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MIKE TRAMP

Kurz vor Weihnachten letzten Jahres konnte ich mit Mike Tramp ja schon das erste Interview für sein neues Album ´Recovering The Wasted Years´ führen. Damals versprach ich ihm, dass wir uns noch einmal während der Tour unterhalten würden. So konnte ich das nachfolgende Interview vor seinem dritten Auftritt, nach 7 langen Jahren, in Hannover führen. Er hatte wie immer sehr viel zu erzählen.

Mit ´Recovering The Wasted Years´ hat Mike Tramp ein starkes Album im Rücken. Wie waren denn die Reaktionen auf dein neues Werk?

– Die Reaktionen waren fantastisch. Das hat mir auch die Gewissheit gegeben, dass es die richtige Zeit war, dieses Album zu veröffentlichen. Die Songs spiegeln das wieder, was ich zurzeit empfinde und die Fans verstehen dieses. Als wir gestern in Hamburg gespielt haben, sah ich im Publikum zu 99% Leute, die Ende zwanzig und darüber waren. Das waren genau die Leute, die 1988, als wir mit WHITE LION hier waren, noch Teenager waren. Man merkte auch, dass sie die Songs von WHITE LION, FREAK OF NATURE und meinen Soloalben kannten. Dies bewies eindrucksvoll, dass sie uns im Laufe der Jahre gefolgt waren. Die Reviews, welche ich in den Magazinen gelesen habe und auch die E-Mails, die mir die Fans geschickt haben, hatten alle den gleichen Kommentar, nämlich das man meine Gefühle regelrecht spüren kann. Das macht mich stolz und ich weiß, dass dies nun der richtige Weg ist.

Als ich das letzte Mal mit Mike sprach, hatte ich erst zweimal ins Album gehört und ich hatte noch nicht die ganzen Feinheiten herausgehört, die in den Songs beinhaltet sind. Mittlerweile verspüre ich sofort, wenn ich mir das Album anhöre, dass die Songs voll aus dem Herzen kommen.

– Das ist richtig, aber das soll jetzt nicht heißen, dass die Songs, die ich früher geschrieben habe, schlecht gewesen sind, aber man muss erst einmal zu dieser Einsicht kommen, das man sich selber repräsentieren muss. Auf meinem ersten Album ´Capricorn´ ist dies dann auch zum ersten Mal geschehen. Mein Ziel war es, dass die Leute es mir glaubten, wovon ich singe und wollte ihnen somit ein klein wenig Einblick verschaffen in mein Innerstes. Die altmodischen 88iger David Lee Roth-Lyrics über Party und Girls, sind nichts mehr für mich. Ich möchte mich so präsentieren, wie ich wirklich bin.

War es denn schwierig gewesen, dein erstes Soloalbum ´Capricorn´ zu schreiben?

– Oh ja, denn es war der erste große Schritt für mich in Richtung Solokarriere. Das schwierigste an der Sache war, es sollte mich repräsentieren ohne Band im Rücken. Ebenso musste ich die Balance halten zwischen meinen früheren Arbeiten und meinen eigenen Songs. Ich habe auch für das neue Album so viele Songs geschrieben und nur die Songs, die mich am meisten ansprachen haben den Platz auf dem Album bekommen. ´Der Song ´Endless Highway´ zum Beispiel ist schon zu WHITE LION-Zeiten entstanden, aber er ist eben ein typischer Song von mir und er gefällt mir auch heute noch. Es ist auch egal, wie alt ein Song ist, wichtig ist nur, er muss mich repräsentieren, so wie ich heute fühle und denke.

Ich habe auf der Fahrt nach Hannover ein wenig Zeit gehabt, mir von WHITE LION über FREAK OF NATURE bis zu ´Recovering The Wasted Years´ die Alben zu vergleichen. Mir ist dabei aufgefallen, dass ´R.T.W.Y.´ das ehrlichte Album geworden ist.

– Exakt, obwohl wir damals bei ´Mane Attraction´ auch versucht haben so ehrlich wie nur möglich zu sein. Das Album war auch schon eine Steigerung in Bezug auf die Ehrlichkeit zum Album ´Big Game´. Bei FREAK OF NATURE war es so, dass diese Band ein Teil der 90iger Jahre war, in denen sich sehr viel geändert hat. Ich liebe diese Band heute noch und mir macht es Spaß diese Songs auch heute noch zu präsentieren. Heute sehe ich das aber ein wenig anders, denn wenn man ein wenig Abstand von der ganzen Sache bekommen hat, ändert sich auch die Meinung. Dies ist aber nicht möglich, wenn man in eine Sache involviert ist. Ich singe heute die alten WHITE LION Songs, um den Leuten eine Freude zu bereiten, aber ich spiele sie in einer neuen Form, denn so wie sie damals aufgenommen wurden, reflektieren sie nicht mehr Mike Tramp. In der Zwischenzeit hat sich so viel verändert und das müssen die Fans akzeptieren.

