ROUGH SILK
Schon seit 1993 veröffentlicht die Band ROUGH SILK aus Hannover Alben, die qualitativ sehr hoch angesiedelt sind. Mit ihrem epischen Metal, der die Roots in Richtung QUEEN darlegt, faszinierten sie schon breite Massen. Mit ihrem neueste, dem 5. Studioalbum ´Symphony Of Life´ veröffentlichen ROUGH SILK ein Album, welches auf der einen Seite außergewöhnlich und auf der anderen Seite immer eingängig bleibt. Versehen wurde das kleine Meisterwerk auch noch mit sehr intelligenten Texten. Zu diesem und auch zu anderen Themen gab mir Keyboarder Ferdy Doernberg Auskunft.
Das letzte Studioalbum ´Beyond The Sundown´ wurde im Jahre 1998 veröffentlicht. Zwar gab es 1999 noch ein ´Best-Of´-Album, aber danach war erst einmal Funkstille. Warum habt ihr so lange mit dem neuen Album gewartet?
– Das hatte mehrere Gründe. Da wären z.B., dass wir auf der letzten Tour zusammen mit SAVATAGE von Jon Oliva das Angebot erhielten, unser neues Album zu produzieren. Das Problem war aber, dass Jon so viel Arbeit hatte und irgendwann wollten wir einfach nicht mehr warten und haben denn einfach eingefangen, das neue Material einzuspielen. Er hat aber denn als Co-Producer an der Scheibe mitgewirkt. Das war zwar etwas schwierig, denn wir mussten ihm Material, welches wir schon aufgenommen hatten, nach Amerika schicken. Zum Schluss war er dann aber doch noch im Studio und im Anschluss daran, sind wir mit den aufgenommenen Tapes nach Amerika zum Abmischen geflogen. Ein anderer Grund war eben, dass dieses Album wesentlich aufwendiger war, als die Songs, die wir in der Vergangenheit geschrieben haben. Das komplette Konzeptalbum ist auch im Gegensatz zu früher vollkommen im Studio entstanden und nicht im Proberaum.
Ihr seid ja auch schon von jeher Meister der Konzeptalben, denn ihr habt diese Vorgehensweise ja schon von Anfang an verwendet.
– Eigentlich nicht, obwohl ich diese Aussage von vielen höre. Im Grunde ist ´Symphony Of Life´ das erste Konzeptalbum. Obwohl ich schon immer der Meinung war, dass ein Album ein Gesamtkunstwerk sein soll und nicht nur ein paar Songs auf CD aufgenommen und gut ist. Es sollte schon eine rote Linie in den Songs und dem Cover vorhanden sein sollten. Das ist für mich persönlich eben kein Konzeptalbum. Somit ist ´Symphony Of Life´, neben meinem Solo-Rockmusical ´Storyteller´s Rain´ ein regelrechtes Konzept, denn es wurde eine zusammenhängende Story verarbeitet.
Wenn man sich das Album anhört, bemerkt man, dass der bombastige Metal mit Chor- und Orchestereinlagen gekonnt versehen wurde. In manchen Passagen kann man ´Symphony Of Life´ fast mit einem Musical vergleichen.
– Wir hatten den Vorteil, dass wir schon früher sehr viel mit Chorpassagen gearbeitet haben. Jon war auch der Meinung, dass wir diese mit auf das Album nehmen sollten, denn er war immer schon begeistert von unserem Gesang. Viele Bands nehmen sich für diese Parts extra Chöre für, aber wir sind in der glücklichen Lage diese selber einzusingen. Wir haben dann Jon´s Ratschlag in die Tat umgesetzt.
Wie kam denn Jon dazu, beim Song ´Lucifer´ den Part des Gottes zu übernehmen?
– Wir haben uns auf den beiden gemeinsamen Touren angefreundet und so lag es auf der Hand, dass er uns anbot erstens die Produktion teilweise zu übernehmen und zweitens auch bei einem Song mitzuwirken.
Sehr interessant finde ich den Song ´Suicid King & Chaos Queen´, der mit außergewöhnlichen Gitarrenläufen und Pianoeinlagen verfeinert wurde. Sind euch diese differenzierten Einsätze von Instrumenten wichtig?
– Auf jeden Fall. Wir haben ja auch noch andere Instrumente mit eingebaut. So gibt es ebenfalls auf ´Symphony Of Life´ einige akustische Instrumente zu hören. Ein Teil des Konzepts ist ja die musikalische Reise durch die Welt, die uns durch verschiedene Zeitebenen und auch durch Kulturkreise führt. Deswegen haben wir auch sehr viele Elemente aus den diversen Folklore-Richtungen mit eingebaut. Die originalen Instrumente wurden alle von uns selber gespielt. Viele Bands verfahren mit solchen Einsätzen etwas anders, denn sie engagieren Musiker, die diese Parts denn übernehmen. Wir sind eben in der glücklichen Lage, dass wir Musiker in der Band haben, die auf vielen Instrumenten spielen können. Dies ist auch kostengünstiger, denn wenn man sich bei anderen Produktionen durchrechnet, was die verpflichteten Musiker gekostet haben, kann eine Produktion schon ziemlich schnell zu teuer werden. Dies ist in meinen Augen auch nicht realistisch, denn bei mir stellt sich dann die Frage, was macht die Band bei Live-Auftritten? Wir mussten aber erst das Spielen, dieser Instrumente, erlernen. Dieser Ehrgeiz ist bei uns in starkem Maß vorhanden.
