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SIGNAL 99 – Die Regierung gab uns das billigste, unsauberste und unfruchtbarste Land was Amerika zu bieten hat!

Die Band SIGNAL 99 aus Farmington in New Mexico wurde vor über 10 Jahren von Chuck Haven als Soloprojekt aus der Taufe gehoben. Schon nach kurzer Zeit wollten die Leute aber SIGNAL 99 live sehen und so kam es dazu, dass kurze Zeit später eine komplette Band am Start war. So veröffentlichten sie mit „The Gospel“ und „Armed & Dangerous Vol. 1“ zwei Alben und die Songs dazu wurden alle von Chuck selber komponiert. Nun gibt es seit April 2017 ihr neues Album „American Monster“, welches  10 tolle Songs beinhaltet. Um mehr von der Band zu erfahren, traf ich mich mit Sänger Chuck Haven und Bassist Maul zu einem Interview.

 

Die erste Frage die mich natürlich interessierte war, warum war für das dritte Album „American Monster“ die komplette Band am Songwriting beteiligt.

Chuck: Als ich die Band gegründet hatte, waren all diese Ideen für Songs in meinem Kopf. Um all diese Gedanken, die auch Wut beinhalteten, aus meinem Kopf zu bekommen startete ich das Songwriting und in kurzer Zeit waren eine Menge an Songs entstanden. Etwa nach einem Jahr stieß Maul zu uns und er war beim ersten Album schon mit in der Band.

Also ist er eigentlich auch schon ein langjähriges Mitglied der Band.

Chuck: Ja aber zum zweiten Album benötigte er eine Pause von der Band. Aber zum Glück ist er jetzt wieder mit an Bord. Nach der Veröffentlichung des zweiten Albums gab es wieder eine schwere Zeit für mich, denn mein Bruder, der so wichtig für die Band war, starb plötzlich. Das war eine schwere Zeit für mich und dadurch, dass ich immer wieder zu hören bekam, dass die Bandmitglieder an mich glauben, konnte ich es auch zulassen, dass alle am Songwriting beteiligt waren. Das Ergebnis spiegelt jetzt ganz klar die komplette Band wider.

Maul: Das ist einfach der einfachste Weg, denn in der heutigen Zeit kann man etwas aufnehmen und teilt es dann über Computer mit den anderen Bandmitgliedern und jeder kann seine Ideen mit einbringen. Man sieht es auch an den Songs selbst, denn Chuck ist in der letzten Zeit in puncto Songwriting gewachsen und es ist einfach toll zu sehen wie stark er sich in diesem Punkt entwickelt hat.

Chuck ist zu einem professionellen Musiker herangereift.

Maul: In jedem Fall, denn er hat einfach alles was einen guten Musiker ausmacht. Zudem hat er auch den kompletten Überblick über SIGNAL 99 und wir vertrauen ihm in diesem Punkt blind, denn wir wissen wie professionell er ist.

Das ist auch sehr wichtig, dass einer in der Band die ganzen Fäden in der Hand hat, denn es macht die Sache einfacher. Jetzt aber eine ganz persönliche Frage an dich. Dein Bruder verstarb im Jahre 2014 und du hast daraufhin die Band verlassen. Wie ist es dazu gekommen, dass du die Kraft gefunden hast wieder zur Band zurück zu kommen? War das wie ein Heilungsprozess für dich?

Chuck: Es war eine harte Zeit für mich gewesen, denn als er krank wurde und kurze Zeit später verstarb stand ich regelrecht unter Schock. Wenn du dann überhaupt keinen Antrieb mehr hast, dann ist es besser eine Auszeit zu nehmen um selber mit allem fertig zu werden und alles persönlich zu verarbeiten. In dieser Zeit habe ich auch an Songs gearbeitet, aber alle Songs waren schlecht, denn sie waren alle schlecht. Mein Bruder war ein sehr großer Teil der Band und auch heute noch ist er ein großer Teil der Band und es ist unmöglich ihn zu ersetzen. Wenn man ihn live gesehen hat, dann wusste jeder er ist der Rockstar von der Band. Ich musste dann auch für mich, vor allem in Bezug auf Live-Perfomances, meine eigene Identität wieder finden. Ich musste ein neues Kapitel starten, aber es war wirklich nicht einfach.

