W.A.S.P.

Mit ihrem neuen Album ´Unholy Terror´, beweisen W.A.S.P., dass sie noch lange nicht zum ´alten Eisen´ gehören. Blackie Lawless ist ja dafür bekannt, dass er keine Angst hat, kontroverse Themen anzusprechen. So ist das neue Album auch ziemlich dunkel und bedrohlich ausgefallen. Viele seiner Fans in Europa haben es ihm ja ziemlich übel genommen, als er mit ´Kill, Fuck, Die´ einen kleinen Ausflug ins Industrial-Genre wagte. Obwohl diese Scheibe ziemlich gut in Amerika ankam. Jetzt ist aber Zeit für ´Unholy Terror´, zu dem mir Blackie einiges zu sagen hatte.
Wenn man sich die textlichen Inhalte ansieht, kommt es einem vor, als handele sich ´Unholy Terror´ um ein Konzeptalbum.
– Nicht richtig, denn die Themen sind sehr individuell ausgefallen und es steht kein richtiges Konzept dahinter.
Ich sah dieses Konzept jetzt auch eher in Bezug auf Hass, Krieg und was sonst so in der Welt im Moment passiert.
– Das schon, obwohl ich in erster Linie Musiker bin. Ich versuche nur das wieder zu geben, was ich in der Welt alles sehe und was mich vor allem sehr stark tangiert. Ich versuche dies eben mit meiner Musik umzusetzen. Es ist eine musikalische Reportage aus meiner Sicht.
Auf ´Unholy Terror´ befindet sich mit ´Loco-Motive Man´ ein Song, der anders gedeutet wird, als es den Anschein hat. Die erste Silbe ´Loco´ kommt aus dem spanischen und bedeutet so viel wie verrückt. Wovon handelt der Song?
– Dies ist ein offener Brief, den ein Junge geschrieben hat, der sehr unglücklich ist und in der Schule, mit einer Waffe die er sich besorgt hat, ein Massaker anrichten will. Der Grund für diesen Inhalt war der, dass es dieses Phänomen nicht nur in Amerika gibt. Diese Probleme gibt es in der ganzen Welt. Der Grund dafür ist, dass die meisten Kids im Grunde kein zu Hause mehr haben. Sie besitzen zwar Eltern, aber diese kümmern sich überhaupt nicht mehr um ihre Sprösslinge. Die Kinder tragen keine Schuld daran, dass sie so werden, weil sie von ihren Eltern keine Beachtung mehr bekommen, weil sie selber viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Das muss sich dringend ändern, denn sonst wird es im Laufe der nächsten Jahre immer schlimmer. Das passiert zum größten Teil in den Ländern, wo die der Standard und die Technik überwiegt. Die meisten Eltern streben nach dem perfekten Leben, der perfekten Ehe und natürlich dem Luxus. Darüber vergessen sie aber vollkommen ihre Kinder, weil sie zu sehr mit sich selber beschäftigt sind. Im Endeffekt besitzen sie aber überhaupt nichts, denn ihre Familie ist zerbrochen. Wenn man sich heute die Kids ansieht, wie sie mit einer Waffe in die Schule gehen und Massaker anrichten, oder im Keller Bomben bauen, ist dies doch sehr erschreckend. Aber im Grunde ist dies ein Schrei nach mehr Anerkennung, die sie in dieser Form an ihre Eltern stellen.
Diese Kinder haben zwar auf dem Papier eine Familie, aber in Wirklichkeit sind sie alleine mit ihren Problemen und ihren Ängsten.
– Dies ist vollkommen korrekt. Ich kann mich auch noch ganz genau an meine Kindheit erinnern. Meine Mutter wusste schon vorher, was ich tun würde, bevor es mir erst einmal klar wurde. Sie wusste auch immer, wo ich mich aufhielt. Das hat mir sehr gut getan, denn ich wusste immer wohin ich gehörte. Das wissen die meisten Kids heutzutage aber nicht mehr und deswegen kommen sie auf die verrücktesten Ideen, um auf sich aufmerksam zu machen. Dieser Zustand ist sehr beängstigend und traurig zugleich.
