KINGDOM COME

KINGDOM COME 1995

Ich hatte ja schon viel früher mit einer neuen Scheibe von KINGDOM COME gerechnet. Leider gab es erst einige Probleme für die Band zu bewältigen, bevor sie mit dem Songwriting zu ´Twilight Cruiser´, einem würdigen Nachfolger für ´Bad Image´, beginnen konnten. Mehr zum Album und auch von anderen Sachen konnte ich bei meinem Gespräch mit Lenny Wolf (voc.) und Kai Fricke (drums) in Erfahrung bringen. Also let´s go!

 

Da ja zwischen ´Bad Image´ und ´Twilight Cruiser´ sehr viel Wasser den Rhein runtergeflossen ist, interessiert es euch sicher, was in der Zwischenzeit so alles bei KINGDOM COME passiert ist.

Lenny: Ich war schwanger!

Ehrlich?

Lenny: Nein, nicht richtig. Jetzt aber ernsthaft. Unser Manager verstarb während den letzten Arbeiten zu ´Bad Image´. Dann gab es große Differenzen zwischen der Plattenfirma und der Band, die zum Schluss dazu führten, dass wir uns von der WEA getrennt haben. Was aber die meiste Zeit in Anspruch genommen hat, war die Vorbereitung für das neue Album, denn unser Wunsch war es von Anfang an das neue Album selbst zu produzieren. Ich finde, dass man es der Scheibe auch anhört, denn sie klingt sehr reif und sehr bedacht. Vor allem aber haben wir uns musikalisch wiedergefunden. Im Grunde war ´Bad Image´ auch zu glatt und zu orchestral produziert worden. Ich stehe aber nach wir vor auch zu diesem Album.

Aber ´Twilight Cruiser´ ist wieder ´Back To The Roots´.

Lenny: Nein, ´Back To The Rotz´ ist der richtige Ausdruck für dieses Album.

Obwohl ich selber einige Anläufe brauchte um zum Material Zugang zu finden. Aber bei jedem neuen Durchlauf entdecke ich Passagen, die mich immer mehr beeindrucken.

Lenny: Das liegt wohl an dem Phänomen KINGDOM COME. Wir sind nun mal keine Partymucker. Das wird auch mit Sicherheit der Grund dafür sein, dass man erst nach mehrmaligem Hören Zugang zum Material findet. Bis jetzt habe ich aber fast ausschließlich nur gute Kritiken zum Album gehört.

Das sollte jetzt auch nicht heißen, dass ich ´Twilight Cruiser´ nicht gut finde. Neu an KINGDOM COME ist auch die Besetzung, die jetzt aus rein deutschen Musikern besteht. Warum kam es zu diesem Line-up Wechsel?

Lenny: Es war schon schwer, die Band zusammenzuhalten. Galen Walker kam aus Amerika, Angi Schiliro, selber als Produzent noch tätig, wohnt in der Schweiz. Alle sehr wenig Zeit für die Planungen. Der Besetzungswechsel war sowohl ein zeitliches, als auch ein finanzielles Problem. Wir haben uns dann auch alle geeinigt in Zukunft getrennte Wege zu gehen. Das lief aber alles auf freundschaftlicher Basis ab.

Kommen wir doch jetzt zurück zum Album. Wieso eigentlich der Ausdruck

´Back To The Rotz´?

Lenny: Wir wollten bei unserem neuen Album wieder verstärkt Druck auf die Gitarren ausüben. Sie sollten einfach rotzig und frech klingen, wie es bei unserem Album ´Hands Of Time´ war. Wir wollten einfach so richtig das (Gitarren)Brett raushängen lassen.

Du sagtest ja auch bei unserem letzten Interview, dass du nicht weißt, wie das nächste Album wird.

Lenny: Genau so ist es gekommen, denn die Songs entstehen bei uns wirklich total aus dem Bauch raus.

War denn dieses Mal die komplette Band am Songwriting beteiligt?

Lenny: Nein, das möchte ich der Band nicht antun, denn ich bin ein sehr cholerischer Songwriter, der beim Schreiben grob und fahrlässig handelt. Bei der Songauswahl ist aber die ganze Band beteiligt. Denn durch ihre Riffs und andere Einfälle werden erst richtige Songs daraus.

Oliver Kießner (Rhythmusgitarre) und Markus Dehmel (Leadgitarre) sind ja die Neuzugänge bei KINGDOM COME. Sind sie beide eigentlich noch unbeschriebene Blätter?

Kai: Olli, unser Mauerblümchen aus dem hessischen Bad Hersfeld ist im Grunde wirklich ein unbeschriebenes Blatt. Das einzige worauf er zurückblicken kann ist eine Europatournee als klassischer Gitarrist. Deswegen ist er ein vollkommen unbelasteter Gitarrist, der die ganze Sache mit nach vorne gebracht hat.

Lenny: Bei Markus ist das so, dass er wirklich ein begnadeter Gitarrist ist. Er spielt die Riffs einmal ein und dann war es das. Er will aber immer noch mehr machen und wenn wir dann sagen: ´Junge das war es.´ dann sagt er nur: ´Meint ihr das wirklich?`

Kai: Es macht wirklich Spaß mit ihm zusammen zu arbeiten.

Zu der Zeit, als ich das Interview mit den beiden führte, befand sich Markus gerade auf Tour mit SAGA. Sie baten ihn, weil Ian Chrichton ausgefallen war, sie doch auf der Tour zu begleiten. Ich selbst habe mich von seinen Fähigkeiten überzeugen können und muss wirklich zugestehen, dass die beiden nicht gelogen haben. Er hat innerhalb von nur zwei Tagen das komplette SAGA-Material eingeübt. Markus ist aber nun kein unbeschriebenes Blatt mehr.

Kai: Nein er hat schon tausend und eine Sache gemacht. Er hat im letzten Jahr mindestens auf ca. 20 Alben mitgewirkt.

Also ein professioneller Studiomusiker.

Kai: Unter anderem war er aber auch noch mit diverse Bands auf Tour

Apropos Tour. Wie sieht es denn jetzt mit euren Touraktivitäten zu ´Twilight Cruiser´ aus?

Lenny: Wir werden im Frühjahr 1996 auf Europatour gehen, die sich sicher bis fast zum Sommer hinzieht. Dann sind wir natürlich auch an Japan dran, denn der Markt war dort schon immer gut für KINGDOM COME gewesen. Alles andere bleibt vorerst noch abzuwarten.

So lange brauchen wir ja nicht mehr zu warten, denn schon im März wird KINGDOM COME uns mit ihrem Sound erfreuen. Ich freue mich jetzt schon darauf.

www.lennywolf.com

Story: Gisela