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LACRIMOSA

Endlich ist es soweit, das neue Album „Sehnsucht“ von LACRIMOSA erblickte das Licht der Welt. Das nun schon 10. Studioalbum beinhaltet frische Songs verbunden mit den Trademarks der Schweizer. Um ein wenig mehr von den „Sehnsüchten“ der Scheibe und auch von Künstlern selber versuchte ich in einem Interview mit Tilo Wolff herauszufinden.

Was mit sofort beim ersten Anhören auffiel war, dass die Songs von „Sehnsucht“ einen wesentlich härteren Anstrich verpasst bekamen. Liegt das vielleicht auch ein wenig am Thema der Songs?

– Ich würde es eher so ausdrücken, dass die härteren Songs noch härter geworden sind und die melancholischen Stücke noch melancholischer ausgefallen sind im Vergleich zum letzten Album. Das hat natürlich mit dem Thema zu tun, denn die pure Energie Sehnsucht muss man schon richtig umsetzen. Das findet man ganz gut in den Songs wieder.

Das kann man sehr gut beim Song „A.u.S.“ feststellen, denn er lässt dieses Gänsehautfeeling ganz gut aufkommen. In dem Stück wird ja die Sehnsucht beschrieben, in der man nach Beachtung und Anerkennung trachtet. Den Text finde ich sehr zeitgemäß.

– Absolut, denn in der heutigen Zeit bewegt sich die Gesellschaft so weit weg von dem, was der Grundbeschaffenheit der Menschen gut tut. Das führt natürlich zu Problemen und viele Leute schauen nicht mehr genau hin und lassen sich einfach mit dem Strom mitreißen. Sie bemerken gar nicht, dass sie sich immer weiter von sich selbst entfernen und werden dadurch unzufrieden.

Das führt dann auch dazu, dass sich dann jeder selbst der Nächste ist. Sehr interessant finde ich auch den Übergang vom sehr theatralischen Opener zum Song „Mandira Nabula“, der durch sein treibendes Schlagzeug sehr eindringlich ausgefallen ist. Sind dir solche Gegensätze in der Musik sehr wichtig?

– Auf jeden Fall, denn ich sehe sie als Dreh- und Angelpunkt in unserer Musik. Es geht ja dieses Mal um gut und böse, hell oder dunkel und wenn du dir das Cover ansiehst um schwarz und weiß. Der Mensch ist ja auch so aufgebaut mit seinen beiden Gehirnhälften und im Leben ist man immer zwischen zwei Polen. Diese beiden Extreme zusammen zu führen darin liegt der Reiz des Songwritings und ich finde es immer sehr spannend, wenn man Songs schreibt, die vielleicht gar nicht zusammen passen, aber dadurch entsteht erst die perfekte Symbiose.

Das kann man ja auch sehr gut anhand eures Covers erklären, denn euer Maskottchen, der Harlekin, steht ja im Gegensatz zum Feuer. Das spielerische und das gefährliche im Gegensatz. Dieser Harlekin begleitet euch ja auch schon die ganzen Jahre über. Was stellt er eigentlich dar?

– Ein Harlekin will zuallererst einmal unterhalten. Bei uns ist das so, dass wir die Menschen unterhalten wollen und sie eine Zeitlang in eine andere Welt, die der Musik entführen wollen. Zum anderen aber will er zwar Freude bringen, aber auch er hat dieses weinende und lachende Auge. So steht das lachende Auge für die Unterhaltung und das weinende für tiefe Emotionen. Das trifft ja auch voll auf uns zu, denn wir sind auch voll von Emotionen, aber wir wollen unsere Fans ein wenig mit auf die musikalische Reise nehmen und sie unterhalten.

Das ist auch ganz gut, denn in der schnelllebigen Gesellschaft heute braucht man doch diesen Break um ein wenig zu sich selbst zu kommen. Wie gehst du eigentlich mit dieser, ich drück es mal Wegwerfgesellschaft aus, um?

– Dazu muss ich erst mal erklären, dass mich sehr viele Leute gefragt haben, warum ist gerade der erste Song an dieser Stelle gesetzt wurde, denn sie meinten das man doch eine Hitsingle als ersten Song gesetzt hätte. Ich denke aber, dass man erst mal für Songs vorbereitet werden sollte um sie dann besser zu genießen. So gehe ich auch mit der heutigen Gesellschaft um, denn ich versuche mir meine eigenen Linien zu erschaffen. Ich muss damit umgehen können. Nimm nur die Filme aus den 60iger und 70iger Jahre und schau dir die langen Szenen an. Man kann in dieser langen Zeit den Schauspielern ansehen in welcher Gemütsverfassung sie sich befinden. Das hat sich in der heutigen Zeit vollkommen geändert, denn in den kurzen Szenen sind die Gefühle total auf der Strecke geblieben und man kann ihnen auch nicht mehr folgen. Das ist nun mal heute Stand der Dinge und man muss für sich selber versuchen die Dinge zu selektieren. Ich bin in Bezug auf die Musik von LACRIMOSA dafür, dass unsere Musik sich immer entfalten kann und das ist ein sehr wichtiger Punkt für mich.

Der Song „I Lost My Star In Krasnodar” bezieht sich ja auf die russische Stadt. Warum habt ihr einen Song darüber gemacht?

– Wir waren in Russland auf Tour und ich hatte mich eigentlich am meisten auf St. Petersburg gefreut, weil ich dort noch nie aufgetreten bin. Als wir nach ein paar Tagen Rast in Krasnodar dann endlich in St. Petersburg ankamen, fiel mir auf, dass ich eigentlich mental noch in Krasnodar war. Ich habe mich dann hingesetzt und diesen Song geschrieben. Er beinhaltet eigentlich alles das, was wir in Krasnodar erlebt haben. Es ist eigentlich sinnbildlich dafür, was wir in anderen Städten auch erlebt haben. Die meisten bringen sich Postkarten mit und ich schreibe denn gerne einen Song darüber.

Wie ist es denn in Russland zu spielen und welche Emotionen habt ihr dabei gehabt?

– Die Schere zwischen arm und reich geht natürlich sehr stark auseinander. Wir waren ja jetzt das letzte Mal vor der Wirtschaftskrise dort gewesen. Ich habe in anderen Ländern noch nie so viele Luxus-Autos gesehen wie in Russland. Auf der anderen Seite gibt es dann aber auch die arme Bevölkerung und wenn man in so manche Fenster schaut, dann wird mir klar, dass für 99% der Deutschen ein solches Leben nicht lebenswert wäre, denn die Menschen dort haben wirklich gar nichts. Wenn ich denn höre, dass es uns so schlecht geht kann ich das einfach nicht verstehen. Wir leben hier wirklich noch im „Luxus“.

Ihr geht auch sofort nach der Veröffentlichung auf Tour wie ich gesehen habe.

– Ja, nach den Festivals geht es erst mal in Richtung Osten und Südamerika. Danach kehren wir wieder zurück und starten dann die Tour durch Europa.

Dann kann ich LACRIMOSA nur noch viel Glück bei ihrer bevorstehenden Tour und natürlich auch für das Album wünschen.

www.lacrimosa.com

Story: Gisela

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