GOTTHARD

GOTTHARD 1994

Kurz vor Veröffentlichung ihres neuen Albums ‚Dial Hard‘, welches für mich durch seine Vielseitigkeit besser ist als das Debut (was aber auch schon super war), weilten Steve Lee (vocals) und Marc Lynn (bass) von GOTTHARD in unseren Breitengraden. Nach mehrmaligem Vorbeifahren am Hotel, fand ich denn doch noch einen Parkplatz. In der Hotelhalle warteten Steve und Marc schon auf mich und nachdem wir uns ein wenig unterhalten hatten, stillten sie meine Neugier in einer total lockeren Plauderrunde und sie hatten viel zu erzählen!

 

Warum habt Ihr eigentlich so viel Zeit zwischen Eurem Debut und ‚Dial Hard‘ verstreichen lassen?

Steve: Die drei Touren nach dem Release des Debuts haben schon ein ganzes Jahr in Anspruch genommen und da das Album in Italien erst ein Jahr später veröffentlicht wurde, hatten wir auch dort noch einige Verpflichtungen. Wir hatten also sehr wenig Zeit gehabt um das neue Album vorzubereiten. Angefangen haben wir mit dem Songwriting im Januar letzten Jahres, nach der Tour mit MAGNUM, denn wir sind keine Band, die auf Tour Songs schreibt. Wir wollten auch ein Album machen, was besser ist und dafür braucht man nun mal Zeit und bis jetzt hat noch jeder gesagt, dass es besser geworden ist.

Marc: Ja, wir haben uns wirklich Zeit gelassen, denn es ist nicht unser Ziel, dass das Album gleich wird wie das Erste oder sogar schlechter.

Steve: Wir sind für 3 Monate in Amerika gewesen und haben selbst da noch den einen oder anderen Song komponiert. Wir hatten auch keine 40 Songs im Gepäck um von diesen denn 10 zu nehmen.

Ihr seid also mit dem fast kompletten Material nach Amerika gegangen?

Marc: Ja, zu Dreiviertel. Zu dem Ganzen kam dann noch hinzu, dass wir nicht zu Weihnachten veröffentlichen wollten, denn sonst wäre das Produkt mit den Alben der Großen, die eben gefragter zu dieser Zeit sind, untergegangen.

Ihr habt bei ‚Dial Hard‘ stark den Blues mir verarbeitet. Warum eigentlich?

Steve: Wir sind so traurig. Nein, das hat sich eigentlich so ergeben, denn wir haben nicht gezielt an dieser Richtung gearbeitet. Leo hat durch seinem Gitarrenspiel nachgeforscht, wo das Ganze herkam, also ‚Back To The Roots‘. Man hat mir auch vorgeworfen, dass ich alles in den höheren Etagen herausschreie und ich sollte doch versuchen etwas Wärmeres zu bringen, was meiner Stimme zugutekam (dem kann ich nur beipflichten).

Marc: Ich finde die Band hat sich charakterisiert, weil wir auch sehr viele Akustik-Sets gespielt haben.

Steve: Am Anfang war alles auf die Power bezogen, aber dieses Mal kommt die Power mit sehr viel Feeling und ich finde, dass ist ein Schritt nach vorne.

Marc: Wir wollten auch nicht das erste Album kopieren. Vielleicht wird das nächste Album noch bluesiger oder aber wieder härter. Wir hatten beim Ersten vielleicht mehr die Mystik und beim Zweiten den Blues.

Steve: Und beim dritten kommt die Freude.

Für mich sind auch Eure Coverversionen ‚Hush‘, die wirklich die genialste Version ist, die ich je gehört habe oder jetzt den BEATLES-Klassiker ‚Come Together‘ einfach toll.

