MOONSPELL

MOONSPELL überraschen ihre Fans immer wieder! Diesen Satz kann man kommentarlos stehen lassen, denn sie wirkten in der Vergangenheit sehr experimentierfreudig. Zählen Alben wie ´Wolfheart´ und ´Irreligious´ zu den Gothic-Highlights, änderten die Portugiesen auf ´Sin/Pecado´ gewaltig ihren Sound. Auf ihrem vierten Album ´The Butterfly Effect´ klang ihr Gothic-Metal sehr industriallastig. Auf ihrem neuen Album ´Darkness & Hope´ haben sie sich wieder voll auf ihre Roots zurückbesonnen. Viele Fans haben ihnen die mehrmaligen Stilwechsel ziemlich übel genommen, aber das ist doch die besagte künstlerische Freiheit, denn jedes der Alben steht für sich. Aber jetzt genug der Vorrede und lassen wir Sänger Fernando Ribeiro doch lieber selbst zu Wort kommen.
Die elf Songs auf dem Album ´Darkness & Hope´ sind voll von Melancholie, Emotionen und Power. Von wo stammen diese drei Punkte, stecken diese tief in euch drin?
– Ich denke, dass diese Punkte, die du gerade ansprichst, tief in uns stecken. Sie sind auch im Laufe der Jahre sehr stark gewachsen. Ich finde es als Kompliment, wenn man die Gefühle, die wir auf dem Album ausdrücken wollten, auch spürt. Das ist auch eigentlich der Sinn unserer Musik, denn wir wollten von Anfang an einen Mix aus Power, Darkness und Melancholie kreieren. Das Songwriting für ´Darkness & Hope´ war wirklich sehr hart gewesen. Wir hatten in Portugal einen sehr kalten Winter, der sich im Nachhinein sehr stark auf die Songs ausgewirkt hat. So kalt wie in diesem Jahr, war es noch nie, solange ich mich erinnern kann.
Das war eigentlich auch meine Frage, denn ´The Butterfly Effect´ war sehr industriallastig und das Debut ´Wolfheart´ eine klassisches Gothic-Metal-Scheibe. Schreibt ihr die Songs so, wie ihr euch gerade fühlt?
– Teilweise, aber der Hauptgrund für die verschiedenen Stilistiken auf den Alben sind die Ideen, die wir hatten, bevor wir überhaupt einen Plattenvertrag hatten. Wir sind in der Band auch sehr breit gefächert, was die musikalischen Richtungen angeht. Deswegen beeinflussen uns die äußeren Geschehnisse nicht so sehr. Aber trotzdem kann es vorkommen, dass wir uns ein wenig von ihnen leiten lassen.
Ich bin schon seit den Anfangstagen ein Fan von MOONSPELL und respektiere das Songwriting dieser Band. Für mich ist es auch verständlich, dass eine Band sich im Laufe der Zeit immer mehr entwickelt und dies ist bei MOONSPELL der Fall.
– Es ist auch sehr schwer die ganzen Änderungen zu erklären. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass wir die Art von Musik machen, hinter der wir auch voll und ganz stehen. Wir machen keine Musik für die Leute, die zu einem Konzert kommen, denn das wäre uns zu kommerziell. Mit den Alben müssen wir zufrieden sein und wenn das Publikum sie auch mag, umso besser für uns. Ich persönlich sehe es so, dass wir von Platte zu Platte sehr große Schritte gemacht haben, die aber in die richtige Richtung. Wichtig ist, dass wir einen eigenen Stil besitzen und für diesen kämpfen wir auch.
Ihr habt das Album ja in den legendären Finnvox Studio mit Produzent Hilli Hillesmaa (u.a. HIM, Sentenced) aufgenommen. Hat euer Produzent auch noch Tipps für das Recording gegeben?
– Waldemar Sorychta hat ja unsere früheren Alben produziert. Dieses Mal haben wir jemanden gesucht, der ein wenig mehr aus uns herausholt, was jetzt aber nicht heißen soll, dass wir mit Waldemar nicht zufrieden waren. Er hat auch einen sehr guten Job abgeliefert. Wir sind sehr offen für jede Belehrung, die unseren Songs bei den Recordings guttun. Zusammen mit Hilli haben wir auf dem Album eine Atmosphäre geschaffen, die wir noch bei keinem Album vorher, so intensiv gespürt haben. Er hat wirklich das Beste aus den Songs herausgeholt und wusste immer genau, was wir wollten. Er war aber jetzt nicht für die kreative Seite zuständig, denn dieses hatten wir ja schon mit dem Songwriting erledigt. Wichtig war für uns, dass der Sound so umgesetzt wird, wie er in unseren Köpfen war und dafür war Hilli der beste Produzent, den wir wählen konnten. Es war auch während der Recording-Session sehr entspannt. So unterhielten wir uns zwanglos auch über private und menschliche Dinge, sodass ein sehr intensives Arbeiten möglich war, denn Hilli wusste im Endeffekt genau, welche Charakteren wir waren und diese hat er sehr treffend umgesetzt. Es war zudem ein großer Lernprozess für uns, der uns einen großen Schritt weiter nach vorne gebracht hat.