Signal 99 2017

Ihr hattet ja auch sehr große Erfolge in dieser Zeit zu verzeichnen. So wart ihr unter anderem 2011 beim Native American Music Awards als beste Band und bestes Video nominiert und zudem habt ihr im gleichen Jahr das Ernie Ball Battle gewonnen.

Chuck: Das wir das Ernie Ball Battle gewinnen war wirklich nicht vorhersehbar gewesen und wir haben eigentlich nicht an einen Sieg geglaubt. Was mir aber auch sehr stark aus meiner kleinen Depression damals geholfen hat, war die Sache mit dem eBook „How an Atomic Fart Saved the World“. Ich hatte einen Song mit dem Titel „Zombistar“ geschrieben und ihn aber mit der Zeit vergessen. Dann fragte man uns, ob wir nicht den Song für das eBook zur Verfügung stellen könnten. Da waren über 4000 Bands, die sich daran beiteiligten und wir waren am Ende in den Top 10 gewesen. Wir haben dann am Ende diesen Song als Soundtrack zur Verfügung stellen können und das Buch wurde mittlerweile über 800000-mal herunter geladen.

Ist dies ein eBook nur für Amerika?

Maul: Nein es ist eine weltweite Veröffentlichung gewesen und das war wirklich eine sehr große Sache für SIGNAL 99 gewesen. Ich möchte aber noch einmal auf Chuck´s Bruder zurückkommen. Er hat Chuck so sehr gefördert und hat ihm die Energie, die er heute hat mit auf den Weg gegeben. Heute, wenn wir Konzerte spielen ist er immer ein Teil von uns auf der Bühne. Wir fühlen immer, dass er zugegen ist.

Ich möchte jetzt zum Sound von euch kommen. Ich würde ihn als Metal mit Industrial-Einflüssen bezeichnen oder besser gesagt Modern Metal. Seht ihr das genauso?

Maul: Das ist eine korrekte Beschreibung. Hör die nur den Titelsong „American Monster“ an, der mit einer Gitarre im Western-Style beginnt und dann richtig loslegt. Trotz allem haben wir auch klassische Rockparts in den Songs oder auch wie du schon gesagt hast, Industrial-Parts.

Da habe ich auch gestaunt als ihr den Song live auf dem Rock The Canyon Festival in Shonto gespielt habt. Erst ganz ruhig und dann bricht die Welle über einen.

Maul: Trotzdem hat dieser Song auch die klassischen Rockstile als Inhalt.

Kommt dieser unterschiedliche Sound von den unterschiedlichen Geschmäckern der einzelnen Musikern?

Chuck: Wir haben eigentlich alle die gleichen Einflüsse in musikalischer Sicht. Maul und ich sind in dieser Hinsicht ziemlich gleich. Als er uns damals verlassen hatte und wir einen anderen Gitarristen hatten war das nicht das gleiche. Als er dann wieder zur Band stieß war das ein Gefühl für uns als hätte er uns nie verlassen.

Chuck du schreibst die Texte für die Songs. Was steht z.B. textlich hinter dem Song „American Monster“?

Chuck: Das ist die Sichtweise eines Amerikaners auf sein Land. Ich, der als Native American geborener Staatsbürger hat eine andere Sichtweise auf sein Land wie vielleicht andere Amerikaner. Der Text zu „American Monster“ ist schon vor einiger Zeit entstanden, als die Zeit noch ein wenig anders war. Für uns ist es nicht so einfach, denn die Regierung, nicht nur die amerikanische Regierung vergisst einfach die Probleme, die wir haben. Aber wir sind hat ein Teil der Maschine, die laufen muss. Das Hauptthema von „American Monster“ ist, wir mögen es nicht was alles so hier im Land passiert, aber wir sind halt nur ein kleiner Teil dieser großen Maschine. Schau nur die Sache mit dem Öl. Wir haben so viel Öl hier unter der Navajo-Reservation und alle wolle es haben, aber wir leben hier und das ist unser Land. Dieser Teil der Maschine ist eigentlich das Hauptkonzept des Albums.

