, da diese Sprache immer irgendwie ‚mächtig‘ wirkt und ja auch zu unserem Bandnamen passt. Wir werden damit auch weiterhin experimentieren. Wir denken z.B. darüber nach, auf dem kommenden Album auch mal Mittel-Hochdeutsch zu verwenden… Wir probieren einfach gerne mal was aus! Warum sollten wir, wie so viele andere, immer wieder denselben Song schreiben, das wird doch langweilig! (Finde ich auch! – Claudia)

Für das erste Album hat man mehr Zeit um an den Songs zu arbeiten. Standet ihr dieses Mal mehr unter Druck? Oder könnt ihr gar besser unter Druck arbeiten?

Definitiv war der Druck diesmal größer. Allerdings nicht, weil unser Label das verlangte. Da sind wir völlig frei. Nein, wir wollten es einfach selbst schaffen, nicht zu viel Zeit bis zur nächsten Veröffentlichung verstreichen zu lassen. Haben uns den Druck gewissermaßen selbst gemacht. Und  es ist in der Tat so: wenn bei uns gar kein Druck da ist, passiert irgendwie auch nix… Wir sind sonst eher faul.. Ein bisschen Druck fördert die Kreativität ungemein.

Außerdem darf man nicht vergessen: wir hatten ja seit dem Lux Noctis Material bereits fast 2 Jahre Zeit an dem neuen Material zu arbeiten. Das liegt daran, dass die Aufnahmen zur Lux Noctis bereits im Sommer 2006 abgeschlossen waren, wir unseren Vertrag aber erst im Frühjahr 2007 abschlossen und die Platte dann letztlich im Sept. 2007 rauskam.

Und ist es in dem Fall besonders günstig über so viele Songwriter in einer Band zu verfügen?

– Finde ich schon, ja! Diese Tatsache gewährleistet, dass die Songs unterschiedlich ausfallen und daher ein Album bei uns nie langweilig wird. Wir finden das sehr wichtig. Es gibt viele CDs in meinem Plattenschrank, die an sich super gut sind, ich aber nie die ganze Scheibe am Stück durchhören kann, da sich die Songs zu sehr ähneln.

Ihr habt wieder in der Klangschmiede E aufgenommen und mit Mika Jussila gemischt. Wie wichtig war euch das?

– Nun, in der Klangschmiede war ich bereits 2005 mit der Black Metal Band Might Of Lilith. Die Arbeitsweise und der Sound von Markus Stock haben mich damals begeistert. Er holt in den Aufnahmen wirklich das Beste aus den Leuten raus. Und außerdem gehört er zu denjenigen Produzenten, die noch auf ‚Handgemachtes‘ setzen: Kein Beat-Detectiv und kein Autotune, wie sonst fast überall verbreitet ist! Das was man da hört, ist echt! Auch uns ist diese Einstellung sehr wichtig!

Bei Mika Jussila waren wir jetzt auch schon zum 2. Mal, da er einfach unglaublich gut ist. Und wir stehen auf diesen finnischen Touch. Allerdings muss man berichtigen, dass wir dort nicht gemischt, sondern nur gemastert haben. Der Mix wurde ebenfalls bei Markus Stock in der Klangschmiede gemacht. Das Mastering ist sozusagen der letzte Feinschliff, bei dem der Sound noch mal etwas fetter wird. Das Mastering geht an einem Tag. Der Mix dagegen dauerte wesentlich länger.

Jetzt ist euer 2. Album Porta Obscura schon seit einigen Wochen auf dem Markt. Wie sieht es mit dem Feedback von Presse und Fans aus? Zufrieden?

– Ja, bislang habe ich den Eindruck, dass die Reaktionen der Presse eine Spur besser geworden sind. Wir haben immer noch das starke Polarisieren zwischen super und scheiße, aber mit einer leichten Verschiebung nach oben.

Was die Fan Reaktionen angeht: die Reaktionen sind bislang durchweg positiv. Zahlen haben wir derzeit aber leider noch keine, da das Album ja erst ein Monat vor Weihnachten rauskam.

Auf dem Digipack gibt es 2 Bonustracks – die dankenswerter Weise auch auf der Promo sind, was keine Selbstverständlichkeit ist – und ich würde gerne wissen, wie ihr die Songs ausgewählt habt?

Wie schon erwähnt, ist ein Song eine Originalfassung aus den Projekttagen von CORONATUS, aufgenommen bei Joachim Köhler im House of Music in Winterbach (eine sehr gute Aufnahme). Das andere ist eine komplett umgearbeitete Fassung von Dunkle Blume, welches auf der Lux Noctis erschien. Dabei hat uns Alexander Yudenkov ein komplettes Orchesterarrangement geschrieben, welches wir dem Song hinzugefügt haben. Sowas wollten wir schon immer mal versuchen. Ich finde das Ergebnis richtig gut!

Ich möchte dann doch auch 2-3 Fragen zu den Texten stellen. Was inspiriert euch? Und wie wichtig ist es, das die ganze Band hinter den Texten stehen kann?

