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NIK PAGE

Viele werden Nik Page mit den Blind Passengers in Verbindung bringen. Das ist richtig nur hat sich die Band mittlerweile aufgelöst und Nik Page hat mit „Sinmachine“ ein tolles Album im letzten Jahr auf den Markt gebracht. Beim Castle-Rock kam ich dann endlich auch in den Genuss seiner Live-Qualität, denn leider konnte er die Tour im Dezember letzten Jahres als Support von Tanzwut wegen Krankheit nicht zu Ende führen und somit wurde auch sein Auftritt in Krefeld gecancelt. 2 Wochen nach dem Castle-Rock-Festival unterhielt ich mich telefonisch mit ihm über Vergangenheit und Zukunft sowie seiner Musik und weiteren Aktivitäten.

Im Grunde kann man dein Soloalbum nicht direkt mit den Alben von Blind Passengers vergleichen, denn dazu ist es doch auf einer ganz anderen Ebene anzusiedeln.

– Das ist richtig, obwohl wir mit den Blind Passengers verschiedene Phasen durchlebt haben. „Sinmachine“ ist am ehesten mit unserer 2. Scheibe „Destroyka“ von 1996 vergleichen, aber mit „Neosapiens“, unsrer letzten Veröffentlichung hat es wirklich nicht zu tun. Dafür ist „Sinmachine“ zu melodisch ausgefallen.

Die meisten Werke von den Blind Passengers und auch „Sinmachine“ sind Konzeptalben. Ist es für dich einfacher mit Konzepten zu arbeiten?

– Ich habe mich mittlerweile davon gelöst, wo wirklich jeder Song einem bestimmten Thema zugeordnet wurde. Deswegen ist es jetzt einfacher für mich in Bezug auf die Textinhalte, denn man kann sie jetzt wesentlich breiter variieren.

Also gibt es einen Oberbegriff und deswegen hat man vielmehr Freiraum.

– Richtig und genau genommen ist der Titelsong „Mephisto“, der alles auf den Punkt bringt, was es genau mit der „Sinmachine“ auf sich hat. Es gibt aber auch Stücke, die mit der Sinmachine-Theorie überhaupt nichts zu tun haben. Es ist also in gewisser Weise kein richtiges Konzeptalbum.

Nik Page ist nicht nur Musiker, sondern hat sich auch als Schriftsteller und Maler einen Namen gemacht. Zudem ist er auch noch Visionist.

– Das ehrt mich immer wieder, denn im Roman „Neosapiens“ steckten sehr viele Zukunftsvisionen. Ich finde es auch sehr spannend darüber zu philosophieren, wie es auf unserer Welt in hundert Jahren aussehen könnte.

Das ist schon sehr interessant, aber auch kann auch Angst machen. Wenn man nur an die Waffen denkt, die in weiter Zukunft vielleicht eingesetzt werden.

– Da gibt es ja auch in „Neosapiens“ ein Kapitel, wo es um die Kriege der Zukunft geht. Da ging es um Drohnen oder Aufklärungsflieger. Die gibt es ja heute schon, aber in weiter Zukunft können sie vielleicht so klein wie ein Daumen sein und trotzdem ihre tödliche Last befördern können, ohne von einem gegnerischen Radar erkannt zu werden. Wegen der Größe sind sie demzufolge nicht abzuwehren. Man braucht auch keine Soldatenleben zu opfern und für die USA, die sich gerne als Weltpolizei sieht, somit ihre Forderungen durchsetzen kann. Ist Seltsamerweise habe ich vor ein paar Wochen eine Reportage gelesen, die genau darüber berichtete und das Pentagon in diese Richtung forscht. Das ist mir aber schon bei vielen Sachen so gegangen, dass sich meine Visionen Wochen später bestätigt haben. Über viele Dinge, wie ich mir Berlin in 100 Jahren vorstelle, habe ich wirklich schon gelesen, obwohl viele Sachen, die man so liest, muss man mit einem Augenzwinkern sehen. Man wird auch in Zukunft möglich sein, ein wesentlich längeres und intensiveres Leben führen zu können. Es gibt aber auch viele Nachteile, denn dieser totalitäre Überwachungsstaat wird früher oder später schon Realität werden. Man kann sich auch darüber streiten, dass sich Eltern über Computer die DNA ihrer Kinder selber zusammenstellen. Ich selber habe diesbezüglich kein gutes Gefühl, wenn ich wüsste, dass meine Eltern mich auf diese Weise und nach ihrem Geschmack zusammen gebaut haben.

