THUNDER

THUNDER 1995

Genau wusste man ja nicht, was mit der englischen Band THUNDER los war. Zuerst hieß es, sie lösen sich auf, was aber kurz darauf wieder dementiert wurde. Zum Glück ist es bei Letzterem geblieben, denn wenn THUNDER sich wirklich aufgelöst hätten, wäre der Metal-Welt einiges verloren gegangen. Auch das neue Album ´Behind Closed Doors´ straft diejenigen Lügen, die da behaupten, dass der melodische Hardrock keine Zukunft mehr hat. So kam es dann auch, dass ich kurz vor Veröffentlichung dieses besagten neuen Albums einige Fragen an Sänger Danny Bowes stellen konnte.

 

THUNDER ließ sich mächtig lange Zeit, genauer gesagt zwei Jahre, um ein neues Album aufzunehmen. Spielten die besagten Auflösungsgerüchte dabei eine große Rolle?

– Eigentlich nicht, denn der Hauptgrund war der, das wir nach unserem veröffentlichen des letzten Albums fast kontinuierlich auf Tour waren. Das spielte sich alles im ersten Jahr nach dem Release des Vorgängers ab. Richtig ist aber, dass wir durch die Probleme im zweiten Jahr um einige Zeit zurückgeworfen wurden. Es war schon eine schwierige Situation gewesen, denn wir hatten sehr verschiedene Auffassungen von dem, wie es denn nun weitergehen sollte. Wir haben aber trotz allem immer wieder daran geglaubt, dass wir wieder ein neues Album aufnehmen können. ´Behind Closed Doors´ sollte eigentlich schon viel früher recordet werden, aber leider war der Produzent, den wir haben wollten zu dieser Zeit nicht frei und so mussten wir notgedrungen einige Monate warten. So konnten wir auch die Recordings erst im Mai starten. Die Plattenfirma entschloss sich auch nun dazu, dass das Album erst im Januar veröffentlicht wird, denn es wäre mit Sicherheit in der vorweihnachtlichen Flut von ´Best Of´- CD´s untergegangen.

Die Band schrieb für ihr zweites Album über 30 Songs.

– Es waren genau 35 Stücke gewesen. Für das neue Album waren es wiederum 35 Songs gewesen. Von diesen sind dann zum Schluss nur noch 15 übriggeblieben, von denen denn 12 Songs recordet wurden.

Genau diese 12 Songs sind von der Songstruktur sehr unterschiedlich. Teils heavy, teils sehr ruhig und aber, was sehr interessant ist sind diese Lieder sehr vielseitig ausgefallen. Die Songs sind sehr gut auf dem Album angeordnet, sodass das Ganze sehr eingängig wird.

– Das war auch unsere Absicht ein solches Album aufzunehmen. Es sollte direkter kommen. Die Songs sind auch simpler gehalten als die von unserem letzten Album. Wir haben damals gemerkt, dass wir manches Mal Schwierigkeiten hatten die Songs so umzusetzen, wie wir es im Studio getan hatten. Im Grunde war es im wahrsten Sinne des Wortes ein Studioalbum. Genau das haben wir nun bei ´Behind Closed Doors´ geändert, denn das sind wir nun mal unseren Fans schuldig, dass sie eine Show sehen, die ihnen auch gefällt. Obwohl muss ich an dieser Stelle noch bemerken, dass einige Songs eine große Überraschung für die Fans sein wird.

Ich finde, dass der Song ´Too Scared´ einer dieser Überraschungssongs ist.

–  Ja genau, das ist so ein Song, der wirklich Überraschungen in sich birgt. Wir sind ja auch nicht musikalisch stehen geblieben und uns macht es wirklich Spaß immer wieder neue Ideen mit in unsere Musik zu verknüpfen. Ich glaube auch, dass solche Leute, welche die Platten von THUNDER mögen, einfach darauf warten, dass wir irgendwelche Überraschungen mit einbauen. das haben wir in der Vergangenheit sehr oft gemerkt.

THUNDER besitzt ja auch ein breites musikalisches Spektrum. Den Ursprung erhielten sie ja aus dem Blues-Rock. Aber auch powervolle Songs stehen ihnen gut zu Gesicht. Ich glaube auch das dies ein Grund dafür ist, dass die Leute von THUNDER diese Vielseitigkeit einfach erwarten.

– Ja, absolut. Wir können uns aber sehr glücklich schätzen, dass unsere Fans sehr offen sind für unsere Vielseitigkeit in der Musik. Viele Fans und aber auch Rock-Bands versuchen es erst gar nicht zu experimentieren. Sie gehen lieber auf Nummer sicher.

Es sieht ja auch so aus, das sehr viele Leute nur auf einen Stil fixiert sind.

– Das ist korrekt, aber diese Leute kann man einfach nicht umstimmen und das ist sehr schade. Bei unsren Alben hört man auch sehr unterschiedliche Einflüsse heraus. Wir hören einfach alles, was uns gefällt und das schlägt sich dann natürlich auch in unsere Musik nieder.