Das schlug sich auch auf die Stimme von Fernando nieder. Auf der einen Seite sehr melancholisch und auf der anderen powervoll, so unterschiedlich und differenziert habe ich ihn noch nie gehört.
– Wir haben dieses Mal auch mehr Wert auf die Vocals gelegt. Bei ´Butterfly Effects´ lag dies mehr auf dem Sound. Das bezieht sich aber nicht nur auf den Vocals, sondern auch die anderen Musiker sind in einer kristallklaren Form auf das Album gebannt worden. Ich habe bei den Recordings sehr stark nach Bildern gesungen, d.h. ich habe sie mir bildlich vorgestellt und danach denn gesungen. Deswegen kommt die Stimme auch manches Mal sehr romantisch daher. Es war der Wunsch von allen, dass der Sound im Endeffekt so klingen sollte und ich glaube, dass uns das sehr gut gelungen ist.
Dass ihnen der Sound gut gelungen ist, kann ich Fernando nur zustimmen. So gefühlvoll habe ich sie wirklich noch nie gehört. Kommen wir jetzt aber zum letzten Song ´Os Senhores Da Guerra´, einem Lied in Portugiesisch. Ich glaube es ist das erste Mal, dass ihr einen Song in eurer Sprach auf ein Album bringt.
– Nein, wir hatten auf dem Album ´Wolfheart´ schon einmal ein Lied in Portugiesisch. Außerdem gab es schon einmal teilweise Lieder in unserer Sprache. Es ist nun mal ein Teil von uns und wir können uns eigentlich viel besser in unserer Sprache ausdrücken, denn nur durch ihr können wir unsere Persönlichkeit und Mentalität in Wirklichkeit zeigen. Ein anderer Grund ist der, dass wir nun einen Stand erreicht haben, wo man uns dies nicht so sehr übel nimmt, denn mittlerweile haben wir doch einen sehr guten Stand in Europa erreicht. Es ist nun mal immer schwerer für Bands, wenn sie nicht in Englisch singen. Für unsere Fans in Portugal ist es auch sehr schön uns in der Sprache zu hören, mit der sie aufgewachsen sind. ´Os Senhores Da Guerra´ ist aber kein Song von uns, sondern eine Coverversion einer portugiesischen Band.
Willst du denn in Zukunft weiter in Englisch singen, oder vermehrt die portugiesische Sprache einsetzen?
– Ich denke das wird in Englisch bleiben, denn wenn ich die Texte schreibe, geschieht dies sofort in Englisch. Es ist eben die erste Sprache für MOONSPELL, obwohl uns diese Experimente sehr gefallen.
Ich habe eure Biographie im Internet gelesen, die ja extrem lang und sehr ausführlich ist. Ist das wichtig für dich?
– Das ist uns auch sehr wichtig, denn wenn jemand auf unsere Seite geht, soll er auch sehr viel über uns erfahren. Deswegen habe ich mir auch die Arbeit gemacht, diese sehr lange Version einer Biographie zu schreiben. Wir waren auch schon sehr früh, nämlich seit 1995 mit eigener Webpage im Internet vertreten und ich finde es einfach unmöglich, wenn keine Informationen über die Band dort steht. Wir haben zusätzlich noch einige spezielle Sachen, wie MP3-Files oder ähnliches zum Downloaden.
Ich war ja selber auch auf der Webpage (Adresse folgt am Schluss des Interviews) und war sehr überrascht, was man so alles von der Band erfahren konnte. So auch, hat sich MOONSPELL aus der Band MORBID GOD formiert. Welchen Sound habt ihr denn zu dieser Zeit gespielt?
– Der Sound war sehr an Metal und Black Metal angelehnt, also auch schon sehr düster und mit viel Power versehen. Man konnte den Sound von 1989 vergleichen mit BATHORY oder CELTIC FROST. Das hat sich aber im Laufe der Zeit sehr stark geändert, weil sich erstens die Besetzung änderte und demzufolge auch die Ansprüche höher wurden.
Dann habe ich noch gelesen, dass es zu MORBID GOD-Zeiten noch ein Projekt mit dem Namen ARTCH ANGEL gab, wo du Schlagzeug gespielt hast.
– (Fernando lacht) Nicht wirklich, aber es war in der Anfangszeit sehr schwer gewesen einen Drummer für dieses Projekt zu finden. Es gibt hier in Portugal nicht so eine große Szene wie in Mitteleuropa. Da muß man manches Mal sehr flexibel sein. So habe ich mich denn für eine Zeit an die Drums gesetzt und irgendwann fanden wir dann einen Drummer und ich nahm wieder den Posten als Sänger ein. Mit ARTCH ANGEL war es aber so, dass niemals eine CD veröffentlicht wurde.
Dann können wir ja froh sein, dass sie sich schnell in MOONSPELL umbenannt haben und uns mit ihren düsteren und melancholischen Klängen verzaubern. Bis jetzt steht eine Tour noch nicht fest, aber sobald die Dates fertig sind, könnt ihr sie auf ihre Webpage finden.
https://www.facebook.com/moonspellband
Story: Gisela
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