Das sehe ich auch als sehr gefährlich an.

– Das kann es teilweise auch werden. Aber dieses DNA-Styling sieht ja vor, dass man aus den Genen der Eltern nur das Beste zulässt und sich somit den perfekten Menschen formen kann. Man kann somit Krankheiten ausschließen, also besser gesagt, gereinigt von erblichen Defekten.

Es gibt dann den perfekten Menschen.

– Obwohl ich denke, dass sie nicht alle gleich aussehen, denn dafür sind die Geschmäcker doch zu verschieden. Man muss dieses jetzt auch nicht als negativ sehen, denn es wäre ja auch schön, wenn keine Kinder mehr gibt, die an multipler Sklerose leiden. Ich würde auch gerne länger und gesünder leben wollen, aber dies wird unserer Generation nicht mehr vergönnt sein.

Wer weiß wofür dies auch gut ist. Was mich aber auch interessiert ist, mit welchen deiner künstlerischen Betätigungen hast du eigentlich begonnen?

– Begonnen hat alles mit der Musik. Wir haben 1987 als absolute Autodidakten die Blind Passengers gegründet, welches bis vor 4 Jahren mein einziges Musikprojekt war. Es war auch die erste und einzige Band von mir gewesen.

Wie kam es denn zum Bruch?

– An irgendeinem Punkt habe ich festgestellt, dass ich nicht die Musik machen konnte, die ich wirklich wollte. Ich hatte schon lange vor eine Soloscheibe aufzunehmen. Dies wurde denn beschleunigt, als sich 2002 Blind Passengers auflösten. Kurz vor der Festivalsaison stiegen unser Drummer und Gitarrist aus der Band aus. Wir hätten in dieser kurzen Zeit einfach keine neuen Musiker mehr einarbeiten können und somit beschlossen wir die Band auf Eis zu legen. Jetzt mittlerweile ist es so, dass es Blind Passengers nicht mehr geben wird.

Was sind denn deine neuen Pläne für die nächste Zeit?

– Ich habe einige Projekte ins Auge gefasst. Zum eine wäre da ein Projekt, was sich „Songs Of Lemuria“ heißen, wie der versunkene Kontinent. Da werde ich zusammen mit einem Cellisten, einem Konzertpianisten und einer erfolgreichen Musical-Sängerin, Michaela Laubach vom Theater des Westens, den Spagat zwischen minimal klassischen Gothikrock zu schaffen. Das aber jetzt nicht auf der Schiene wie es Nightwish oder Within Temptation machen sondern nur auf Cello und Piano aufgebaut. Das heißt eine epische und getragene Variante. Wenn ich was mache, dann möchte ich auch was auf die Beine stellen, was noch keiner gemacht hat. „Extravaganza2 wird das zweite Projekt sein, was eine vollkommen anderen musikalische Richtung einschlagen wird. Es wird sich dabei um Cyber-Punk handeln, der ziemlich abgefahren ist. Wir haben sehr viel über „Neosapiens“ gesprochen und genau die Band die in diesem Roman vorkommt, wird in die Gegenwart gebeamt. Das wird dann so aussehen, wie ich mir Punk in vielleicht hundert Jahren aussehen wird. Ich denke das wird eine richtig schräge Geschichte werden.

Wie wir hören, steckt Nik Page voller Ideen und wir können nur gespannt sein, was er uns in Zukunft noch alles präsentieren wird. Sicher ist aber eines, langweilig wird es nicht.

www.nikpage.de

Story: Gisela

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