Der Song ´Evermore´ ist schon etwas älter. Er ist zu der ´Headless Children´-Zeit entstanden. Warum hast du ihn jetzt erst fertiggestellt?
– Als ich den Song damals schrieb, war er erst halb fertig. Die Texte fehlten noch und wir wussten damals auch noch nicht, wie wir ihn überhaupt klingen sollte. Durch Inspirationen, die wir in der vergangenen Zeit hatten, war es uns möglich ihn jetzt fertigzustellen.
Ein wenig anders klang ja auch das vorletzte Album ´Kill, Fuck, Die´, welches sehr Industrial-mäßig angehaucht war. Ich fand das Album richtig gut, aber die Meinungen waren hierzulande doch ziemlich geteilt. Habt ihr daraufhin einige eurer älteren Fans verloren?
– Hier in Europa würde ich das schon behaupten, aber dagegen in Amerika einige dazugewonnen. Dort ist ´KFD´ richtig gut angekommen. Ich denke auch, das viele das Album in Europa nicht verstanden haben. Die Platte ist in Amerika sehr gut angekommen, was bei dem ´Headless Children´-Album nicht der Fall war. Das war erfolgreicher in Europa. Nick und ich befanden uns damals in einer schwierigen Situation, weil wir im privaten Bereich einige Probleme hatten. Uns ist das aber auch ziemlich egal, weil wir Songs schreiben für uns selbst. Wir sind in dieser Beziehung sehr offen, auch für neue Stilistiken.
Das ist ja wohl auch der wichtigste Punkt. Ein Musiker sollte mit seinen eigenen Songs zufrieden sein und man sollte von den eingefleischten Metal-Fans etwas mehr Offenheit erwarten, denn mit der Zeit entwickelt sich jede Band, die sich intensiv mit der Musik befasst, weiter. Kommen wir jetzt aber noch einmal zur aktuellen CD zurück. Das Cover-Artwork zeigt uns eine Bibel, die durchlöchert abgebildet ist. Hat dieses Bild eine spezielle Bedeutung?
– Das Cover steht kennzeichnend für meine Zeit, als ich noch ein Kind war. Ich bin ziemlich christlich erzogen worden und musste bis zu meinem 18. Lebensjahr die Kirche besuchen. Den Konflikt, den ich mit der Kirche hatte, war der, das ich mit vielem, was die Kirche mir zu sagen hatte nicht einverstanden war. Aber zur Bibel habe ich ein sehr gutes Verhältnis, weil vieles was darin steht, der Wahrheit entspricht, nur wird diese meistens falsch ausgelegt. Es ist sehr wichtig, dass man das alles versteht. In der heutigen Zeit wird die Religion aber sehr oft zum Anlass genommen einen Krieg zu entfachen und damit komme ich überhaupt nicht klar. Aber im Endeffekt muss jeder, der die Bibel gelesen hat für sich selbst entscheiden, was für ihn richtig ist. Ich für meinen Teil habe diesen Konflikt gelöst.
Es gibt ja auch genug ´heilige Kriege´ in der Welt, wo die Religion dazu benutzt wird, Menschen zu töten.
– Richtig, nimm nur Afghanistan oder die Menschen, die nach dem Koran leben. Die Menschen sollen doch alle an den Koran glauben und werden genau dadurch ihres eigenen Glaubens beraubt. Die Hauptsache ist aber, dass die Menschen noch Hoffnung haben und an irgendetwas glauben können.
Die Hoffnung und den Glauben sollte man in keinem Fall verlieren, denn die Zeit in der wir leben ist doch sehr hart. Deswegen ist es gut, dass es Konzerte gibt, bei denen man so einige Sorgen vergessen kann. Wann kommt ihr denn zu uns und stellt euer neues Album vor?
– Wir werden für einige Festivals nach Europa kommen und dann im Anschluss daran, wird es natürlich auch eine Tour geben. Nur wann kann ich im Moment noch nicht sagen, denn die Verhandlungen laufen gerade.
Wenn es denn soweit ist, werdet ihr die Dates sofort erhalten. Bis dahin müssen wir uns leider noch ein wenig in Geduld üben.
Story: Gisela
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