Das war also ein wichtiger Punkt für euch, mit diesen authentischen Instrumenten zu arbeiten?
– Ja, obwohl wir dies bei Live-Auftritten nicht umsetzen können. Aber es war eben wichtig diese Instrumente nicht aus dem Computer einzufügen, denn dann klingt ein Album nicht mehr so lebendig.
Dadurch, dass die Texte im Booklet sehr klein abgedruckt waren, ließ ich mir von Ferdy ein klein wenig die Story erzählen. Ich habe es nämlich versucht, aber nach einem Song konnte ich einfach nicht mehr weiterlesen.
– Das ist der Druckerei auch ein kleiner Fehler unterlaufen. Ich erzähle dir nun einmal in Kurzform die Geschichte. Das Ganze hat drei Zeitebenen und beginnt in der Zukunft auf einem französischen Friedhof, wo ein alter Mann sich mit einer antiken Pistole umbringen möchte. Er lässt aber noch einmal sein Leben (´Symphonie Of Life´) Revue passieren. Dieser Mann war in der heutigen Zeit ein Rockmusiker, der durch die unterschiedlichsten Länder getourt ist. Der Song ´Suicid King & Chaos Queen´ spielt durch den Tango-Teil auf Argentinien an. Das Stück ´Savannah´ bezieht sich auf das Tourleben, wobei ein Tourtross mit einer Karawane gleichgesetzt wird. Das nächste Lied ´Lucifer´ beinhaltet eine Story in der Story und ist somit das Kernstück des Albums. Der Teufel und Gott verbünden sich in diesem Song, um die Menschheit zurückzugewinnen, die sie mit der Zeit an den Cyberspace, oder fehlgeleitete Werte verloren haben. Der Song deckt sich auch mit meiner Art von Religion. Ich glaube nicht an Gott oder ähnliches, aber ich glaube daran, dass es irgendetwas anderes gibt, aber die Menschen sind nicht in der Lage dies zu spezifizieren. Ich glaube, dass es so groß ist, dass wir Menschen dies überhaupt nicht beschreiben können.
Dies ist ja auch die gleiche Sache wenn du an das Weltall denkst, was man als normal Sterblicher nicht erfassen kann, eben diese Unendlichkeit.
– Genau! Ich glaube auch, dass sich die Menschen, egal ob sie dem Christentum, oder dem Islam angehören, es sich so zurechtgelegt haben, um dies überhaupt zu realisieren. Man kann sogar an eine grüne Kuh glauben, aber diese Leute sollen einem diesen Glauben nicht aufdrängen, denn damit hätte ich dann so meine Probleme. Der Song ist auch sehr ironisch gemeint, wie eigentlich fast alle meine Songs. Das war also die Geschichte in der Geschichte. Dann geht es weiter, wo der Musiker auf einem Berg steht und nach der Wahrheit (´The Truth´) sucht. Danach hat er einige Phasen wo etliches nicht richtig läuft. So auch z.B. seine Scheidung. Der Song ´The Opposite Of Yes´ bezieht sich auf die Verneinung an moderne Werte. Deswegen fängt auch jede Zeile in diesem Song mit ´No´ an. Der Song ´Silicone´ ist ein weiterer wichtiger Punkt, weil dieses Wort stehen kann für Künstlichkeit (künstliche Brust usw.) oder für das Silikon im Computerchip. Im Mittelteil des Liedes, verweigert sich die Hauptfigur der Story und landet schließlich in der Karibik, Da gibt es eben nichts mehr, kein Internet und auch kein Telefon mehr. Er fühlt sich zwar wohl dort, aber was ist ein Künstler ohne Publikum. Als er sich dort nicht mehr wohl fühlt, weil er der Menschheit noch etwas sagen will, kehrt er wieder zurück und geht als Sänger und Songwriter wieder auf Tour. Der Schluss spielt sich dann wieder auf dem Friedhof ab, wo er sich dann entscheidet sich doch nicht umzubringen, weil er, durch den Rückblick gemerkt hat, dass er der Welt doch noch einiges zu sagen hat.
Wenn man sich die Story so anhört, ist es nicht abwegig dies in einem Musical umzusetzen. Mit deinem Album ´Storyteller´s Rain´ hast du ja schon ein Rockmusical veröffentlicht. Siehst du jetzt ROUGH SILK mehr in diese Schiene abdriften, oder werden sie weiter metallisch bleiben?
– Das in jedem Fall, deswegen mache ich ja auch meine Soloalben, weil ich eben das Gegensätzliche brauche. Als ´Storyteller´s Rain´ entstand, war ROUGH SILK gerade, mit ´Beyond The Sundown´, auf der sehr harten Seite. Da kam unser Name ROUGH SILK voll zur Geltung, denn Rough steht für die harte Metal-Musik und Silk eben für die Piano oder andere Einsätze. Dieses Extreme wird auch in Zukunft bei ROUGH SILK der Hauptbestandteil sein.
Das will ich auch hoffen, denn mit diesem Songwriting haben sich ROUGH SILK schon in viele Metal-Herzen gespielt. Bleibt jetzt nur noch abzuwarten, dass sie mit dem neuesten Material auf Tour gehen, denn lange waren sie ja nicht mehr in unseren Konzerthallen vertreten.
Story: Gisela
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