KAMIKAZE 52

Mitte Mai veröffentlichte die Berliner Band KAMIKAZE 52 ihr Debutalbum. „Destroy Yourself To Rise“ ist mit einem Sound versehen, welcher in keiner der von den meisten geliebten Schubladen passt. Allein schon dies war einer der wichtigsten Gründe für mich, ein wenig bei der Band nachzuforschen. Vor dem Konzert, anlässlich ihrer Releaseparty im Berliner Kesselhaus hatte ich dann die Möglichkeit mit Sängerin Sui Yamamoto und Gitarrist Alexander (Sascha) Goldmann, welche sich auf recht ungewöhnliche Weise kennen lernten.

Im ersten Moment glaubte ich es fast gar nicht, ob diese Geschichte wirklich wahr sein sollte, denn Alexander hatte sich an einem Tag mit seinem Motorrad zu weit in die Kurve gelegt und prompt Sui für 52 Tage ins Krankenhaus befördert.

Sascha: Die Geschichte ist aber wirklich wahr, denn ich habe sie wirklich umgefahren.

Vor allem aber die weitere Geschichte ist auch ziemlich ungewöhnlich, denn nach ihrem Krankenhausaufenthalt begegnete Sui im Treppenhaus ihrer neuen Wohnung Sascha zum zweiten Mal. Was ging dabei in dir vor?

Sui: Mein erster Gedanke war: „jetzt erst einmal voll in die Fresse“. Aber das Problem dabei war, Sascha ist wirklich sehr lustig und nach einem ersten Beschnuppern fanden wir uns eigentlich gegenseitig ganz in Ordnung.

Sascha: Wir haben bei dieser Begegnung auch noch festgestellt, dass wir im gleichen Haus wohnen. Ich habe nur gedacht, das kann doch nicht wahr sein.

Das waren ja Zufälle ohne Ende. Wir seid ihr denn musikalisch zusammen gekommen?

Sascha: Ich hatte ja zur damaligen Zeit schon die Band, aber mir fehlte nur noch der passende Sänger dazu. Sui hat sich dann einige Shows angeschaut und ihr gefiel das Ganze.

Du hast ja vorher mit deiner alten Band FEELIN B als Punkband. Hat sich dieser neue Stil denn durch die neuen Musiker und Sui entwickelt?

Sascha: Das Songwriting liegt hauptsächlich bei Sui und mir und dadurch hat mein ehemaliger Sound auch diese Wandlung erfahren. Im Grunde muss es uns erst einmal gefallen.

Was mir besonders gut gefällt ist der harte Sound und denn deine beruhigende Stimme, die alles wieder in ein anderes Fahrwasser bringt. Sie verleiht den Songs eine Spur von Mystik. Ist dieser Effekt gewollt?

Sui: Wir planen nichts im Vorfeld. Es sind eigentlich nur unsere Emotionen, welche wir im starken Maße empfinden, die musikalisch umgesetzt werden.

Sascha: Meiner Meinung ist es so gekommen, weil ich am Anfang eigentlich nur Krach gemacht habe. Durch ihre Art zu singen wurde ich aber immer „ruhiger“.

Sui: Ich wollte doch einfach nur zu hören sein.

Sascha: Also musste ich alles viel leiser machen. Ich denke auch, dass dieser „Kampf“ auf der Bühne KAMIKAZE 52 erst ausmachen, denn durch diesen wird die Musik erst homogen.

Dem kann ich nur zustimmen, denn im nachfolgenden Konzert konnte man dies sehr gut beobachten. Euer Album habt ihr ja selbst produziert. War das nicht schwierig?

Sascha: Wir haben im Vorfeld schon so viel an Vorarbeit geleistet, dass wir gar keinen Produzenten mehr brauchten. Wir wollten auch nicht, dass uns irgendeiner hinein pfuschen konnte, denn wir waren mit dem Resultat mehr als zufrieden.

Das könnt ihr auch sein, denn „Destroy Yourself To Rise“ ist ein Debutalbum geworden, welches sich sehr professionell anhört. Einer der ausdrucksstärksten Songs ist „Jesus Presley“. Hinzu kommt noch „Bitch Of Destruction“, denn beide haben einen solch ausdrucksstarken Sound, dass sie einem nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Sascha: Das ist immer wieder lustig zu Hören, denn alle, mit denen wir bis jetzt gesprochen haben, hatten andere Favoriten auf dem Album.

Das kann ich mir denken, denn es ist wirklich schwer ein oder zwei Stücke aus der großen Vielfalt herauszupicken. Aber was kann ich unter „Jesus Presley“ verstehen?

Sui: Der Song „Jesus Presley“ ist die Beschreibung eines ultimativen Traumes, den eigentlich keiner erfüllen kann. Auf der einen Seite ist Elvis Presley, der nach etwas greifen wollte, was er nie erreichen konnte.

Wie entstehen denn die Texte bei dir und wo holst du dir die Anregungen her?

Sui: Ich habe mir sämtliche Facetten des Lebens angesehen. Trotz allem versuche ich immer wieder Raum zu lassen für die eigenen Gedanken. Das ist für mich sehr wichtig, denn ich möchte mit meinen Texten niemanden meine Meinung aufdiktieren. Viele Geschichten sind authentisch, aber einige sind auch frei erfunden. Für mich sind auch Denkspielereien sehr wichtig beim Schreiben der Texte, denn somit hat man die Möglichkeit, die Welt aus den verschiedensten Perspektiven anzusehen. Das Wichtigste ist aber, dass man nicht in seinem eigenen Saft schmort sondern Sachen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln sieht. Dies muss dann natürlich so ins Songsgefüge eingepasst werden, dass es auch Sinn macht.

Ihr habt ja letzte Woche einen Gig zum neuen Album gespielt. Waren die Reaktionen gut gewesen?

Sui: Es war schon phantastisch, wie die Leute mitgegangen sind. Wir freuen uns jetzt auch auf die folgenden Shows, denn es ist doch wohl das Wichtigste, wenn man ein Album veröffentlicht hat, dieses auch live zu präsentieren.

Dazu haben KAMIKAZE 52 nun auch genügend Gelegenheit, denn der Tourkalender der Band ist wirklich voll. Schaut sie euch ruhig an, denn es ist schon eine verheißungsvolle Band.

Story: Gisela