Steve: Wir haben dieses Mal bewusst nicht so viel Druck auf den Song gelegt. ‚Come Together‘ ist auch nur deshalb mit auf diesem Album vertreten, weil die Fans uns darum gebeten haben und wir ihn auch sehr gerne live spielen. Wir sind auch alle von der Musik der 70er Jahre beeinflusst worden, aber manche Kids wissen gar nicht, dass ‚Come Together‘ von den BEATLES ist. Ich sage immer, unsere Musik ist wie Frühling oder Sex, kommt immer wieder und ist immer wieder schön.

Marc: Die Tatsache ist auch, dass bei allen anderen Liedern der Bass tragend ist, aber bei ‚Come Together‘ ist es genau umgekehrt, da ist die Gitarre tragend. Das ist eine Idee, worauf man erst kommen muss.

Aber jetzt zu etwas anderem. Wie ich gelesen habe, unterstützt Ihr jetzt den Tierschutz.

Steve: Ja, das ist auch so eine lustige Story. Du weißt ja, durch Deine Arbeit auch in der Schweiz, dass man dort alles viereckig sieht und wenn irgendwo noch ein Problem ist, dann wird das auch noch herausgeholt. So mussten wir uns auch immer wieder anhören: ‚Was macht Ihr denn für die Umwelt oder die Politik?‘ Da unsere Texte auch nicht gerade so tiefschürfend sind, haben wir uns gedacht, da wir alle tierlieb sind, etwas für den Tierschutz zu tun. Jeder von uns hat irgendwelche Tiere zu Hause.

Marc: Von Maden bis zum Elefanten alles.

Steve: Du brauchst ja nur im Fernsehen zu schauen, wie viele Tiere täglich missbraucht werden. Die Rede ist aber nicht speziell von den Tierversuchen, sondern von den Tieren, die unter Umständen transportiert werden, die einfach nicht tragbar sind. Es sterben bei solchen Transporten einfach zu viele Tiere und daran muss man was ändern. Wir haben jetzt ein Konto eröffnet und Brigitte Bardot hat uns ihre Hilfe angeboten. Wir werden dazu demnächst auch in Frankreich ein Konzert geben, wobei Brigitte Bardot auch anwesend ist.

Marc: Ich finde auch, wenn jeder nur 1DM oder auch nur 50 Pfennig gibt, wäre schon vielen Tieren geholfen.

Steve: Es hört sich vielleicht klischeemäßig an und viele werden sagen: ‚Jetzt müssen die was machen damit man von Ihnen spricht, diese netten Jungs!‘ Aber diese Sache ist wirklich was, was von Herzen kommt und es zeigt den Leuten, dass die meisten Rocker ein weiches Herz haben.

Ihr sprecht ja auch einen großen Kreis damit an.

Steve: Genau, man möchte ja ein gutes Beispiel geben und in erster Linie den Menschen Freude machen, Aber die Freude ist nur da, wenn man etwas Gutes tut. Wir haben uns auch für die Tiere entschieden, weil man den Menschen schon fast nicht mehr helfen kann.

Marc: Du weißt ja auch gar nicht wenn du irgendetwas spendest, ob es überhaupt ankommt. Diese Organisation jetzt ist sehr gut angesehen und ich finde, dass man so etwas unterstützen muss.

Ihr geht jetzt auf Tour.

Steve: Ja, im März sind ca. 20 Konzerte in der Schweiz angesetzt,  dann im April geht’s nach Deutschland und im Mai sehr wahrscheinlich nach Japan, wo es auch sehr gut für uns läuft.

Marc: Als Support für Deutschland und Schweiz haben wir die schwedische Band IT’S ALIVE dabei. Wir wollen auch mit dieser Headliner-Tour sehen, wo wir überhaupt stehen.

Ich denke GOTTHARD steht sehr gut da, denn noch vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums gab es allein hier in Deutschland schon 19.000 Vorbestellungen und das ist doch schon was. Ich gehe davon aus, dass das Album ‚Dial Hard‘ die Verkaufszahlen des Debuts überflügeln wird. Man kann sich jetzt nur auf die Live-Aktivitäten dieser tollen Band freuen. Also bis dann.

Story: Gisela

www.gotthard.com