EISBRECHER

Das Gegenteil von „Eiszeit“ in der Turbinenhalle

Wenn die „Turbinenhalle“ in Oberhausen ausverkauft ist, dann muss da schon was Krachiges vor Ort sein und ich denke, dass kann die Neue Deutsche Härte der Jungs von Eisbrecherschon ganz gut bedienen. Wenn dann auch noch die Gleichgesinnten Maerzfeld mit am Start sind, ist es klar, dass Oberhausen brodelt!

So ist es auch kaum verwunderlich, dass bereits einen Kilometer vor der Venue sich die Autos stauen, aber als Pottler weiß man natürlich, dass man auch anderweitig ohne stundenlangen Fußmarsch parken kann. Für mich zählt aber immer der erste Eindruck und so verlieren die Parkeinweiser der „Turbinenhalle“ hier einige Punkte, da sie absolut überfordert mit der Situation sind. Nun gut, wenigstens sind die Kräfte von „CCS Security“ gut durchorganisiert und weisen jeden Fan dorthin, wo er nicht im Weg steht und dennoch das Konzert genießen kann.

So geht dann auch pünktlich um 20:00 Uhr die recht leise Beschallung aus und Alexx und Jürgen von Eisbrecher betreten die Bühne mit einem Reklame-Heft in der Hand. Munter und in Plauderlaune versuchen sie den Jüngeren im Publikum „Nathan der Weise“ näher zu bringen, doch der Dialog scheitert dank Lachen und guten Sprüchen schon in den ersten paar Zeilen. Ein wirklich auflockernder Start in den Abend, so kennt und liebt man den charismatischen Frontmann.

Kurzerhand werden dann also Maerzfeld angekündigt, die sofort losrocken und das dankbare Publikum direkt auf den ersten Metern absolut mitziehen, die euphorisch mitklatschen und mitsingen, ist doch die Fanbase der Rocker in den letzten Jahren um Einiges angestiegen. So wird auch hier kommuniziert und es gibt sogar Geschenke, denn die Band verteilt exklusiv auf dieser Tour den ersten Track ihres neuen Albums Nackt, auf CD welches erst im November erscheinen wird. Dieser nennt sich schlicht „Es bricht“ und wird dann natürlich direkt auf die Ohren gegeben.

Rufe von Fronter Heli Reißenweber wie „Ihr seid so still!“ werden sofort von den Zuschauern dementiert und bei Treibjagd reißt ein jeder seine Faust in die Luft um laut Lauf! Lauf! zu brüllen. 45 Minuten Auftakt und die Halle kocht im wahrsten Sinne des Wortes, denn wer jetzt nicht seine Jacke und seinen Pulli ausgezogen hat, der läuft Gefahr sich einen Hitzschlag zu holen, so heiß und stickig ist es geworden. Während sich also alle erholen, wird die Bühne nach und nach zu einem alten Maschinenraum umgebaut, mit porösen Gittern, rauchenden Röhren und rostigen Kanten.

Und dann kommt endlich der Moment, auf den die Fans gewartet haben: Eisbrecher stürmen auf die Bühne, Alexx kommt gemächlich mit einem Fernglas bestückt an die Bühnenkante und checkt erst einmal die Lage (ist er ja durchs Fernsehen auch als genau dieser „Checker“ bekannt). Man muss sagen, dass der Sound ziemlich ausgewogen ist und die Ohren es einem danken, doch die Augen werden sogar noch ein bisschen mehr verwöhnt, kommen sie doch in den Hochgenuss einer hammermäßigen Lichtershow die von Lasern über allerlei Lichtsäulen bis hin zu einer LED-Leiste über den Köpfen der Musiker reicht, die einem das Konzert wirklich versüßen. In den zwischenzeitlichen Ansagen ist Alexx wie gewohnt sympathisch und lustig. Da das Publikum wirklich sehr weit gefächert ist was das Alter angeht, versucht er auch die Allerjüngsten einzubeziehen, so betont er immer wieder, dass Kinder unsere Zukunft sind. Also, lieber Eisbrecher-Kids, bitte merken!

Ich komme noch einmal auf diese LED-Leiste zurück, die nämlich nicht nur einfach fröhlich vor sich hinblinkt, sonder auch Sätze und Zeichen aus den einzelnen Songs zum Besten gibt.

So steht natürlich ein fettes „1000 Narben“ in riesigen Lettern auf der Rückwand, ein Herz, das sich weitet und dann bricht ist da und auch „Da ist noch mehr zwischen uns“ ist zu lesen. Einfach nur geil, wie das Licht so extrem auf die einzelnen Songs abgestimmt ist. Davon sollten sich einige Bands mal eine Scheibe abschneiden! Aber nicht nur das Drumherum flasht den Zuschauer, auch bei der Songauswahl ist für jeden was dabei. So lassen Leider, Schwarze Witwe und Vergiss mein nicht doch das Goth-Herz höher schlagen, da diese Songs in jedem Club absolute Dauerbrenner sind. Doch auch bei Himmel, Arsch und Zwirn bekommen die Fans nicht genug, denn nach dem Ende des Songs schallen genau diese Worte immer weiter durch die Halle, natürlich angeleitet durch Sänger Alexx. Und dann darf Gitarrengott Jürgen auch nochmal für ein Raunen sorgen, trommelt er sich doch beiSchock mit einem eigenen Trommelset in die Gehörgänge und macht dann mit Wasser und Lightshow einen auf Blue Man Jürgen. Das macht Laune und die „Turbinenhalle“ wummert jetzt nicht nur wegen des Basses sondern auch dank der Percussion-Einlagen. Für alteingesessene Eisbrecher-Fans, die die Band schon lange begleiten, haben sich die Jungs so Einiges einfallen lassen, so wabert Schwarze Witwe in einer neuen Version elektronisch durch den Saal um dann nach diesem eindrucksvollen Intro auf den Punkt zu kommen.

Einen kurzen Moment des Durchatmens gönnt uns die Band dann mit Rot wie die Liebe. Alexx fordert zwar auf die Feuerzeuge rauszuholen, so hat er wohl aber vergessen, dass viele Zuschauer der Generation facebook zugehören und Rauchen ein teures Hobby ist. So überrascht es kaum, dass mehr Smartphones als Feuerzeuge die Halle in ein Lichtermeer tauchen und die Bühne passend zum Thema blutrot ausgeleuchtet ist. Dann verschwinden die Jungs ohne großes Tamtam von der Bühne um aber sogleich durch laute „Zugabe!“-Rufe wieder hereingelockt zu werden. Das funktioniert auch nach den folgenden drei Songs und einem weiteren Verschwinden der Combo ohne Probleme. Zum Ende hin bedankt sich die Band für den wundervollen Abend beim Publikum aber ganz ehrlich? Ich denke, dass sich alle mal bei Alexx und Co. bedanken sollten, denn so ein geiles Konzert sieht und hört man nicht jeden Tag!

Setlist Eisbrecher 14.03.15

01 Intro 2015
02 Volle Kraft voraus
03 So oder so
04 Antikörper
05 Willkommen im Nichts
06 1000 Narben
07 Noch zu retten
08 Leider
09 Prototyp
10 Himmel, Arsch und Zwirn
11 Schock
12 Schwarze Witwe 2015
13 Zwischen uns
14 Rot wie die Liebe
15 Vergiss mein nicht
16 This is deutsch

Zugabe I:
17 Eiszeit
18 Verrückt
19 Miststück

Zugabe II:
20 Schlachtbank

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