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ZERAPHINE

Auf ihrem dritten Album laufen die Berliner ZERAPHINE zu Höchstformen auf. Mit „Blind Camera“ ist ihnen ein kompaktes und interessantes Album gelungen, welches erst nach mehrmaligem Anhören seine ganze Vielfalt entwickelt. Aber auch der Titel hört sich sehr interessant an. Dazu und natürlich auch zu anderen Sachen konnte mir Sänger Sven Friedrich genauestens Auskunft geben.

 „Blind Camera“ ist wieder vollkommen anders ausgefallen als „Traumaworld“. Lag das vielleicht auch ein wenig daran, dass ihr euch zum Songwriting wieder ganz zurückgezogen habt?

– Daran liegt es nicht, denn das machen wir eigentlich zu jedem neuen Album. Ich würde es mehr als musikalische Weiterentwicklung bezeichnen. Es gibt auf dem Album Stücke, die sowohl auf „Kalte Sonne“ oder „Traumaworld“ gepasst hätten und auch neue Sounds, die wir vorher noch nicht ausprobiert haben.

Was mir auch verstärkt aufgefallen ist, ihr habt wesentlich weniger Keyboardpassagen in den Songs.

– Die sind ausgedünnt worden, aber das hat sich auch erst im Studio ergeben. Uns ist bei den Aufnahmen aufgefallen, dass wir doch einen etwas fetteren Gitarrensound hatten und dazu hätten die Keyboards auch nicht mehr so gut gepasst. Um die Wirkung unseres Sounds zu erzielen brauchen wir heute einfach nicht mehr unbedingt die große Anzahl an Keyboardpassagen. Außerdem haben wir auch verstärkt darauf geachtet, dass wir uns auf das nötigste beschränken. Wir haben lieber einige Spielereien eingebaut, die man aber erst nach mehrmaligem Anhören wahrnimmt.

Die Songs hören sich auch so an, dass man sie sehr gut auf der Bühne umsetzen kann, denn sie klingen sehr natürlich und nicht überproduziert.

– Das werden wir sehen, denn es sind doch auch einige Instrumente dabei, die wir vielleicht nicht so umsetzen können. Das wird sich alles auf der Tour zeigen.

Dann holt euch doch noch einige Leute auf die Bühne.

– Ja und eröffnen eine Big Band. Aber Spaß beiseite, da wird sich schon eine Möglichkeit auftun, aber es wird mit Sicherheit auf der Bühne anders klingen.

Auf eurer ersten Scheibe „Kalte Sonne“ war ja kein Stück in Englisch vertreten. Auf „Blind Camera“ ist das nun aber doch schon deutlich mehr geworden, obwohl es dir schwer fällt in Deutsch zu schreiben.

– Mittlerweile klappt das eigentlich recht gut. Am Anfang von ZERAPHINE habe ich mich richtig schwer getan die Songs in Deutsch zu schreiben, denn es war Neuland für mich. Ich habe dann aber sehr schnell Zugang gefunden und es macht mir jetzt richtig Spaß die Texte auch in Englisch zu verfassen, nur manches Mal passt eben ein deutscher Text besser zum Sound. Da wir ja auch im musikalischen sehr vielschichtig sind, möchte ich mir demzufolge auch die Sprache offen halten.

Was ja auch ausdrucksstärker am Ende ist.

– Das ist richtig und es ist immer besser, wenn man aus dem Gefühl heraus die Texte schreibt. Ich finde auch, dass die englische Sprache viel mehr offen lässt, weil es einfach mehr Worte für, welche die unterschiedlichsten Bedeutungen haben. In Deutsch kann man aber wiederum mehr mit surrealen Sachen spielen.

Jetzt aber zu eurem Albumtitel „Blind Camera“. Mir kommt da sofort der Gedanke von einem Konzept. Dieser Gedanke verstärkte sich noch, als ich die Songs „Blind Camera I – III“ hörte, Ist mein Gedanke richtig?