Das erste Album wurde von Andy Taylor produziert. Wer übernahm denn die Produktion von ´Behind Closed Doors´?

–  Es gab schon bei unsrem zweiten Album, welches von Andy Taylor mit produziert wurde, sehr viele Schwierigkeiten mit ihm. Das war auch jetzt der Grund dafür gewesen, dass wir so lange auf Mike Frazer gewartet haben, denn er war der Wunschproduzent der kompletten Band gewesen. Er ist ein wirklich großartiger Produzent und mit der Zeit ist er ein wirklich persönlicher Freund von uns allen geworden. Es war ein sehr gutes Arbeiten zusammen mit Mike, denn er hat wirklich alles aus uns herausgeholt.

Kommen wir aber doch jetzt zu Eurem neuen Album. Der Titel des Albums ist ja wie schon erwähnt ´Behind Closed Doors´.

– Den Titel haben wir in Anbetracht dessen gewählt, weil wir in der Vergangenheit sehr viele Probleme zu bewältigen hatten. Diese Probleme wurden denn auch noch von der Presse so dermaßen aufgebauscht, dass wir manches Mal unsere Probleme damit hatten. Es war ein regelrechtes ´Schmutzige Wäsche waschen´, was die Presse da mit uns veranstaltete. Die ganze Platte ist demzufolge jetzt auch ein Statement von uns, über das, was alles so passiert ist. Das aber, hinter verschlossenen Türen. Deswegen haben wir uns auch zu diesem Titel entschieden. Allen Schreibern haben wir es mit unserem neuen Album bewiesen, dass wir doch noch nicht am Ende sind. Wir wollten ein gutes Album machen und wir haben es geschafft dieses auch hinzukriegen. Es war ja auch so, dass die Hälfte von dem, was in den Magazinen stand einfach nicht wahr gewesen ist. Aber das meiste was in solchen Magazinen steht glauben die Leute ja auch und das ist eine Sache, die wir überhaupt nicht mehr korrekt finden.

Das ist auch genau das, was ich auch nicht mag, denn mit solchen Storys sind im Nachhinein schon einige Bands vernichtet worden. Kommen wir aber doch jetzt zu Euren Texten, wie z.B. die Stücke ´Castles In The Sand´ und ´Preaching From A Chair´.

– ´Castle In The Sand ist eine Geschichte über eine Frau, die nicht mehr allzu jung ist und in ihrer Zukunft einfach nichts mehr positives sieht. Sie sucht einfach immer nach Sachen die sie sich von Herzen wünscht, aber sie nicht bekommt, deswegen baut sie Schlösser in den Sand. Das trifft aber nicht nur für ältere Leute zu, sondern auch jüngeren ergeht es manches Mal genauso. Es ist aber jetzt keine wahre Geschichte. Aber trotzdem gibt es sehr viele Menschen, die so leben. ´Preaching From A Chair´ handelt von dem, das in der heutigen Zeit zu viel an allem kritisiert wird. Man kann es, in der heutigen Zeit, keinem mehr recht machen und das ist das, was wir in diesem Song verstärkt angreifen. Im Grunde hat doch jeder das Recht, das zu machen, was er für richtig hält. Es muss sich nur im legalen Rahmen halten. Der Text bezieht sich im Großen und Ganzen auf den Journalismus, wobei wir wieder beim Titel angelangt sind.

Wer schreibt denn bei Euch die Texte?

– Die meisten Texte schreibt Luke (guitar). Die Texte von ihm sind einfach phantastisch.

Und Du hast keine Probleme damit die Texte zu singen?

– Nein, überhaupt nicht, denn Luke und ich sind schon seit über 20 Jahren miteinander befreundet und die Gefühle, die wir in unserem Innern haben sind sehr gleich. Ich kann mich voll und ganz mit den Texten identifizieren.

THUNDER waren ja mit ihrem letzten Album sehr viel auf Tour. Zuerst bestritten sie das Vorprogramm von EXTREME und im Anschluss daran lag noch eine Headliner-Tour durch Europa an. Wie sieht es denn jetzt für 1995 für THUNDER aus?

– Wir werden im neuen Jahr erst einmal eine Promotion-Tour mit Akustik-Sets in der ganzen Welt durchführen. Was jetzt tourmäßig anliegt wissen wir noch nicht. Aber geplant ist eine Tour, ob Support oder Headliner, für April. Wir hoffen natürlich, dass wir beides bekommen. Dann werden wir mit Sicherheit auf einigen Sommer-Festivals vertreten sein. Ob die Tour aber jetzt vor den Festivals starten wird, kann ich leider zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten.

Hoffen kann man aber noch, denn das Material von ´Behind Closed Doors´ sollte sich wirklich keiner entgehen lassen. Es ist wirklich ein starkes Album geworden.

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Story: Gisela