SIGNAL 99 Logo Gasmask

Es ist ja nicht nur das Öl, denn es ist ja auch noch eine Menge Gas, wie es z.B. in der Umgebung vom Chaco Canyon mittels Fracking gefördert wird. Im letzten Jahr sind dort einige Hektar Land abgebrannt, weil es Probleme mit dem Fracking gab.  Zudem gibt es ja auch noch sehr viele Uran-Minen, die noch nicht gesäubert wurden auf eurem Land. Es ist eine Schande was hier passiert.

Chuck: Es ist wirklich so und wir zerstören unseren Planeten mit diesen Aktionen. Wusstest du, dass es in Shiprock, New Mexico eine große Uranmine gibt. Auf dieser wurde die ganze Stadt erbaut und sie wurde nie gesäubert.

Es gibt ja auch noch an vielen anderen Plätzen in der Navajo-Reservation, wie Monument Valley (Utah), Tuba City (Arizona) und selbst am Grand Canyon (Red Butte) und in White Mesa, Utah, wo es solche Minen gibt und man plant auch noch heute Uran dort zu fördern.

Chuck: Das ist ja auch das große Problem was wir als Native Americans haben, die Regierung gab uns das billigste, unsauberste und unfruchtbarste Land was Amerika zu bieten hat. Heute ist es natürlich wertvoll, denn wir haben ja Uran, Kohle, Gas, Öl und auch noch einen kleinen Teil an Gold zu bieten. Wir zerstören aber mit dieser Förderung das Land und die Menschen hier sterben mittlerweile immer früher.

Maul: Das Problem ist auch noch, dass unsere Regierung zum Teil auch noch korrupt ist, aber ich glaube dieses passiert nicht nur mit unserer Regierung.

Welche Bedeutung hat eigentlich euer Bandname SIGNAL 99, hat er überhaupt eine?

Chuck: Ja, das ist ein Stresscode. Wenn du siehst was alles so in der Welt passiert ist, das ist unsere Meinung der Bandname richtig gewählt.

Der Name der Band stammt von einem alten New Yorker Feuerwehrmann. „Es ist immer noch in New York City“, erklärt Haven. „Es ist Code für einen Patienten in Atemnot und ich dachte es passt gut zu dem, was wir machen und deswegen haben wir auch als Markenzeichen die Masken.

Kommen wir doch mal zu euren Plänen für die nächste Zeit. Was habt ihr alles so geplant?

Chuck: Wir können nur an Wochenenden spielen, weil wir ja alle zur Arbeit gehen müssen. Wir werden im November auf einem Festival  in Costa Rica spielen, was jetzt auch bestätigt wurde. Dort sind Bands aus aller Welt vertreten. Trotz allem arbeiten wir auch daran, eine komplette Tour zu machen.

Ein Supportslot für eine größere Band würde mit Sicherheit helfe, aber das ist halt zu teuer.

Chuck: Das ist unbezahlbar für uns, denn wir haben auch das Album in Eigenregie herausgebracht. Vielleicht hilft uns auch dieses Konzert in Costa Rica weiter.

Das hoffe ich für SIGNAL 99 und vielleicht sieht man sie auch mal in Europa, zu wünschen wäre es der Band.

 

Facebook:  https://www.facebook.com/sig99

Webpage:  http://www.sig99band.com

 

Link zum Review SIGNAL 99 – American Monster folgt in Kürze.

Bald gibt es auch das komplette Interview in Englisch als MP3-Datei

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