SCHANDMAUL – Leuchtfeuer

Veröffentlichung: 16.09.2016

Stil: Folk

Label: Vertigo/Capitol , Universal

Website: http://www.schandmaul.de

Facebook: https://www.facebook.com/schandmaul

 

Es gibt Bands, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie alle paar Jahre ein Album rausbringen. Mal sind das richtig gute Alben, manchmal eher Mitläufer und manchmal klingt es mehr nach gewollt anstatt nach gekonnt. Und dann gibt es diese Bands, die regelmäßig Alben raushauen, die absolut einschlagen. SCHANDMAUL gehört zu dieser seltenen Kategorie Spielleute. Ihr bereits neuntes Studioalbum „Leuchtfeuer“ hält an dem Erfolgskonzept fest, dass die Gruppe seit 1999 immer über Wasser hält: Schöne Geschichten, tiefgehende Emotionen und immer mit einem zwinkernden Auge.

Das faszinierende an den Songs von SCHANDMAUL ist einfach diese absolute Hingabe an die Musik. Jeder einzelne Track ist nicht nur musikalisch durchdacht, die Texte treffen zudem mitten ins Herz und man möchte immer weiter lauschen. So auch auf „Leuchtfeuer“. Wie auch auf den Vorgängerplatten wie „Unendlich“ oder „Traumtänzer“ befasst sich die Combo mit bekannten Geschichten. Dieses Mal sind Johanna von Orléans, besser bekannt als Jeanne d’Arc und Tjark Evers mit dabei. Ersterer gibt sich als perfekter Opener für diese Hammerplatte, wunderschöne Melodien mit einem fetten Einstieg und darüber Thomas Lindners tolle Erzählerstimme ergeben zusammen einen grandiosen ersten Eindruck für „Leuchtfeuer“. Zweiterer ist eine packende Ballade über den tragischen Seemann Tjark Evers. Dazwischen gibt es dann noch die verspielte Legende von „Jack O’Lantern“, die sofort mitsingbar und absolut tanzbar ist. Neben tollen tiefen Bassmelodien tänzeln die traditionellen Instrumente um das Schlagzeug herum und bilden insgesamt mitreißende Klänge in insgesamt 17 Songs.

„Heute bin ich König“ und „Freunde“ kann man textlich absolut nachvollziehen und sich gut in den Erzähler hineinversetzen. Darüber dann das perfekt ausgearbeitete vorantreibende Instrumental-Arrangement und wir haben zwei weitere super Songs. Ans Herz geht s dann mit dem tragisch-süßen „Sonnenseite“, das von einer nicht erfüllten Liebe handelt und mit „Die schwarze Perle“ geht es orientalisch angehaucht ebenfalls Richtung Tragik. Doch auch mitreißende Tracks finden ihren Platz auf der Platte, wie zum Beispiel der Namensträger „Leuchtfeuer“ und „Herr der Wellen“, die immer wieder leicht runterfahren um dann im Refrain absolut zu explodieren. Ein kleiner instrumentaler Leckerbissen darf hier natürlich nicht fehlen, den bietet „Sommernachtstraum“. Schön instrumentalisiert und abwechselnd treibend und fast sphärisch kommt dieser Song gänzlich ohne Schlagzeug aus ohne dabei langweilig zu werden. Mit „Ich werd‘ alt“ spricht Thomas zwar wahrscheinlich nicht von sich selbst aber jeder kann genau nachvollziehen, wovon der gute Mann da singt.

Ein absolutes Highlight ist aber natürlich der Feature-Track mit Ex-Nightwish-Frontfrau Tarja Turunen in „Zu zweit allein“. Die gebürtige Finnin versucht sich mit deutschem Gesang und setzt diesen auch sehr gut um. Natürlich hört man den Dialekt immer noch heraus aber Hut ab für diese Meisterleistung. Schade nur, dass nicht das ganze Potential der Opernsängerin ausgenutzt wird und sie sich nur im gewöhnlichen aber perfekt intonierten Popgesang bewegt. Ganz davon abgesehen ist dieser Track eine Ode an das Auseinanderleben und wunderschön in Szene gesetzt. Zum Ende gibt es dann noch den verträumten „Zeit“, der einen mit einem schweren Herzen voller positiver Emotionen zurücklässt.

Was soll ich noch groß sagen? „Leuchtfeuer“ ist ein in sich stimmiges Album voller großartiger Songs, die auch nach so vielen Jahren noch vor Spielfreude und Ideenreichtum strotzen. Von Album zu Album reifen SCHANDMAUL immer mehr, die Songs sind erwachsen wie eh und je und dennoch frisch und jung und einfach aus der Szene nicht mehr wegzudenken. Die neue Platte des Sextetts glänzt und scheint und reiht sich perfekt in die SCHANDMAUL-Chronik ein. Dieses Album schießt sofort auf meine Dauerplaylist und wird so schnell davon auch nicht mehr verschwinden. Absolut empfehlenswert!

 

Tracklist:

1. Orleans
2. Heute bin ich König
3. Jack O’Lantern
4. Sonnenseite
5. Leuchtfeuer
6. An Deiner Seite
7. Sommernachtstraum
8. Schachermüller-Hiasl
9. Freunde
10. Ich werd‘ alt
11. Leiermann
12. Loreley
13. Die schwarze Perle
14. Herr der Wellen
15. Tjark Evers
16. Zu zweit allein
17. Zeit

 

Line-up

Gesang, Akkordeon, Gitarre, Klavier – Thomas Lindner

Violine, Drehleier, Bratsche, Cello, Gesang – Anna Katharina Kränzlein

Schlagzeug, Perkussion, Gesang – Stefan Brunner

Gitarre, Cister, Laute, Banjo, Gesang – Martin Christoph „Ducky“ Duckstein

Schäferpfeife, Schalmeien, Rauschpfeife, Flöten, Dudelsack, Gesang – Birgit Muggenthaler-Schmack

E-Bass, Kontrabass, Fretless Bass – Matthias „Hiasl“ Richter (seit 2002)