– Das ist uns eigentlich erst im Nachhinein aufgefallen. Wir sind keine Band, die sich hinsetzt und nach einem Konzept ein Album komponiert. Richtig ist aber, dass die Songs in einem Zeitraum von einem halben Jahr geschrieben wurden und in einer solchen Zeit ändern sich die Ansichten nicht großartig. Deswegen haben die Songs auch alle einen verbindenden Inhalt, oder besser gesagt sind sie irgendwie alle miteinander verbunden. Wo wir uns bei diesem Album sehr schwer getan haben ist die Tatsache, dies alles in einem kurzen und prägnanten Titel zu verbinden. Wichtig war uns, dass der Titel die verschiedenen Sichtweisen der Themen ausdrückt. Wir sind dann irgendwann mal beim Wort Kamera gelandet und nach weiteren Überlegungen stand dann der Titel „Blind Camera“.

Man kann also durch die Kamera den Ausschnitt sehen oder nicht, dann ist man eben blind.

– Oder man nimmt irgendetwas anders wahr und hält dies denn für die Realität.

Die Stücke „Blind Camera I – III“ sind ja instrumental. Habt ihr dies bewusst gemacht?

– Sie sollen eigentlich nur Überleitungen zu den folgenden Songs sein. Trotz allem haben sie eine bestimmte Funktion, denn sie sollen den Albumtitel verdeutlichen. Zudem greifen sie auch Melodien auf, die in anderen Songs vorkommen. Sie sind aber vollkommen anders instrumentiert worden und klingen somit wieder vollkommen neu. Was wir aber von Anfang an wollten, waren diese geschmackvollen Überleitungen. Deswegen passte dies auch wieder sehr gut zum Thema und deswegen bekamen sie den Namen „Blind Camera I – III“.

Es ist immer wieder interessant, wenn eine Band etwas Neues wagt. Schön finde ich auch, dass somit die kurzen Pausen sehr gut mit diesen Stücken gefüllt wurden.

– Das fanden wir auch. Wir haben dies früher ja schon bei den Dreadful Shadows ausprobiert und am Anfang der Produktion war uns sofort klar, dies bei diesem Album noch einmal auszuprobieren.

Das bringt ja auch sehr viel Atmosphäre in das Album. Mir gefiel das damals bei den Dreadful Shadows sehr gut.

– Deswegen haben wir ja auch auf ein Intro verzichtet. Das wäre denn zu viel gewesen. Der erste Song „I never Want to be like you“ geht ja auch sofort richtig ab.

Ich dachte auch schon beim ersten Song, hoppla was ist das denn? Mit einem solchen schnellen Song hätte ich wirklich nicht gerechnet.

– Das war auch ganz genau der Effekt den wir haben wollten, so in der Art: „Huch, was ist denn hier los?“

Das ist eben die Erwartungshaltung der Medien. Jetzt möchte ich aber noch kurz auf eure letzte Tour mit HIM eingehen. Ich habe gehört sie ist sehr erfolgreich für euch verlaufen.

– Das in jedem Fall. Als wir die Zusage für die komplette Tour bekamen, waren wir zuerst einmal sehr euphorisch, aber mit der Zeit kam auch die Angst ein wenig in uns hoch. Man bekommt ja des Öfteren mit, dass Vorbands nicht so gut ankommen. Dies hätte uns natürlich sehr geschadet. Nervös waren wir auch, denn wir gingen mit dem Gedanken auf die Bühne, dass die 4000 Fans nur für HIM gekommen sind. Wir gehen zwar immer auf die Bühne und geben alles, aber wir waren uns nicht sicher, ob dies auch reichen würde. Aber alle Bedenken konnten wir sehr schnell über Bord werfen, denn wir wurden immer sehr gut aufgenommen und gut abgefeiert. Wir hatten dann auch noch Bedenken wegen der Crew, aber auch die haben uns ganz toll behandelt und wir waren nach Beendigung der Tour überglücklich, dass uns dies ermöglicht wurde.

Jetzt ist es aber auch schon bald wieder soweit die Koffer zu packen, denn schon im März geht es wieder „On The Road“.

– Richtig, wir werden zusammen mit L.A.B. zusammen auf Tour gehen und wir freuen uns schon richtig darauf.

Ich auch, denn ZERAPHINE sind immer für spannungsgeladenen Shows gut.

Story: Gisela

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