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CORVUS CORAX

Die orchestrale Neuvertonung der mittelalterlichen Handschrift, „Carmina Burana“, bedurfte einer langen Vorbereitungszeit. Nun endlich, nach einer mehr als geglückten Generalprobe wurde das Werk von CORVUS CORAX als „Cantus Buranus“ auf dem Wacken Open Air welturaufgeführt. Die CD treibt einem so manches Mal die Gänsehaut auf die Arme, denn die Stücke sind alle unter die Haut gehend. Über die Arbeit zu diesem Werk konnte ich mich mit Wim, der für den Instrumentenbau zuständig ist unterhalten.

Die „Carmina Burana“ ist ja schon von einigen Künstlern vertont worden. Wie seid ihr dazu gekommen und habt euch dazu entschlossen so viel Arbeit aufzuladen?

– Wir beschäftigen uns bei Corvus Corax schon seit 20 Jahren mit dieser mittelalterlichen Musik. Es gab ja im Mittelalter sehr viele Handschriften und eine der bedeutendsten war eben die Carmina Burana. Wir haben in der Vergangenheit schon einige Male Stücke daraus genommen und vertont. Der Unterschied ist dieses Mal der, dass wir mit einem Orchester gearbeitet haben.

Das Orchester ist ja vom Staatstheater Cottbus und gesanglich wurdet ihr unterstützt vom Prager Vocal-Ensemble Psalteria und dem Chor von Ivan Pl. Zajc. Wie wurden denn die Kontakte geknüpft?

– Uns war von Anfang an klar, dass wir diese Sache mit einem Orchester machen wollten. Wir sind diesbezüglich dann auf Suche gegangen. Es war aber gar nicht so einfach ein Orchester zu finden, denn die meisten sind für neue Sachen nicht offen genug. Wir haben dann das Orchester des Staatstheaters Cottbus angesprochen und sie waren sofort begeistert. Mit der zeit ist auch eine sehr gute Zusammenarbeit entstanden. Das Ergebnis konnte man ja schon bei der öffentlichen Generalprobe im Januar hören. Das Album wurde aber im Studio aufgenommen und dazu haben wir uns einige Studiomusiker herangezogen und die Aufnahmen der Geigen, Cello und Bratsche wurden dann gedoppelt.

Das ist mir auch aufgefallen, denn mir kommt es so vor, als wenn ein großes Orchester auf dem Album vertreten ist, was aber nicht der Fall war.

– Richtig, wir wollten uns auch während der Aufnahmen die Möglichkeit haben, in die Kompositionen einzugreifen. Man merkt ja doch manches Mal, wenn man einige Sachen aufgenommen hat, dass sie vom Sound her nicht so gut rüberkommen oder man noch Stimmen umschreiben muss. Wir hatten bis zum Schluss diese Möglichkeit haben auch die Zeit gut genutzt.

Ist denn im Studio noch sehr viel Neues entstanden?

– Wir haben angefangen vor 2 Jahren und die ganzen Ideen haben wir dann im Studio in Samples aufgenommen und somit die Kompositionen zum klingen gebracht. Diese ganze Entwicklung hat auch angehalten bis zur Live-Variante.

Die öffentliche Generalprobe fand ja im Januar statt und ist sehr gut angekommen. 

– Das ist richtig und für uns war es ein ganz besonderer Moment. Du musst dir vorstellen, man arbeitet fast zwei Jahre an einem Werk und man weiß nicht, wie es bei dem Publikum ankommt. Eigentlich war es eine Generalprobe für uns und das Orchester und wir haben uns dann auch dazu entschlossen, dies vor einem Publikum zu veranstalten. Die Reaktionen waren überwältigend, denn der Applaus ging bis ins Unendliche, sogar mit Standing Ovations. Das waren richtig italienische Verhältnisse.

Wie sah es denn mit eurer Nervosität vor dieser Generalprobe aus?

– Nervös waren wir eigentlich gar nicht, eher konzentriert. Wir hatten auch überhaupt keine Zeit dazu, wacklige Beine oder einen Zusammenbruch zu bekommen. Wir waren uns auch von der Wirkung auf das Publikum von Anfang an sicher gewesen. Wir hatten zwar einige Bedenken, dass vielleicht einige es etwas blasphemisch finden könnten, ein mittelalterliches Thema mit einem Orchester umzusetzen. Aber zum Glück hat sich bis heute noch keiner negativ dazu geäußert.

Wie denkst du, wird ein klassischer Corvus Corax-Fan dieses Werk aufnehmen?

– Es waren bei der öffentlichen Generalprobe auch Corvus Corax-Fans im Publikum und sie waren alle restlos begeistert. Vor allem hat man bei diesem Konzert gehört, dass ein Mittelalterinstrument sehr gut mit einem klassischen Instrument, wie ein Kontrabass, Cello, Geige oder den Bläsern zusammen passt. Das konnten sich die klassischen Corvus Corax-Fans nicht so richtig vorstellen, aber sie fanden es toll und waren restlos begeistert.

Ihr habt aber trotzdem mit diesem Album einen vollkommen anderen Bereich betreten und ich denke, dass ihr mit den Stücken nicht die Tanzflächen füllen werdet.

– Das ist schwer zu beantworten, denn ich denke, dass man auch dazu tanzen kann. Es ist ja auch so, dass wir keinen zum Tanzen zwingen. Unsere Devise ist es, das es jeder halten kann, wie er will. Ich denke, dass man von diesem Sound im ersten Moment zuerst einmal überwältigt ist und somit konzentriert sich alles auf das Zuhören.

Ich habe so den Eindruck vom Album, dass man es sich nur als Ganzes anhören sollte.

– Da kann ich nur jedem empfehlen, sich das Album abends in Ruhe und bei einer Flasche Wein anzuhören. Dann kann man sich am besten auf die Stücke konzentrieren. Man kann es sich auch so oft anhören und man findet immer wieder Passagen, die man neu entdeckt.

Um noch einmal zum Album zurückzukommen. Wer hat eigentlich die Chorpassagen auf dem Album eingesungen?

– Die Frauenstimmen wurden vom Vocal-Ensemble Psalteria eingesungen. Sie kommen aus Prag und beschäftigen sich schon sehr lange mit mittelalterlicher Musik. Die Männerstimmen haben hauptsächlich wir eingesungen. Wir fanden es auch sehr interessant das dieser tschechische Akzent bei den lateinischen Texten sehr gut zum Tragen kam. Ich muss dazu noch erwähnen, dass diese Liedersammlung ja nicht nur in Deutsch verfasst wurde. Es ist eine Sammlung von europäischen und auch asiatischen Liedern. Das ist ja auch ein großes Anliegen von uns. Wir wollen die ganzen Stücke aus aller Welt miteinander zu verbinden. Für uns hat alles eine Verbindung und das spiegelt sich auch in der Musik wider.

Und genau diese Verbindung ist CORVUS CORAX auf „Cantus Buranus“ sehr gut geglückt. Leider gab es noch einige Aufregung, denn kurz vor der Veröffentlichung musste das Werk noch von „Carmina Burana“ in „Cantus Buranus“ geändert werden, ansonsten wäre es sicher zu einer Klage gekommen.

www.corvuscorax.de

www.carmina-burana.net

Story: Gisela

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