– Die Inspiration kommt aus vielen Bereichen. Wir haben immer noch diese religiös-mystizistischen Texte a la George, dann aber auch viele Beziehungstexte, welche meist von Ada oder Carmen stammen und dann wieder klassische düstere Goth-Metaller-Themen wie Tod, Traurigkeit etc.

Tatsächlich steht nicht jeder bei uns hinter jedem Text zu 100%! Das muss aber auch nicht so sein. Es muss aber mindestens so sein, dass alle mit den Texten leben können. Wenn jemand mit etwas überhaupt nicht klar käme, dann wäre es schlecht, so einen Text trotzdem durchzudrücken. Bei so vielen Leuten in einer Band muss man schon ab und zu mal einen Kompromiss eingehen, sowohl bei der Musik, als auch bei den Texten. Im Endeffekt ergibt sich dann aber immer ein gemeinsamer Nenner.

Einige Texte lassen vermuten, das ihr euch mit Religion beschäftigt. Andere drehen sich um Engel, die man thematisch auch in der Esoterik-Ecke finden kann. Ist der Glaube, wofür auch immer, für euch wichtig?

– Ich würde sagen, nicht der Glaube ist uns wichtig (also ich selbst weiß eigentlich nicht wirklich, woran ich glaube), aber die Beschäftigung mit Religionen bzw. den Philosophien, die mit solchen Themen einher gehen, ist uns wichtig. Auf einer relativ allgemein gehaltenen Basis. Heutzutage und hier zu Lande hat doch ein sehr großer Bevölkerungsanteil eine ‚Eigenreligion‘. Man bedient sich sozusagen bei allem was man so kennt, ein bisschen Christentum, ein bisschen Buddhismus, ein bisschen Naturreligion mit einem gehörigen Schuss Esoterik, etc.

Fazit: die alten Religionen alleine passen nimmer. Viele Menschen sind auf der ‚Suche‘. Nach etwas Neuem. Gleichzeitig ist, so glaube ich, das Bedürfnis nach dem ‚Spirituellen‘ in unserer technokratischen Zivilisation sehr gestiegen. Man würde gerne wieder an etwas glauben, wenn man nur könnte… Daher gibt es auch so viele Bücher, Filme und Computerspiele, die allesamt letztlich in die Fantasy-Ecke gehören und ein bisschen Realitätsflucht ermöglichen.

Fallen ist quasi mit dem Märchen Die Sterntaler verbunden, geht aber über das Märchen hinaus. Gab es ein ‚Vorfall‘, der euch auf die Idee brachte?

– Ja, die Textidee, die Grundstimmung und die bildlich ausgedrückten Empfindungen von Fallen beruhen auf persönlichen Begebenheiten von Carmen aus den Jahren 1998-2001 (das ist bei manchen ihrer Texte so, bei manchen auch nicht). Der Text enthält einige Lyrikfragmente aus dieser Zeit, für deren Veröffentlichung sie damals nicht die passende Gelegenheit hatte. Auf die Musik von Fallen hat der Text wunderbar gepasst. Anschließend haben wir wiederum viele musikalische Details diesen Lyrics angepasst. Alles in allem bedeutet ihr dieses Lied deshalb sehr viel, und so hat jeder in der Band seine persönlichen Favoriten.

Durch einen Sampler seid ihr in Ungarn im Verhältnis recht bekannt geworden. Wie sehr hat euch das erstaunt? Und wie war es dort zu spielen? Besonders die Budapest-Show mit Within Temptation…

– Diese Show mit Within Temptation war bisher unser absolutes Highlight, was Live-Shows angeht, ohne Zweifel. Die Ungarn gehen ab wie Harry… Das war schon extrem geil! Inwiefern die mittlerweile beiden Samplerbeiträge im ungarischen Hammer Magazin dafür verantwortlich waren, kann ich nicht beantworten. Jedenfalls war es bereits Jahre zuvor beim Gothica V Festival so, dass Leute in den ersten Reihen unsere Songs mitgesungen haben! Das war schon damals überwältigend.

Es ist vielleicht noch zu früh, aber gibt es schon Pläne für Live-Shows? Eine Tour?

– Wir haben einige kleinere Shows für Anfang des Jahres. Eine Tour steht noch aus. Würden wir aber sehr gerne machen, z.B. als Support einer etwas bekannteren Band. Mal sehen, vielleicht wird was draus. Im Moment lassen wir das auf uns zukommen…

Und was steht sonst noch für 2009 bei euch an?

– Vor allem arbeiten wir an neuem Material, klar! Und dann wäre es natürlich super, wenn wir es schaffen würden, ein Video zu machen! Das wäre ein weiteres Highlight!

Da kann man sich ja schon auf Neues aus dem CORONATUS -Lager freuen und ich hoffe, sie bekommen die Chance zu Touren um sich mehr Leuten präsentieren zu können. Mich würde es auf jeden Fall freuen, sie mal live zu sehen!

Claudia Ehrhardt

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