Das Problem von den meisten Menschen ist ja auch, dass sie verstärkt in der Vergangenheit leben und auch eben diese Songs hören wollen, aber ein Musiker wächst doch auch mit der Zeit und vor allem mit seinen Songs.

– Richtig, aber das war eine andere Zeit und wir sind nicht mehr die gleichen wie früher. Ich kann heute auch nicht mehr meine erste Frau heiraten, denn ohne Liebe geht das eben nicht. Ich verstehe aber trotzdem die Fans, denn die Songs sind auch ein Teil von ihnen.

Du singst also auch die älteren Songs.

– Ja, denn es ist sehr wichtig auf dieser Tour auch die älteren Sachen zu spielen. Ich war jetzt 7 Jahre nicht mehr in Deutschland auf Tour und deswegen muss ich Songs von FREAK OF NATURE, WHITE LION, meinem Album ´Capricorn´ und dem neuen Album zu spielen. Ich habe auch eine sehr gute Balance in der Auswahl der Lieder getroffen.

Ein großes Problem ist aber auch, dass viele nicht wissen, das du ein neues Album veröffentlicht hast, denn viele Leute kümmern sich nicht um neu veröffentlichte Alben.

– Das ist richtig, aber das Business hat sich sehr stark verändert. Es ist heute noch schwerer geworden für eine Rockband. Wir zählen nun mal zum Untergrund. Mein Plan für die nächste Zeit ist, ich möchte eine Band supporten, die mich ein ganz neues Publikum erobern lässt. Schlecht ist auch die Tatsache, dass sämtliche Fernsehsender, wie MTV oder VIVA überhaupt keine Rock- oder Metalbands zeigen. Es gibt nur noch Bands zu sehen, die gerade angesagt sind.

Deswegen werden ja auch diese ganzen Schubladen geschaffen, Hauptsache ein neuer Trend wurde gerade erfunden.

– Genau und deswegen denken die meisten Leute, dass sich die Sounds auch anders anhören, aber das ist vollkommen falsch. Wenn ich mir zu Hause meine CD-Kollektion anschaue, die alphabetisch sortiert sind, stehen Bands wie den EAGLES neben eben diesen neuen Bands. Ich höre mir auch nicht eine Band an, weil sie gerade angesagt ist, die Songs müssen mir gefallen und dann kann es auch eine New Rock- oder Metal-Undergroundband sein. Ich möchte einfach nur den Songs lauschen und mich an diesen erfreuen.

Es ist doch einfach nur Rock.

– Genau, denn es ist, was es ist. Meiner Meinung nach sind Bands wie LIKNIN PARK auch mehr fabrizierte Bands, denn ich glaube nicht, dass sie ihre Karriere in einem Proberaum gestartet haben. Es sieht doch heute auch so aus, dass eine Plattenfirma sagt, wir brauchen jetzt diesen und jenen Sound, mixen ihn zusammen und schon haben wir wieder etwas neues entdeckt. Ebenso geschieht das auch mit den Bands, aber das ist doch nicht mehr real oder ehrlich.

Nein es ist zusammengestellt. Man sucht halt die Musiker nach den unterschiedlichsten Musikrichtungen aus.  

– Und genau das zieht bei jungen Menschen. Wenn man aber älter wird, denkt man ganz anders darüber.

Kommen wir doch noch einmal zurück auf das Touren. Du warst ja im letzten Jahr in Amerika gewesen und da hattest du Jerry Best und Kenny Korade (ehemalige Mitstreiter bei FREAK OF NATURE) mit in der Band. Warum sind sie jetzt nicht dabei, ist die Entfernung zu weit gewesen für die Beiden?

– Nein, das ist nicht der Grund. Hauptsächlich habe ich danach geschaut, etwas anderes zu probieren. Das heißt jetzt nicht, dass ich mit Kenny und Jerry nichts mehr zu tun haben will, denn dafür ist die Freundschaft, welche uns verbindet, zu tief. Sie wollten nicht mit auf Tour gehen, vielleicht war es zu stressig für beide.

Du hast jetzt eine Band, die alle aus Dänemark stammen.

– Ja und sie sind sehr wild, manches Mal ´Out Of Control´. Ich habe noch nie in einer solchen band gespielt, aber ich denke jedes Mal beim Auftritt: „Wow, ist das die Wirklichkeit?“ Aber genau diese Energie ist es, die unsere Show so natürlich werden lässt.

Nach der Show habe ich dann auch verstanden, was Mike mit diesem Satz meinte, denn die Band gab wirklich ihr letztes und durch die Energie, welche sie versprühte, wurde es eine wahnsinnige Show. Ich jedenfalls hatte Mike noch nie in so ausgezeichneter Form gesehen.

www.miketramp.dk

Story: Gisela

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